Datenbrillen sind auf dem Vormarsch
Mixed-Reality in der Praxis
Mehrere Grossunternehmen haben in letzter Zeit begonnen, mit Mixed-Reality-Headsets zu arbeiten. Zum Einsatz kam dabei häufig die HoloLens von Microsoft. Testläufe mit der Brille führten etwa die Design- und Ingenieur-Teams des Autoherstellers Ford oder des Stahlkonzerns Thyssen-Krupp durch. Auch in der Schweiz sind Unternehmen bereits in die virtuelle Realität gestartet. ICT-Dienstleister wie Zühlke oder Ergon Informatik lancierten im vergangenen Jahr bereits erste Kundenprojekte. Für das Berner Inselspital programmierte das Zürcher Software-Haus Netcetera etwa eine Anwendung, die den Chirurgen bei der Operationsplanung helfen soll. Der Prototyp stand bis anhin allerdings noch nicht im medizinischen Einsatz.
Die Berner Universitätsklinik hat für das Projekt Befunde der Computertomographie und Magnetresonanztomographie (MRI) mit Daten aus der Neuronavigation kombiniert. Das Resultat wurde in verschiedene Segmente zerlegt, eingefärbt und als dreidimensionales Modell in Lebensgrösse visualisiert. Die räumliche Darstellung erhöht das Verständnis der Situation und hilft den Chirurgen bei der Planung der Operation. Für die Operationsvorbereitung erlaubt es die Netcetera-Software nun, das dreidimensionale Modell direkt auf die Microsoft-Brille zu laden. Über ein Menü in der HoloLens werden die Scans im Raum visualisiert. Verschiedene Segmente wie einzelne Gehirnareale oder Hirnventrikel (Gefässe) sind farblich hervorgehoben und wahlweise ein- und ausblendbar. Mit Gesten und Sprachsteuerung ändert der Arzt die Grösse und Position der Segmente. Laut Netcetera sei zum Projektbeginn fraglich gewesen, ob die HoloLens für derart komplexe Modelle leistungsfähig genug ist. Auch musste geprüft werden, ob die 3D-Daten vom Spital überhaupt für die Visualisierung des Grosshirns genutzt werden können. Es sollte sich später herausstellen, dass die Leistung der HoloLens zusammen mit den Entwicklungswerkzeugen und den vorhandenen Daten einen echten Mehrwert bringt, so Professor Andreas Raabe von der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Inselspital.
Fazit
Die Einsatzszenarien von Mixed Reality in ihren diversen Formen sind vielfältig. Vor allem in der Logistik, aber auch im Produktdesign, der industriellen Produktion komplexer Maschinen, in Wartung, Service und Support oder Schulung und Training ist die Integration digitaler Daten und Welten in die physische Umgebung bereits vielerorts erfolgreich im Einsatz. Natürlich gibt es noch einige Herausforderungen. Die Akkulaufzeiten der Brillen reichen oft nicht für einen ganzen Arbeitstag, der Tragekomfort lässt zum Teil zu wünschen übrig, die Grösse des Gesichtsfelds und die Tracking-Genauigkeit sind verbesserungsfähig.