Test: Apple Studio Display

Kamera, CPU und Face ID

Die «Webcam» – wenn man sie noch so nennen darf – kommt in Form einer 12-Mpx-Kamera mit einem ultraweiten Sichtfeld von 122 Grad. Sie liefert ein gestochen scharfes Bild und ist demnach schuldlos, wenn das Konterfei am anderen Ende schwammig ankommt.
Hingegen wirkte das Bild für meinen Geschmack etwas zu gelblich. Leider bietet Apple keine Einstellungen, um die Einstellungen zu manipulieren. Eine Lösung besteht darin, auf die Software iGlasses auszuweichen, die genau diese Lücke füllt, indem sie sich quasi als virtuelle Kamera dazwischenschiebt. Das funktioniert aufgrund von Apples Restriktionen jedoch nicht mit Face Time, aber immerhin mit diversen anderen Videochat-Lösungen, inklusive Teams. Trotzdem: Dafür müssen knapp 20 Franken ausgegeben werden, weil es Apple nicht für nötig hält, ein paar Schieberegler anzubieten.
In jedem Fall ist die neue Kamera ein riesiger Fortschritt, wenn man sich bis anhin mit den Flaschenböden begnügte, die Apple bis zuletzt in den Intel-Rechnern verbaut hat.

Center Stage (Folgemodus)

Zum ersten Mal kommt in einem Mac die «Center Stage»-Funktion zum Einsatz, von Apple mit «Folgemodus» übersetzt. Dabei folgt die Kamera scheinbar der Person, wenn sie sich bewegt. Tatsächlich handelt es sich dabei aber nur um eine Vergrösserung des Ausschnitts. Der Algorithmus dahinter leistet ganze Arbeit, indem sich die Kamera erst «bewegt», wenn die Action ein gewisses Ausmass angenommen hat. Dann aber funktioniert der Ausschnitt butterweich. Der Folgemodus funktionierte im Test in Face Time und WebEx, aber nicht in Teams. Er muss vom Software-Hersteller also explizit unterstützt werden.
Das Studio Display zeigt zwei Personen im Video-Chat; im Hintergrund ist eine komplexe Illustration zu sehen
Die neue Webcam mit Center Stage bringt eine neue Qualität in die Videogespräche
Quelle: Apple Inc.

A13 CPU

Der Folgemodus, der Raumklang und einige andere Eigenschaften verlangen nach einer Rechenleistung, die man in einem Display normalerweise nicht findet. Deshalb verbaut Apple den A13 Bionic – dieselbe CPU, die mit dem iPhone 11 eingeführt wurde. Das bedeutet, dass wir in Zukunft wohl das eine oder andere Software-Update für das Studio Display erleben werden. Ein weiterer Nutzen des A13 ist die Verwendung von «Hey, Siri!»

Keine Face ID?!

Nein, keine Face ID. Und es gibt keine andere Eigenschaft, die ich dem Studio Display so übelnehme, wie diese Unterlassungssünde. Mit Face ID wäre die Eingabe des Kennwortes weitgehend entfallen, ein kurzer Blick hätte genügt. Stattdessen wurde bei der Presse-Vorführung darauf hingewiesen, dass schliesslich die externe Apple-Tastatur für 209 Franken mit der integrierten Touch ID den Zweck genauso erfülle.
Das Foto zeigt eine Apple-Tastatur aus der Vogelperspektive
Kein Komfortgewinn durch die Touch ID ist so gross, dass ich diese Apple-Tastatur benutzen würde
Quelle: Apple Inc.
Dieser Aussage schwingt jener Hauch von Ignoranz mit, die bei Apple zuweilen durchschimmert. Ausserdem würden ihr wohl all jene widersprechen, die jemals das Vergnügen mit einer Logitech MX Keys hatten – ein Traum von einer Tastatur, erst recht im Vergleich zu Apples Design-Unfall (mit Touch ID).
Das Foto zeigt die Logitech-Tastatur «MX Keys» aus der Vogelperspektive
Die Logitech MX Keys für Mac ist vielleicht keine Schönheit, aber zum Schreiben ein Traum
Quelle: Logitech
Und so bleiben all jene, die der Apple-Tastatur nichts abgewinnen können, in einer längst vergangenen Epoche stecken, in der es noch keine biometrische Entsperrung gab.



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