Innovationslabor Schweiz

Auf dem Weg zum sehenden Roboter

Scarlet Schwiderski-Grosche ist Principal Research PM for Microsoft Research. Ihr Arbeitsort ist Cambridge. In der altehrwürdigen englischen Universitätsstadt entdeckten einst die Biologen Watson und Crick das Strukturmodell der Erbsubstanz. Vor rund 20 Jahren gründete der Software-Konzern am gleichen Ort seinen ersten Forschungsstandort in Übersee. Von Cambridge aus koordiniert die promovierte Computerwissenschaftlerin Schwiderski-Grosche seit Jahren die Aktivitäten von Microsoft Research. Weltweit kooperiert Microsoft mit knapp 1000 Forschern. Einige arbeiten in der Grundlagenforschung, andere im Technologietransfer. Also daran, Forschungsergebnisse zur Marktreife zu führen. In der Schweiz pflegt der Software-Konzern Beziehungen zu den technischen Hochschulen ETHZ und EPFL. Auch wegen der beiden Hochschulen mit ihrer guten Finanzierung, der Spitzenforschung und ihrer Funktion als Talentschmieden sieht Schwiderski-Grosche die Schweiz in Sachen ICT-Forschung ganz vorne mit dabei.
Microsoft unterhält derzeit zehn Kollaborationen mit den technischen Hochschulen. Das verhilft unter anderem Doktoranden zu spannenden Promotionsthemen in der ICT. Für ihre Arbeiten können die Nachwuchswissenschaftler auf Ressourcen des Herstellers zugreifen. Microsoft bietet etwa anonymisierte Daten für die Forschung in Bereichen wie künstliche Intelligenz oder Data Center. Microsoft eröffnet die Zusammenarbeit einen Weg, in der Grundlagenforschung an vorderster Front mitzuwirken. «Wir wollen Teil der Advanced Sciences sein», betont Schwiderski-Grosche. Einerseits bei Problemstellungen, an denen die Branche fieberhaft arbeitet wie etwa beim Quantencomputing.
“Wir wollen Teil der Advanced Sciences sein„
Scarlet Schwiderski-Grosche, Microsoft Research
Andererseits gibt es auch Forschungsfelder ohne direkt erkennbaren Bezug zum Portfolio von Microsoft. Ein Beispiel wäre die Computational Biology, bei der etwa Stoffwechselwege modelliert werden. «Hierfür gibt es heute keine Produktgruppe bei Microsoft, aber vielleicht in Zukunft», sagt Schwiderski-Grosche verheissungsvoll. Derzeit vielleicht prominentestes Beispiel für die Früchte jahrelanger gemeinsamer Forschungsanstrengung: die HoloLens. Das Augmented-Reality-System ist Teil von dem, was Microsoft Computer Vision nennt. Unterstützt wurde Microsoft hierbei durch die Arbeit von Marc Pollefeys, ETH-Professor und Partner Director of Science bei Microsoft. Jahrelang habe man im Bereich Computer Vision geforscht, obwohl es zunächst keine konkrete Anwendung gab, erzählt Schwiderski-Grosche. Ein Meilenstein auf dem Weg zur HoloLens sei die Spielesteuerung Kinect gewesen, die unter Gamern eine Weile populär war. Heute nutzen Firmen etwa auf Baustellen oder in der produzierenden Industrie die HoloLens. Und morgen? In der Computer Vision sieht Microsoft einen wichtigen Beitrag für künftige Roboter und Drohnen, die sich in ihrer Umwelt zurechtfinden sollen.
Neben langfristiger Grundlagenforschung arbeitet Microsoft auch an aktuellen Engineering-Problemen wie dem Ende von Moores Law, dessen Ende IT-Experten in den nächsten Jahren erwarten. Unter dem Codenamen Catapult entwickelt der Tech-Konzern neue Ansätze im Computing auf Basis der Technologie «Field Programmable Gate Array» (FPGA). Diese Ansätze sollen CPUs verbessern und fit machen für künftige Anforderungen in Rechenzentren.
Machine Learning und die Cloud stellten andere Anforderungen an die Hardware, sagt Schwiderski-Grosche. Zudem setzen immer mehr Firmen auf die Cloud. Mit dem Internet of Things dürften die Datenmengen und die Anforderungen an das Computing in der Cloud weiter steigen. Zu den Treibern zählen die so­genannte Intelligent Edge und das Industrial Internet of Things.



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