Falt-Handy
07.11.2019, 10:49 Uhr
Im Test: Samsung Galaxy Fold 5G
Das erste marktfertige Falt-Handy bei uns im Test. Was kann es? Überzeugt es im Alltag? Lesen Sie das in unserem Test.
Ein Smartphone der anderen Art lag dieses Mal auf unserem Tisch, nämlich Samsungs Klappwunder, das Fold. Nachdem der Release im Frühling wegen Display-Problemen gestoppt werden musste, haben sich die Südkoreaner nochmal eingehend mit ihrem Falttelefon beschäftigt und ihm dazu noch – ohne Aufpreis! – ein 5G-Modul spendiert. Auch lobend zu erwähnen: Samsung spendiert zum Phone die True Wireless Kopfhörer aus eigener Produktion, die Galaxy Buds. Abgesehen davon, hat sich am Fold aber nicht viel geändert. Es gibt in zusammengeklappten Zustand vorne ein 4,6 Zoll Display im 21:9 Format – also länglich und schmal, dafür relativ dick – 1,6 Zentimeter. Grund dafür ist natürlich, dass es zwei Hälften gibt, die von einem metallenen Scharnier zusammengehalten werden. Auch das Gewicht beträgt für Smartphones ordentliche 263 Gramm. Dies wegen dem massiven Scharnier. Allerdings liegt es gut in der Hand und lässt sich problemlos in der Hosentasche verstauen.
Über und unter dem Display hat das Phone im zusammengeklappten Zustand relativ breite Ränder und eine Kamera mit 10 Megapixel. Rückseitig gibt es eine Kamera-Triplette mit einer 16-MP-Ultraweitwinkel- und zwei 12-MP-Kameras, je eine mit normaler Linse und eine mit zweifachem Tele-Zoom. Ansonsten finden sich oben und unten je ein Lautsprecher sowie ein USB-C-Port sowie auf der Seite die üblichen Tasten, wie Power- und Lautstärkeregelung. Auch der Fingerabdrucksensor befindet sich seitlich – wie früher bei Sony-Geräten. Praktisch für den Daumen.
Mit einer Auflösung von 1960×840 und einer Dichte von 399 Pixel pro Zoll kann an dem Frontbildschirm nicht viel ausgesetzt werden – allerdings kommt einem der Bildschirm durch das ungewöhnliche Format schon sehr klein vor. Um Benachrichtigungen zu checken, Musik zu wählen oder für einen schnellen Foto-Schnappschuss reicht das durchaus – für längere Recherchen, Filme schauen oder Messaging ist der Platz aber sehr knapp. Zudem ist das Bedienfeld etwas hoch angesiedelt, sodass sich die einhändige Bedienung etwas schwierig gestaltet. Mit dem vollen «Wow-Effekt» wird man beim Aufklappen konfrontiert.
Auf der guten Seite: Das 7,3 Zoll grosse Display erinnert schon an ein kleines Tablet, wie es sie früher zuhauf gab (iPad Mini, das MediaPad von Huawei etc.) und bietet dementsprechend hohen Komfort. So lassen sich auch längere Texte bequem lesen, was bei einem Smartphone-Display ansonsten eher eine anstrengende Angelegenheit ist. Die Bildschärfe beträgt hier 362 ppi, die Auflösung beträgt 1352×2152 – dies entspricht dem abenteuerlichen Format 4,2:3.
«Auf der nicht so guten Seite» und «Ebenfalls stark»
Auf der nicht so guten Seite
Der «Falz». In der Mitte des Displays gibt es eine Beuge-bedingte, fühl- und sichtbare Wölbung. Nach einigen Tagen hat man sich daran gewöhnt, vor allem bei hellen Display-Hintergründen tritt sie in den Hintergrund. Dark-Mode-Fans werden daran allerdings stehts zu knabbern haben – auch mich störte es. Ein weiteres, allerdings weniger tragisches Problem, ist die Bedienung mit einer Hand. Da man mit einer Zweihand-Bedienung den Rand festhalten muss, erreicht man auch mit grösseren Händen nicht jede Ecke des Displays. Entscheidet man sich für eine Ein-Hand-Bedienung, sind die Rechtshänder etwas gelackmeiert: Beim Festhalten greift man zwangsläufig aufs Front-Display, was Fingerabdrücke hinterlässt. Der unschöne Spalt zwischen Scharnier und Gehäuse ist optisch ebenfalls ein Problem vergangener Tage und als Staubfänger soll das Scharnier ebenfalls nicht mehr herhalten müssen – das Hauptproblem des ersten Versuchs mit dem Galaxy Fold im Frühling.
Die Falt-Mechanik funktioniert aber grundsätzlich gut – bis auf die auch hier unvermeidbare Fingerabdruck-Problematik. Praktisch: Erhält man beispielsweise eine Nachricht per WhatsApp oder SMS und sieht dies auf dem Front-Display, kann man das Fold aufklappen und der Bildschirm wechselt von selbst und zeigt den zuvor auf dem kleinen Frontscreen gezeigten Inhalt auf dem grossen Screen.
Ebenfalls stark: Den OLED-Screen um 90 Grad gekippt, lassen sich Filme auf Netflix oder YouTube im Breitbild-Format ansehen – ein cooles Filmvergnügen. Es ginge dies auch im Vollbild, wenn man in den Einstellungen die entsprechende Änderung vornimmt. Der fette Notch mit der 3D-Erkennungs-Kamera auf der Front trübt den Spass allerdings, da er Teile des Bilds abschneidet.
«Daumen hoch für Akku und Kamera» sowie «Fazit und Bewertung»
Daumen hoch für Akku und Kamera
Schockschwerenot! Bei solch einem Display geht der Akku doch bestimmt schneller Flöten, als man «kabelloses Laden mit Qi-Standard» sagen kann. Nein! Denn Samsung hat vorgesorgt: Zwei Akkus à je 2190 mAh, also insgesamt 4380 Milliampère Akku vermeiden diesen Frustfaktor erfolgreich. Überhaupt, die Hardware: 12 GB RAM, 512 GB Nutzspeicher, der Snapdragon 855 im Herzen des Phones – hardwaremässig muss sich Samsung nichts nachsagen lassen.
Gleiches gilt für die Kamera(s), die ob der ganzen Falterei fast etwas in Vergessenheit geraten ist. Die insgesamt 6 Objektive erledigen ihre Aufgaben ordentlich. Scharfe, detailreiche Bilder sind zu erwarten, Bokeh-Effekt eingeschlossen. Bitter: Der Nachtmodus wäre sicher ebenfalls etwas, das gefällt. Allerdings haben Apple und Oppo dort gerade jüngst einen enormen Sprung gemacht, sodass Samsung bei der Restlicht-Aufhellung etwas hinterherhinkt. Lustig dafür: Die Kameras sind unabhängig voneinander bedienbar. Heisst: Während man vorne z.B. einen Videocall über Google Duo führt, kann man hinten locker weiter fotografieren.
Noch ein Wort zu besagtem Call: Zusammen mit dem Audio-Hersteller AKG hat Samsung zwei ordentliche Lautsprecher verbaut und auch mit Kopfhörern erweisen sich Sprach- und Soundqualität als durchaus gefällig.
Fazit
Die Display-Problematik ist – aus technischer Sicht – gelöst. In der Theorie und auch auf technischer Basis haben wir hier ein tolles Phone. Probleme sehen wir aber in der praktischen Anwendbarkeit. Das Frontdisplay ist klein und ungünstig positioniert, was eine vernünftige Bedienung erschwert. Das andauernde Auf- und Zuklappen ist im Alltag etwas mühselig, die Bedienung umständlich – gross ist die Gefahr, dass es im Gedränge runtergestossen wird. Ist man viel in Bewegung und will nur husch, husch etwas checken, ist das Fold wohl nicht die perfekte Wahl. An und für sich ist es allerdings ein faszinierendes Phone mit guter Hardware.
Samsung Galaxy Fold 5G
Positiv: Akku, Screen, Kamera
Negativ: Front-Display sehr klein, die Wölbung im Hauptdisplay, Bedienung gewöhnungsbedürftig
Details: Qualcomm Snapdragon 855, 12 GB RAM, 512 GB Speicher, 4,6 (7,3) Zoll Display, 1680×720 (2152×1536 Pixel), Super AMOLED Display, Bluetooth 5, Android 9
Strassenpreis: Fr. 2100.–
Info: samsung.com
Negativ: Front-Display sehr klein, die Wölbung im Hauptdisplay, Bedienung gewöhnungsbedürftig
Details: Qualcomm Snapdragon 855, 12 GB RAM, 512 GB Speicher, 4,6 (7,3) Zoll Display, 1680×720 (2152×1536 Pixel), Super AMOLED Display, Bluetooth 5, Android 9
Strassenpreis: Fr. 2100.–
Info: samsung.com