Grünes Licht für «Swiss m4m Center»

Auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet

Profitieren sollen Materialhersteller, Anlagenbauer, Software-Entwickler für das Prozess- und Qualitätsmanagement, potenzielle Anwender wie Kliniken, die neuartige Medtech-Produkte einsetzen können. Und vor allem auch Schweizer KMU, die einen solchen Gerätepark weder besitzen noch das nötige Know-how haben, um ihn einzusetzen. Für sie soll Swiss m4m ein «Nährboden» werden, um neuartige Gelenk- oder Dentalprothesen und andere Produkte zu industrialisieren – von der Idee über die Marktanalyse bis zum Transfer in die Serienproduktion.
Konkrete Ideen? Ja, sagt CEO Bouduban, die gibt es bereits. Zum Beispiel passgenaue Wirbelsäulen-Implantate, um Bandscheiben anhand von dreidimensionalen Patientendaten zu ersetzen. Doch vor solchen Projekten steht immer die Frage, ob eine Idee überhaupt 3D-geeignet ist, erklärt Verwaltungsrat Mitglied Andreas Wenger, General Manager der Firma Precipart SA, die Unternehmen weltweit mit Medizintechnik-Bauteilen beliefert.
«Beim heutigen Hype um den 3D-Druck», so Wenger, «ist es wichtig zu wissen, wo diese Technologie effektiv Sinn macht.» Schliesslich gibt es in der Metallbearbeitung bewährte Konkurrenzverfahren. Beispiel Fräsen: Lässt sich ein gewünschtes Produkt damit effizient herstellen, erklärt der Experte, ist 3D-Druck oft schon nicht mehr konkurrenzfähig, weil zu zeitaufwendig und damit zu teuer. «Die Entwicklungs-Ingenieure müssen in 3D denken, um das Maximum aus dieser neuen Technologie herausholen zu können», sagt Wenger, «dieses Know-how geben wir am Swiss m4m Center weiter.»
Zwei Mitarbeiter des Swiss m4m Center inspizieren ein Implantat aus einer Titanlegierung für die Beckenchirurgie
Quelle: Swiss m4m Center
Bei komplexen Werkstücken kann das Verfahren jedoch Vorteile bringen – zum Beispiel, wenn ein Implantat damit in nur einem Durchgang fertig geformt ist, ohne dass man anschliessend noch bohren oder fräsen muss. Potential liegt auch in Anwendungen, bei denen mehrere Teilstücke zu einem einzigen Bauteil kombiniert und produziert werden.
Als Beispiel nennt Wenger ein Implantat, das aktuell in Bettlach mitkonzipiert wird – mit rohrförmigen Strukturen im Inneren: verborgene Kanäle, die für Kühlung sorgen. «Das kann man mit keinem anderen Verfahren in einem Schritt produzieren». Sein Fazit: 3D-Druck kann bei anspruchsvollen Anforderungen eine lohnende Lösung sein; bei kleinen bis zu sogar hohen Stückzahlen – eine Chance für KMU in der Zulieferkette und auch für Medizintechnik-Unternehmen. Potenzial ist in der Schweiz reichlich vorhanden: Die Medtech-Branche, gut vertreten am Jurasüdfuss, verkaufte im Jahr 2019 Produkte und Leistungen im Wert von fast 18 Milliarden Franken – dank rund 1400 Firmen und dem Knowhow von 63'000 Angestellten.

Autor(in) pd/ jst



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