Test: Apple MacBook Pro 16 Zoll (2023)
Das Tempo
Beim Tempo wird natürlich grossartiges erwartet. Und das MacBook Pro liefert, wenn auch nicht überall zu gleichen Teilen. Doch so viel vorweg: Ziemlich alles, was man sich einem «normalen» Notebook vorzusetzen getraut, wird hier auf der Stelle erledigt – also ohne Wartezeit.
SSD: war schon flinker
Die verbaute SSD ist ein fester Bestandteil des M2 Max und lässt sich demzufolge nicht erweitern. Sie liefert ziemlich genau 5 GB pro Sekunde (lesen und schreiben). Das ist eine Leistung, die auf den ersten Blick nichts zu wünschen übriglässt. Dennoch liegt sie ein wenig hinter dem MacBook Pro mit 14 Zoll von Ende 2022, das im Mittel etwa 6,3 GB pro Sekunde schreibt und rund 5,5 GB liest. Woran das liegt, bleibt Apples Geheimnis. In der Praxis dürfte der Unterschied kaum eine Rolle spielen, denn dieses Gerät kauft man vor allem der Rechenleistung wegen – und weniger für endlos grosse Dateitransfers.
Videobearbeitung: rasend schnell
Wir haben das MacBook Pro mit ProRes-Videodateien in 4K mit 30 fps gefüttert, die mit einem iPhone 14 Pro aufgenommen wurden. Mit einer Farbtiefe von 10 Bit und einem Speicherbedarf von 6 GB pro Minute sind diese Dateien keine Leichtgewichte. Die Clips dauerten zusammen genau 5 Minuten; Titel und Überblendungen wurden hinzugefügt, Farbkorrekturen angewendet und das ganze Projekt aus iMovie heraus in HEVC (H.265) exportiert.
Bereits die Bearbeitung ist die pure Freude. Die Timeline wird in Echtzeit und ohne jedes Ruckeln überflogen. Titel, Überblendungen und Effekte werden ebenfalls ohne Wartezeit umgesetzt. Tatsächlich sind das jedoch nur Fingerübungen: Der M2 «Max» verarbeitet in Programmen wie Final Cut Pro bis zu 43 Streams in 4K ProRes und bis zu 10 Streams in 8K ProRes. Es ist die Videoverarbeitung, die den M2 in vollem Glanz erstrahlen lässt.
Der Export erfolgte in 4K mit 30 fps in der Qualitätsstufe «Hoch» und der Komprimierung «Bessere Qualität». Das fünf Minuten lange Projekt wurde in gerade einmal 3:28 Minuten ausgegeben. Das heisst auch: Ein abendfüllender Streifen von 90 Minuten lässt sich in einer einstündigen Mittagspause rendern!
Nur zum Spass – und weil auf dem Tisch auch ein MacBook Air M2 zugegen war – wurde das Projekt mit denselben Einstellungen gerendert. Dazu brauchte Apples Einsteiger-Notebook nur 7:07 Minuten, also rund doppelt so lange wie der M2 Max. Die Verarbeitung lief dabei genauso flüssig. Und in Anbetracht dessen, dass es das MacBook Air mit M2 bereits ab 1384 Franken gibt, darf sich die hübsche Flunder zurecht auf die imaginären Schultern klopfen.
Hingegen fehlt die Hardware-Unterstützung für das junge AV1-Videoformat, das vorwiegend von Google gefördert wird: Es bietet eine bessere Komprimierung und damit auch besseres Streaming bei reduzierter Datenmenge. Vor allem aber ist die Nutzung lizenzfrei – und damit dürfte AV1 in Zukunft eine grosse Rolle spielen. Die Apple-Rechner mit M2-SoC können jedoch nicht auftrumpfen, sondern müssen sich wie die meisten anderen PCs ohne Hardware-Unterstützung an der Codierung abmühen. Das wird sich frühestens mit dem M3 ändern – wenn überhaupt.
Blender und 3D: chancenlos
3D-Anwendungen machen hingegen deutlich, dass das MacBook Pro nicht automatisch das beste Gerät für jede Aufgabe ist. Die OpenSource-Software Blender, fast schon ein Industriestandard für 3D-Szenen und -Animationen, wird von Apple höchstselbst unterstützt – inklusive der Anpassung an die M-SoCs und der Ausgabe über die 3D-Grafik-API «Metal». Diese Szene wurde vom MacBook Pro in 4:51 Minuten berechnet:
Ein etwa zweijähriger Windows-PC mit 32 GB RAM und einer Nvidia RTX 3070 rendert dieselbe Datei in einem Viertel der Zeit, nämlich in 1:10 Minuten. Das klingt erst einmal ernüchternd, aber nichts anderes ist zu erwarten, im Gegenteil: Der M2 schneidet genaugenommen hervorragend ab. Denn wie sollte ein hocheffizienter Chip, nicht viel grösser als ein Daumennagel, gegen eine dedizierte Grafikkarte bestehen, die etwa 290 Watt verheizt?
So muss man sich das in etwa vorstellen: die Grafikkarte im Vergleich zum gesamten M2 «Max»
Quelle: NMGZ
Natürlich ist diese Situation allein nicht aussagekräftig genug, da es sich wirklich nur um einen kleinen Blender-Test handelte. Bei anderen Programmen, die besser auf die M-SoCs abgestimmt sind, kann ein anderes Bild resultieren.
Der M2 Pro im Bild; der M2 Max ist nur wenig grösser
Quelle: Apple Inc.
Trotzdem zeigt dieser Vergleich auch die Schwächen der M2-SoC: Bei der Videoverarbeitung top, reicht die 3D-Leistung längst nicht an eine dedizierte Grafikkarte heran. Auch dass Apple immer wieder Games zu Demozwecken zeigt (in diesem Fall: «No Mans Sky») ändert nichts daran. Zwar sind in unserer Familie alle mit Macs ausgestattet – doch das hat die beiden Junioren nicht davon abgehalten, sich Gamer-PCs anzuschaffen, einzig zu diesem Zweck.
Batterielaufzeit
Noch ein Wort zur Ausdauer: Die Effizienz der M-SoCs schlägt sich auch in der Batterielaufzeit nieder. Apple spricht von bis zu 22 Stunden Videowiedergabe oder 15 Stunden surfen mit Wi-Fi. In der Praxis heisst das nichts anderes, dass es ziemlich wild hergehen muss, damit das MacBook Pro vor einem langen Arbeitstag kapituliert.