Smartphones der obersten Preisklasse
28.09.2018, 09:53 Uhr
Die neuen iPhones Xs und Xs Max im Test
Mit den neuen iPhone-Xs-Modellen stösst Apple in neue Preisdimensionen vor. Computerworld hat getestet, ob die Preise gerechtfertigt sind.
Es geht immer noch ein bisschen mehr: Wer dachte, Apple hätte mit dem iPhone X bei der Markteinführung mit 1199 und 1389 Franken eine kaum zu steigernde Höchstmarke gesetzt, wird mit den nun verfügbaren überarbeiteten Xs-Modellen eines Besseren belehrt. Denn das Modell Xs kostet zwar in der günstigsten Version mit 64 GB Speicher ebenfalls 1199 Franken – so viel wie der Vorgänger –, die teuerste Variante als Xs Max mit 512 GB schlägt aber mit schwindelerregenden 1739 Franken zu Buche. Wir haben bei beiden neuen iPhones getestet, wie gut das viele Geld angelegt ist.
Apple hat mit der Einführung des X erklärt, dass dessen Design für die nächste Zeit bestimmend sein würde, und die Xs-Modelle als Nachfolger belegen dies. Denn es gibt beim Gehäuse aus gehärtetem Glas mit Metallrahmen kaum Unterschiede. Zumindest erhalten die iPhones mit Gold eine neue Farbe für Rahmen und Rückseite. Nichts geändert hat sich leider an der Platzierung des Kameramoduls, das aus der Rückseite herausragt, was das Smartphone nicht glatt auf dem Tisch aufliegen lässt.
Auch das Display-Layout mit der breiten Notch am oberen Rand ist gleich geblieben. Das OLED-Display ist bei beiden Versionen von gewohnt hoher Qualität, die Auflösung und die Dimensionen haben sich bei der Basisversion mit 5,8 Zoll nicht geändert. Neu ist aber die gigantische Fläche, die in der Max-Version mit 6,5 Zoll Diagonale zur Verfügung steht. Damit ist das Betrachten von Webseiten und Videos ein grosses Vergnügen, zu dem auch die in Klang und Lautstärke verbesserten Stereo-Lautsprecher beitragen.
iPhone Xs Max nur schwer einhändig bedienbar
Mit 208 Gramm ist das Max auch ein echtes Schwergewicht. Im Verlgleich mit dem iPhone 8 Plus veränderten sich die Dimensionen trotz dem neuen Display nicht, obwohl nun viel mehr Fläche auf dem Bildschirm zur Verfügung steht. Dennoch wird das Gerät mit seinem Gewicht etlichen Usern zu schwer sein, auch lässt sich das Smartphone kaum mit einer Hand bedienen.
Leicht – von IP67 auf IP68 – erhöhte Apple zudem die Schutzklasse, was bedeutet, dass die neuen Modelle in bis zu zwei statt bisher 1,5 Metern Wassertiefe dicht halten. Ausserdem soll es nun auch gegen andere Flüssigkeiten wie Bier und Wein gefeit sein. Endgültig verabschiedet hat sich Apple vom Fingerabdruck-Sensor, der bereits beim Jubiläums-iPhone X durch die Gesichtserkennung Face ID ersetzt wurde. Diese reagiert im Xs dank einem grösseren Erfassungsbereich zuverlässiger als im Vorgänger, wo es immer mal wieder Hänger gab, wenn man sich das Gerät nicht direkt vors Gesicht hielt.
Im Antutu-Benchmark ist das Xs mit 316'000 Punkten das aktuell schnellste Smartphone und über 30 Prozent schneller als der Vorgänger iPhone X. Es schneidet zudem etwas besser ab als die Top-Android-Geräte. Im Betrieb gibt es selbst bei rechenintensiveren Anwendungen quasi keine Verzögerungen – obwohl der auf 4 GB vergrösserte Arbeitsspeicher nicht allzu üppig bemessen ist. Eine Besonderheit ist die sogenannte Neural Engine, ein zusätzlicher, in der Funktion von der Haupt-CPU getrennter Chip mit acht Kernen, der Funktionen mit Künstlicher Intelligenz oder Augmented Reality möglich machen soll. Erste Spiele gibt es bereits, bei der Nutzung fällt allerdings eine starke Erwärmung des Gehäuses im oberen Bereich auf.
Punktebewertung Apple iPhone XS (Max) | |
Ausstattung (max. 25) | 23 |
Bedienung (max. 20) | 19 |
Display und Tastatur (max. 15) | 14 (15) |
Akku (max. 15) | 12 |
Preis-Leistungs-Verhältnis (max. 15) | 9 (8) |
Design und äußerer Eindruck (max. 10) | 9 |
Gesamtpunkte (max. 100) | 86 |
Note | Sehr gut |
Punktebewertung Apple iPhone XS (Max) | |
Ausstattung (max. 25) | 23 |
Bedienung (max. 20) | 19 |
Display und Tastatur (max. 15) | 14 (15) |
Akku (max. 15) | 12 |
Preis-Leistungs-Verhältnis (max. 15) | 9 (8) |
Design und äußerer Eindruck (max. 10) | 9 |
Gesamtpunkte (max. 100) | 86 |
Note | Sehr gut |
100-85 Punkte = sehr gut; 84-70 Punkte = gut; 69-50 Punkte = befriedigend; 49-30 Punkte = ausreichend; 29-0 Punkte = mangelhaft
Kameras, Akku und Dual-SIM
Im Gegensatz zu früheren Generationen haben die kleine und die Max-Version die gleichen Kameras, die jeweils zwei Sensoren mit 12 Megapixel verwenden. Gegenüber dem Vorgänger gibt es eine neue Funktion namens «Smart HDR», die die hohe Leistung des Chipsets nutzt, um mehrere Bilder mit unterschiedlicher Blendeneinstellung zu einem optimierten Foto zusammenzuführen. Das Ergebnis ist vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen ein deutlich geringeres Bildrauschen. Apple hat nach eigener Aussage auch den Bildsensor überarbeitet, was sich unter anderem in besseren Gegenlichtaufnahmen zeigt. Nun kann auch die Tiefenschärfe nachträglich im Bild stufenweise verändert werden. Insgesamt ist die iPhone-Kamera eine der besten für Smartphones, allerdings sind Nachtaufnahmen beim Huawei P20 Pro weiterhin besser.
Der Akku hat gegenüber dem X beim kleinen Modell kaum zugelegt: Apple gibt wie gewohnt keine mAh-Werte an, sagt aber, dass die Laufzeit um 30 Minuten gestiegen sein soll. Das Max-Modell hat dagegen einen grösseren Kraftspender und soll damit 1,5 Stunden länger laufen als das X. Wir konnten mit beiden Smartphones bei normaler Nutzung etwa zwei Tage ohne Laden auskommen, was recht gut ist. Drahtloses Laden per QI ist möglich, auch Schnellladen per Kabel wird unterstützt. Allerdings hätte Apple angesichts der hohen Gerätepreise auch das dafür nötige USB-C-Netzteil beilegen können – stattdessen muss dieses mit dem Kabel (ab 19 Franken) für 59 Franken nachgekauft werden. Eingespart wurde auch der Adapter auf den 3,5-Millimeter-Klinkenstecker für Kopfhörer, der nicht mehr inbegriffen, sondern für zehn Franken im Apple Store zu erwerben ist.
eSIM noch nicht aktivierbar
Apple nennt seine neuen Smartphones Dual-SIM-Modelle. Doch nicht wie bei anderen Geräten, die zwei frei zugängliche Steckplätze haben, ist die zweite Karte als eSIM fest verbaut. Testen konnten wir die Funktion noch nicht, da sie von Apple noch nicht aktiviert wurde. Dies solle in diesem Jahr laut Apple noch mit einem Software-Update nachgeholt werden. Doch auch dies würde momentan nichts nützen, denn in der Schweiz ist aktuell kein Provider in der Lage, eine eSIM freizuschalten. Wann sich das ändern wird, ist nicht bekannt.
Grundsätzlich ist die eSIM vom iPad Pro bekannt, dort stellte Apple in einem Menü mehrere Provider zur Wahl, bei denen Datenpakete gebucht werden konnten. Im iPhone können aber nur bei im freien Verkauf erstandenen Geräten zwei verschiedene Anbieter genutzt werden, wenn diese vorher per App oder QR-Code aktiviert wurden. Bei Netzbetreiber-Geräten ist dies nicht möglich. Hier wären lediglich zwei unterschiedliche Tarife denkbar.
Fazit
Mit den neuen iPhones Xs und Xs Max lieferte Apple qualitativ hochwertige Smartphones, mit denen – besonders in der Max-Ausführung – das Betrachten von Webseiten und Videos ein grosses Vergnügen ist. Ein weiterer Pluspunkt sind die Stereo-Lautsprecher, die einen sehr guten Klang und eine gute Lautstärke bieten.
Mit einem Einstiegspreis von 1199 Franken beim Xs und 1299 Franken beim Xs Max gehören die Smartphones der Cupertinoer aber nach wie vor zu den teuersten Geräten auf dem Markt. Aus technischer Sicht können die Flaggschiffe der Konkurrenz mit den iPhones mithalten, unterbieten diese jedoch beim Preis in aller Regel. Enttäuschend ist deshalb umso mehr, dass Apple beim Zubehör spart und ein USB-C-Netzteil oder den Adapter für den Klinkenstecker nicht respektive nicht mehr beilegt.
Testergebnis
Note
1
Display: Hohe Qualität und gigantische Fläche
Audioausgabe: Stereo-Lautsprecher mit sehr gutem Klang und guter Lautstärke
Preis: Derzeit teuerstes Smartphone überhaupt
Fehlendes Zubehör: Weder USB-C-PD-Netzteil noch Adapter für Klinkenstecker sind inbegriffen