Schaltstellen der Zukunft

Ein Glücksgriff für die Telekommunikations-​Branche

Diese Nachricht brauchte nicht lange, um Freunde in der Industrie zu finden. Mit dem Ausbau des 5G-​Netztes und dem bereits geplanten 6G-​Nachfolger steigen die Datenübertragungsraten in immer schwindelerregendere Höhen. Höhen, die auch von den einzelnen beteiligten Komponenten erklommen werden müssen. Gleichzeitig sorgt der Trend, immer mehr Gegenstände des Alltags, wie eben Kühlschränke oder Bürostühle, an das Netz anzubinden – das sogenannte «Internet der Dinge» – dafür, dass die schiere Menge an Daten, die verarbeitet werden müssen, enorm zunimmt.

Ein bisschen verblüfft wirkt Reig Escalé aber noch immer, wenn er erzählt, auf welch begeisterte Resonanz die neue Technologie schon während seines Doktorats bei Firmen stiess, mit denen die Gruppe kooperierte. «Die waren schon am ersten, noch ganz primitiven Chip interessiert!»

Und so wagt der Physiker nun den Schritt hinaus aus der reinen Wissenschaft. «Versics» heisst das junge Unternehmen, dass er im Rahmen seines ETH Pioneer Fellowship gegründet hat. Der Name steht für «Versatile Optics», denn die Technologie ist vielseitig verwendbar – und zwar nicht nur auf der Erde. Sie könnte zum Beispiel auch bei der Satelliten-​Kommunikation zum Einsatz kommen.

Bereits in diesem Jahr soll der erste marktfähige Prototyp stehen. Dafür arbeitet das Team um Reig Escalé im Moment auf Hochtouren. Mit der Chip-​Fertigung im Reinraum und den Qualitätstests im Optik-​Labor, bei denen jeder einzelne der technischen Juwelen auf Herz und Nieren geprüft wird, ist es noch längst nicht getan. Das Gehäuse musste entworfen und Anschlüsse integriert werden, die Industriestandards entsprechen. Auf der Zielgeraden gilt es nun, alle Einzelteile zusammenzufügen und gleichzeitig zukünftige Kunden wie Investoren von den Plänen zu überzeugen. Als Koordinator des Ganzen hat Reig Escalé alle Hände voll zu tun. «Forschung ist wirklich nicht das gleiche wie Vermarktung!» gibt er lachend zu und betont, was für tatkräftige Mitstreiter er hat, drinnen im Labor und draussen in der Geschäftswelt.

Sein Vater sei zu Beginn skeptisch gewesen, weil er – mit der eigenen Firma selbstständig – wusste, was auf den Sohn zukommt. Das hat sich inzwischen geändert. «Meine ganze Familie unterstützt mich», ist sich der gebürtige Katalane gewiss. Und wenngleich der Skype-​Kontakt in die Heimat die Entfernung nicht voll überbrücken kann, ganz unwohl zu fühlen scheint sich Reig Escalé in der Schweiz nicht: Er mag nicht nur die vielen Nationen und Kulturen, die hier zusammenkommen, sondern spricht inzwischen auch nahezu fliessend Deutsch und abonniert ganz selbstverständlich den Tages-​Anzeiger. Es gibt schliesslich noch andere Themen neben faszinierenden Kristallen und der vernetzten Welt der Zukunft.



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