PCs erobern Schweizer EDV

Millimeterarbeit in Zürich

Die Zürcher Bahnhofstrasse war schon 1990 ein teures Pflaster. Jeder nicht erfasste Quadratzentimeter würde einen Verlust von 50 Franken bedeuten, hatte der Vorsteher des Bauamts 1, Stadtrat Ruedi Aeschbacher, ermittelt. Diese Kalkulation konnte er neu an einer Vax 8810 mit 7 Gigabyte Speicherkapazität durchführen, auf der das Datenbanksystem «Infomap» installiert war. An dem «Koordinatensystem» hatten die Zürcher Geometer und Informatiker zehn Jahre lang gearbeitet.
Am computergestützten Koordinatensystem der Stadt Zürich wurde zehn Jahre lang gearbeitet
Quelle: Vermessungsamt der Stadt Zürich
Das gesamte Stadt­gebiet war mit 1,1 Millionen Linien und Punkten im Computer in einem zweidimensionalen Modell millimetergenau nachgebildet worden. Indem das «Ingenieursystem Vermessung und Werkkataster» den Elektrizitätswerken, dem Amt für Gas- und Wasserversorgung sowie der Stadtpolizei zur Verfügung gestellt wurde, sollte es kommerzialisiert werden. Stadtgeometer Hans Peter Spindler äusserte sich in der Computerworld überzeugt, dass die Daten «für rund 100 Jahre konsistent bleiben».

Gigaflops in Manno, Bündner Multimedia

Das nationale Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz steht noch heute in Manno bei Lugano. Im Februar 1990 fiel der Entscheid für den Standort, an dem im folgenden Jahr die ETH Zürich einen Supercomputer im Wert von fast 40 Millionen Franken installieren sollte. Die NEC-Maschine mit einer sagenhaften Rechenleistung von 12,8 Milliarden Gleitkomma-Operationen pro Sekunde (Gigaflops) ging 1992 in Betrieb. Zum Vergleich: Der «Piz Daint» als schnellster Rechner in Manno leistet heute 27'154'300 Gigaflops.
Der gegenüber neuen Technologien aufgeschlossene Bündner Verkehrsdirektor Thomas Nordmann bestellte im Frühjahr 1990 für seinen Verkehrs­verein ein Computer-Infor­mationssystem. Die Zürcher Agentur Mac Guffin bekam den Zuschlag und entwickelte «Multimedia Graubünden». Der interaktive Reiseführer wurde mit modernster Technologie umgesetzt: Ein Mac­intosh IIcx mit FileMaker-Datenbank wurde über einen Touchscreen gesteuert. Der an der Autobahnraststätte «Heidiland» in Maienfeld aufgestellte Rechner lieferte Reisenden innerhalb von 20 Millisekunden über 3000 multimedial aufbereitete Inhalte aus 15 Datenbanken – vom Hotel über Heilbäder bis hin zu Veranstaltungen. Womit Verkehrsdirektor Nordmann nicht gerechnet hatte: «Multimedia Graubünden» wurde selbst zu einer Touristenattraktion. Wie eine «Heidiland»-Mitarbeiterin der Computerworld sagte, kämen einige Leute allein wegen dem Computersystem an die Autobahnraststätte. Die Kombination aus Information und Unterhaltung käme gut an.



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