Hürden für neue Mobilfunknetze

NISV ist umstritten

Die NISV war lange Jahre veraltet und wurde erst im Februar 2022 an 5G-Sender mit adaptiven Antennen und kurzzeitig erhöhten Sendeleistungen angepasst. 5G-Standorte werden mit einem Korrekturfaktor versehen, da sie ja nicht permanent ausserhalb der gesetzlichen Grenzen funken. Die Grenzwerte als Ganzes werden weiterhin eingehalten und durch regelmässige Messungen kontrolliert. Der Entscheid des Bundesrats, einzelne Elemente der Vollzugshilfe in der Verordnung über den Schutz nichtionisierender Strahlung (NISV) zum Umgang mit adaptiven Antennen zu regeln, schafft damit die lang erhoffte Rechtssicherheit und Klarheit.
Die Standorte von ­Mobilfunksendern in der Schweiz
Quelle: Rüdiger Sellin
Sender mit tiefen Leistungen bedeuten wegen der kleinen Reichweite aber auch kleine Zellen. Weil hierlande aber trotz unserer schwierigen Topografie eine flächendeckende Versorgung – notabene auch im Zug – erwartet wird, sind die Mobilfunkanbieter gezwungen, viele Senderstandorte zu betreiben. Im April 2019 waren dies noch rund 18'000 und da 5G vor allem bestehende Standorte nutzt und neue 5G-Sender nur langsam ans Netz gehen, geht man heute von etwa 19'000 Sendern aus. ­Nötig ­wären aber rund 26'000 Sender.
Die NISV hat daher im Grunde genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie wollte. Denn Flächendeckung mit wenigen Sendern, hohen Bandbreiten sowie hoher Übertragungssicherheit und Verständigungsqualität sind in einem Alpenland divergierende Anforderungen.

Der Widerstand ist gewaltig

Somit gestaltet sich die Funknetzplanung komplex. Diese muss nicht nur die Befindlichkeiten der Anwohner in den 2172 Gemeinden und 26 Kantonen, sondern auch mögliche Einsprachen von Verbänden und anderen Bürgerinitiativen berücksichtigen. Der Widerstand gegen neue Senderstandorte ist jedenfalls gewaltig und die Standortsuche sehr schwierig. So sieht man besonders in Städten Antennen auf den Dächern, die alles andere als optimal aufgebaut wurden – nicht aus Unkenntnis, sondern weil die gewählte Lösung ein Kompromiss ist oder der kleinste gemeinsame Nenner.
Rundstrahlende, städtische Sendeantenne eines Providers mit drei Segmenten à 120 Grad
Quelle: Rüdiger Sellin
An Orten mit sehr viel Verkehr werden bevorzugt vier Sendeantennen mit einem Segment von je 90 Grad oder drei Antennen mit je 120 Grad eingesetzt, etwa an Autobahnen, neben Bahnhöfen oder in dicht besiedelten Innenstädten. Ausgerechnet an solchen Orten mit viel Verkehr werden jedoch Sender oft blockiert, was dazu führt, dass nicht selten nur einzelne Segmente realisiert werden.
Die immer wieder geforderte Nutzung eines Standorts für alle drei Betreiber lässt sich nur selten ohne Weiteres umsetzen. Denn neben gegenseitigen Störungen muss auch ein gewisser Abstand zwischen den Sendern gewährleistet und somit Platz auf dem Dach vorhanden sein, das zudem eine robuste Statik aufweisen muss. Hier ist meist jener Betreiber im Nachteil, der mit seinen Sendern zuletzt in dieselbe Gegend vordringt, weil zu viele Sender am Ort den Eindruck erwecken, dass es bereits genügend Antennen gibt.
Halbrundstrahlende, städtische Sende­antenne eines Pro­viders mit zwei Segmenten à 90 Grad
Quelle: Rüdiger Sellin



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