27.10.2010, 13:52 Uhr
Kampf der App-Stores
Google gibt bekannt, dass es bereits mehr als 100'000 Apps für Android gibt. Doch damit hinkt der Suchmaschinenriese weiterhin der Apple-Konkurrenz hinterher.
Nur eine Woche, nachdem Apple verkündet hatte, dass ihr App-Store die 300'000er-Marke überschritten habe, enthüllte Google gestern, dass das Angebot an Android-Apps nun auf über 100'000 gestiegen sei. Die Enthüllung hat aber kaum dazu beigetragen, das Meckern der unzufriedenen Android-Entwickler über den Betrieb ihres Marktplatzes zu unterdrücken.
Ohne grossartiges Jubeln überging Google diesen grossen Tag, während die vergleichbare Meldung bei Apple wie ein Paukenschlag wirkte. Die Entwickler von Android schrieben lediglich via Tweet: "100'000 Apps auf dem Android-Marktplatz.". Sie waren schliesslich langsamer als die Apple-Rivalen gewesen, um ihre Apps auf den Markt zu bringen. Während es bei Android 20 Monate gedauert hat, um die 100'000-Apps-Marke zu knacken, schaffte dies der App-Store von Apple schon nach 16 Monaten. Für viele, die diesen Markt beobachten, ist das kaum überraschend. Rein finanziell ist das Verkaufen von Android-Apps für Entwickler nicht so verlockend wie der Verkauf von Apps für Apple-Geräte.
Ein Problem, das oft bezüglich des Android-Markplatzes erwähnt wird, ist das Kaufschema. Dort wird Google zur Abwicklung genutzt. Eine beliebtere Variante wie PayPal wäre vielleicht passender, um jenes impulsive Kaufverhalten zu fördern, von dem der App-Verkauf letztendlich lebt. "Auch wenn die Android-Verkäufe explosiv anwachsen - Google behauptet jetzt täglich ca. 200'000 Handys zu verkaufen - ist der Markt für Android-Apps immer noch armseelig, verglichen mit dem florierendem Apple-Pendant," schreibt Jenna Wortham in der "New York Times".
Ein weiterer Kritikpunkt der Entwickler an Android ist die Hardware-Vielfalt. Apple stellt den Entwicklern eine einheitliche Plattform zur Verfügung. Was auf dem iPhone funktioniert, funktioniert ebenso auf dem iPod Touch und dem iPad. Das ist bei Android-Geräten nicht der Fall: die Hardware variiert, abhängig vom Hersteller des Smartphones.
Zudem erschwert die Tatsache, dass Android kostentlos ist, profitable Einnahme aus dem Android-Marktplatz. Ausserdem verkauft der Marktplatz die kostenpflichtigen Apps nur in 32 Ländern - Apple dagegen in 90.
Dafür haben die Entwickler allerdings mehr Freiheiten bei der Vermarktung ihrer Android-Apps. Bei Apple gibt es strenge Prüfungsmassahmen vor der Veröffentlichung, was diese stark verzögern kann. Ferner ist es leichter, den Überblick in dem 100'000-App-Universum zu bewahren als in dem drei mal so grossen App-Store von Apple. Ausserdem verbessert Google das System des Marktpatzes ständig, so werden beispielsweise die Preise der Apps nun in der Währung des Käufers, und nicht des Verkäufers angezeigt. Desweiteren ist ein Feature geplant, das Käufe innerhalb eines Apps ermöglicht, wodurch die derzeit entwickelten Apps für Software-Programmierer noch lohnender ausfallen sollten.
Was den ganzen Entwicklungsprozess noch zusätzlich anspornen sollte, sind möglicherweise die Menge an Android-Geräten, die keine Handys sind. "Die Aussichten für Android gehen über die eines normalen Geräts hinaus," erklärte Andy Rubin, Vorsitzender der Technikabteilung von Google, der New York Times, "man wird in Zukunft Programme auf Android laufen sehen, die niemand je für möglich gehalten hatte."