Medizin 11.10.2021, 14:01 Uhr

Neues Werkzeug schafft Datensicherheit in medizinischer Forschung

Forschende aus Lausanne und den USA stellen ein neues Analyse-Werkzeug vor, das den Spagat zwischen Datenschutz und der Genauigkeit von biomedizinischen Forschungsergebnissen schafft. In Schweizer Spitälern laufen bereits auf diesem Ansatz beruhende Pilotprojekte.
(Quelle: Videostill: jst/nmgz)
Der «FAMHE» genannte Ansatz verschlüsselt sensible Patientendaten und analysiert diese, ohne sie auf einer zentralen Datenbank sammeln zu müssen.
Damit replizierten die Forschenden der ETH Lausanne (EPFL) und des Universitätsspital Lausanne (CHUV) mit amerikanischen Kollegen zwei bereits veröffentlichte multizentrische Studien, die ursprünglich auf die Zentralisierung der Datensätze angewiesen waren. Das berichten sie aktuell im Fachblatt «Nature Communications». Es handelt sich dabei um eine Krebs-Studie sowie eine genomweite Assoziationsstudie aus der HIV-Forschung. 

Die Hürden der personalisierten Medizin 

Die sogenannte P4-Medizin ist eine Behandlungsmethode, um Krankheiten zugeschnitten auf die jeweiligen Patienten zu therapieren. P4 steht für die vier Begriffe präventiv, personalisiert, partizipativ und präzise. 
Um das volle Potenzial auszuschöpfen, müssen jedoch grosse Mengen medizinischer Daten zusammengeführt werden. In der Regel sind diese über viele Gesundheitseinrichtungen verstreut, und die Zentralisierung der Daten ist aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken oft nicht durchführbar. 
Um dem entgegenzuwirken, gibt es bereits Ansätze. Doch diese bieten entweder nur einen begrenzten Schutz der Privatsphäre der Patienten oder sie opfern die Genauigkeit der Ergebnisse, indem sie den Daten Rauschen hinzufügen. 

Hochpräzise Ergebnisse

«FAMHE» liefert den Forschenden zufolge hochpräzise Ergebnisse, ohne Zwischendaten preiszugeben. Dieser Ansatz sei ein wichtiger Schritt, um Datenschutzhürden in multizentrischen Forschungskooperationen zu überwinden.
Die Forschenden befinden sich derzeit in Gesprächen mit Partnerinnen und Partnern aus Texas, den Niederlanden und Italien, um das neue Werkzeug breit einzusetzen, wie die beteiligten Institutionen mitteilten. In der Schweiz sei man bereits weiter: Es gebe laufende Pilotprojekte am CHUV, am Berner Inselspital, am Genfer Universitätsspital (HUG) und bald auch am Universitätsspital Zürich (USZ), hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Es ist unser Ziel, dass dieses System in den Routinebetrieb der medizinischen Forschung integriert wird», liess sich Jean Louis Raisaro vom CHUV in der Mitteilung zitieren. 
An der Studie waren neben den Lausanner Forschenden auch das MIT Computer Science & Artificial Intelligence Lab und das Broad Institute of MIT and Harvard beteiligt.



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