HP 05.08.2010, 11:15 Uhr

Vorstoss ins Margen-Paradies

Hewlett-Packard will ins hochmargige Networking-Business einsteigen. Doch da herrscht seit eh und je Cisco. Nun haben Schweizer Vertreter des Computerriesen erklärt, wie sie den Platzhirschen angreifen wollen.
Anton Kiwic, Leiter HP Networking in der Schweiz
Der Gegner der Netzwerksparte von Hewlett-Packard (HP) steht fest : Er heisst Cisco Systems und wird von den hiesigen Vertretern des Computerriesen konsequent nur mit der Bezeichnung «Marktführer» erwähnt. Nun hat HP präzisiert, wie der Konzern mit dem frisch aufgekauften Netzwerker 3Com/H3C im Boot, dem Networking-Platzhirsch Cisco demnächst an den Karren fahren will.
«2011 wollen wir im Networking-Bereich massiv wachsen», meint Robert Wigger, der bei HP Schweiz für das Server-, Storage- und Networking-Geschäft verantwortlich zeichnet, ohne konkrete Vorgaben zu nennen. Derzeit hält HP zusammen mit 3Com gut 15 Prozent des helvetischen Markts während Cisco auf mindestens 65 Prozent geschätzt wird.
Da der Netzwerkmarkt selbst nicht sehr stark wächst, ist Anton Kiwic, der neu hierzulande das Netzwerkgeschäft von HP führt, klar, dass das vorgegebene Wachstum nur möglich ist, wenn man der Konkurrenz Marktanteile abluchsen kann. «Wir nehmen dabei den Replacement-Markt ins Visier», sagt Kiwic. Er hofft somit immer dann seine eigenen Geräte bei Firmen unterzubringen, wenn diese ausgediente oder energetisch ineffizient gewordene Switches erneuern müssen.

Technik und Marktzugang in einem

HP hat sich also einiges vorgenommen. Doch wie soll das funktionieren? Auf diese Frage versucht Kiwic eine Antwort zu geben. Der helvetische Networking-Veteran, der zuletzt das 3Com-Geschäft in der Schweiz leitete, weist darauf hin, dass HP Networking dank der seit 2003 in China von Grund auf neu entwickelten Produkte von 3Com/H3C nun Grossunternehmen mit Lösungen für das Core-Netzwerk beliefern kann - ein Gebiet auf dem Cisco dominiert.
Dabei sei man nicht nur der Konkurrentin ebenbürtig, dank einheitlichem Betriebssystem für die verschiedenen Netzwerkgeräte sowie einer ebenso uniformen Managementebene auch überlegen. Schliesslich bestünden die eigenen Geräte aus frei verfügbaren Komponenten und seien daher nicht proprietär, so die Argumentation.
Genauso wichtig für den Erfolg sind die ausgedehnten Vertriebskanäle des Computerriesen. «3Com hatte bislang zwar ein grosses Angebot an Technik, aber kaum Marktzugang», meint Kiwic. HP wiederum habe bis anhin im Networking nur ein punktuelles Angebot gehabt, aber dank des Server- und Storage-Geschäfts einen guten Draht zu Enterprise-Kunden, führt er weiter aus. «Die richtige Firma hat somit jetzt die richtige Technik», ist Kiwic überzeugt und doppelt nach: «Jetzt gibt es eine echte Alternative zum Marktführer».

Überzeugungsarbeit gefragt

Die Argumentation von HP macht durchaus Sinn: Jetzt müssen nur noch die Enterprise-Kunden davon überzeugt werden. Das wird nicht einfach, vertrauen sie doch bereits seit 20 Jahren auf die zwar teure aber gut funktionierende Routing- und Switching-Technik von Cisco. Zudem muss HP als Enterprise-Netzwerker ernst genommen werden. Und das ist für eine Firma nicht einfach, deren Networking-Sparte vor nicht allzu langer Zeit Teil der Drucker-Abteilung war.
Auch wenn HP nicht auf Platz zwei oder gar eins im Networking-Business aufsteigt, attraktiv ist das Geschäft dort allemal. Schliesslich sind nirgendwo Margen wie hier erzielbar. Analysten sprechen von bis zu 70 Prozent. Für HP, die aus dem PC-, Drucker- und x86-Server-Geschäft magere Margen gewohnt ist, hat das Networking-Umfeld somit paradiesische Züge.



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