E-Bike Equipment & More 16.11.2022, 05:58 Uhr

Nachhaltigkeit von Akkus im Fokus

Die Inhaltsstoffe von Akkus sind die grosse Schwächer der heutigen E-Mobilität. Das Luzerner Start-Up E-Bike Equipment & More greift dies auf und verlängert die Lebensdauer von E-Bikes. Das reduziert den ökologischen Fuassabdruck.
Oliver Wahlen ist Geschäftsführer und Mitgründer der EQM
(Quelle: EQM)
E-Bikes haben in den letzten Jahren, auch dank der Pandemie, einen grossen Popularitätsschub erhalten. Die Verwendung von seltenen Erden in der Akkuproduktion ist aus ökologischer Sicht jedoch problematisch. «Wir bieten unserer Kundschaft einen Weg, die maximale Nutzungsdauer aus ihren E-Bikes herauszuholen und ihren ökologischen Fussabdruck so tief wie möglich zu halten», erklärt Oliver Wahlen, Geschäftsführer der E-Bike Equipment & More (EQM). Der Spezialist für E-Bike-Akkus bietet mit seinem Tool «Akkufinder» den Velobesitzerinnen und -besitzern eine einfache Möglichkeit, den richtigen Ersatzakku für ihr spezifisches E-Bike zu finden und so die Nutzungsdauer um Jahre zu verlängern.
Dabei wird der gesamte CO2-Ausstoss, den der Akku von der Rohstoffgewinnung über die Nutzung bis zur Entsorgung produziert, komplett kompensiert. Dieser Fokus auf die Nachhaltigkeit war laut Wahlen von Anfang an ein Teil der Firmenphilosophie der EQM.

Aus einem Missstand entstanden

Die heutige EQM entstand laut Wahlen aus einem Missstand heraus. Das Innenleben vieler Akkus, die weggeworfen werden, ist zum grossen Teil noch funktionsfähig. Trotzdem wird in der Branche in den meisten Fällen immer der gesamte Akku entsorgt, sobald er nicht mehr funktioniert. Daraus entstand der Gründungsgedanke der EQM. Wahlen sagt: «Wir wollen in diese Kette von Einkauf und Entsorgung eingreifen und die Nutzungsdauer verlängern, indem wir dem Produkt ein zweites Leben geben.» Heute geht die Hälfte der Akkus, die die EQM als Verkäufer zur Entsorgung wieder entgegennehmen muss, zu Partnern in die Wiederverwertung. Der Fokus auf den Akku war deshalb schon von Beginn an gegeben. Was 2018 mit der hobbymässigen Reparatur von E-Bike-Akkus startete, wurde 2019 zu einer Firma und 2021 zur heutigen EQM GmbH. Dabei profitierte das Start-Up auch vom Veloboom während der Pandemie. Wahlen beschreibt den Frühling 2020 als «extrem» und erinnert sich an teilweise 18-stündige Arbeitstage.

«Akkufinder» macht die Suche einfach

EQM hat sich auf eine Marktnische, den Verkauf von Ersatzakkus für E-Bikes, spezialisiert. «Akku4bikes», der Webshop der EQM, bietet der Kundschaft seit 2020 ein Tool, das die Produktsuche vereinfacht und sie schnell zum passenden Akku führt. Laut Wahlen sind viele der Kundinnen und Kunden 60 Jahre alt oder älter.Die werden von gewissen Webshops schnell einmal überfordert. Daher kam der Ansatz für den «Akkufinder». «Kunden, die sich nicht gut mit der Technik auskennen, sollen es möglichst einfach haben, das richtige Produkt zu finden», erklärt Wahlen.

Nachhaltigkeit ist der EQM sehr wichtig

Nachhaltigkeit ist tief im Geschäftsmodell der EQM verankert. Sämtlicher CO2-Ausstoss wird über den Partner Myclimate kompensiert. Das betrifft nicht nur die verkauften Produkte, sondern auch den gesamten Energieverbrauch des Unternehmens. Darauf angesprochen, weshalb EQM dieser Extraeffort so wichtig sei, sagt Wahlen kurz und knapp: «Weil man es kann. Wir haben uns von Anfang an dazu entschieden, dass wir das so machen wollen».
Die Nachhaltigkeit ist für EQM ein Kernthema
Quelle: EQM
Das Problem mit Inhaltsstoffen wie Lithium, die in E-Bike-Akkus enthalten sind, ist in Wahlens Augen nicht wegzureden. Deshalb unternehme seine Firma alle möglichen Anstrengungen, die Akkus für die Kundschaft trotzdem so nachhaltig wie möglich zu machen. Neben der CO2-Kompensation des Akkus bedeute das für EQM auch einen Fokus auf eine möglichst lokale Produktion – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Das Unternehmen legt den Schwerpunkt deshalb auf die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern: So können nicht nur die Transportwege kurzgehalten, sondern auch höhere Standards bei der Produktion und der Sicherheit garantiert werden, als das im Falle von Herkunftsländern wie China möglich wäre.

Persönliche Beratung lohnt sich

Der Kundenkomfort ist neben der Umweltfreundlichkeit einer der weiteren Schwerpunkte der EQM. Nicht nur die Online-Suche nach einem Produkt, die durch den «Akkufinder» vereinfacht wird, auch der persönliche Support ist Wahlen wichtig. Er erlebe es regelmässig, dass Kundinnen und Kunden dankbar seien, dass man sich auch am Telefon oder in der persönlichen Beratung Zeit für sie nehme. Darin sieht die EQM eine ihrer Stärken auf dem Markt. Jede Person, die sich meldet, kriegt ein persönliches Gespräch, Chatbots sind keine im Einsatz. Der Fokus auf den Support lohne sich auch wirtschaftlich.
Die Akkuanbieterin für E-Bikes hat ihren Sitz im luzernischen Ebikon
Quelle: EQM
Der Grossteil der potenziellen Kunden, die direkt beraten werden, kaufe dann auch bei der EQM. «Ich möchte, dass der Kunde zufrieden ist und das Produkt verwenden kann. Nicht nur beim Erstkauf, sondern auch langfristig». Diese langfristige Bindung sei wichtig, da die Akkus eine durchschnittliche Lebensdauer von vier bis sechs Jahren haben, während Wahlen schon Kunden bediente, die einen neuen Akku für ihr 14 Jahre altes E-Bike kaufen wollten.

Expansion in Europa geplant

Zur Zeit bedient das Start-up aus dem luzernischen Ebikon den Schweizer und seit Anfang des Jahres auch den deutschen Markt. EQM profitiert davon, dass die Schweiz gewisse Schutzmechanismen bietet, was die Konkurrenzsituation anbelangt. Während Konkurrenten wie die Migros aufgrund ihrer Grösse mehr Preisspielraum haben, sieht Wahlen das Verhalten im Schweizer Markt eher als ein «Leben und leben lassen». Wer mit einem guten Angebot auf den Markt komme, könne sich durchsetzen. «Gerade in der Schweiz zählt nicht nur das Produkt, sondern das Gesamtpaket».
Die Schweiz trägt momentan auch den Hauptteil zum Umsatz der EQM bei, doch das kann sich bald ändern: Allein durch das grössere Marktpotenzial könnte Deutschland die Schweiz schnell ablösen, obwohl dort die E-Bike-Quote tiefer als hierzulande ist.
Zusätzlich plant die EQM für das Jahr 2023 die Lancierung von «Akku4bikes» in Frankreich, Holland und Italien. Bei diesem Unterfangen arbeitet der Akkuverkäufer mit externen Partnern zusammen, da die EQM wie viele andere den Fachkräftemangel spürt.

Lieferkettenprobleme beschleunigen Trend

Ein Trend, den Wahlen für den gesamten europäischen Markt sieht, ist, dass Personen dazu tendieren, ihren E‑Bikes ein längeres Leben zu geben als noch vor einigen Jahren. Dieses Denken könnte laut Wahlen von der momentanen Inflation, der Angst vor einer weiteren Teuerung und Problemen in den Lieferketten beeinflusst sein. Da helfe es natürlich, wenn statt eines kompletten Neukaufs einfach ein Ersatzakku besorgt werden könne. In der jetzigen Situation überlege sich ein potenzieller Kunde die Anschaffung eines neuen E-Bikes für 5000 bis 6000 Franken sehr gut. Das mache einen neuen Akku, selbst wenn dieser bis zu 1500 Franken kostet, gleich deutlich attraktiver. Und gerade weil heutige Akkus praktischerweise auch in viele ältere Bike-Modelle passen, bestehe ein grosses Potenzial, den alten Drahteseln ein verlängertes Leben zu schenken. Das komme die Kundinnen und Kunden nicht nur hunderte bis tausende von Franken günstiger zu stehen, sondern sei auch um ein Vielfaches nachhaltiger.




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