Den Anschluss nicht verlieren 11.01.2018, 14:06 Uhr

Europa plant bei den Supercomputern die Aufholjagd

Das Ranking der 500 schnellsten Supercomputer dominierten 2017 nach wie vor China und die USA. Mit einer milliardenschweren Investition will Europa nun aufholen. Auch die Schweiz beteiligt sich.
Der Supercomputer «Piz Daint» steht im Schweizer Supercomputing Center CSCS in Lugano, momentan ist er der schnellste Rechner in ganz Europa
(Quelle: CSCS)
Die Europäische Union soll für eine Milliarde Euro neue Supercomputer erhalten. Die EU-Kommission schlug am Donnerstag in Brüssel einen Plan zum Aufbau einer sogenannten Höchstleistungsrecheninfrastruktur von Weltrang vor. Auch die Schweiz beteiligt sich an diesem Projekt.
«Supercomputer sind der Motor der digitalen Wirtschaft. Die EU muss in diesem harten Rennen aufholen, denn wir haben noch keine Supercomputer in der weltweiten Top-Ten-Liste», lässt sich EU-Vizekommissar Andrus Ansip in einem Communiqué zitieren. Die neue Höchstleistungsrecheninfrastruktur soll gemäss Brüssel spätestens 2023 in der Lage sein, mindestens eine Trillion (10 hoch 18) Rechenoperationen pro Sekunde auszuführen. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, sieht der Plan den Ankauf von zwei etwas langsameren Supercomputern vor.

Hilfe bei der Verarbeitung riesiger Datenmengen

Nach Angaben der EU-Kommission würden die neuen Supercomputer in der Lage sein, in Echtzeit riesige Datenmengen zu verarbeiten. Dies könnte es ermöglichen, die Strom- und Wasserversorgung effizienter zu machen oder die Vorhersage von Wirbelstürmen und Erbeben zu verbessern. Im Bereich der Medizin helfen Supercomputer bereits heute, schneller Diagnosen zu stellen und die Wirkung neuer Arzneimittel zu simulieren. «Eine bessere europäische Supercomputer-Infrastruktur bietet enormes Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen und ist von zentraler Bedeutung für die Digitalisierung der Industrie sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft», sagte die für digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige Kommissarin Mariya Gabriel.
An dieser Höchstleistungsrecheninfrastruktur beteiligen sich zurzeit 13 Länder: die 12 EU-Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien, Belgien, Slowenien, Bulgarien, Griechenland und Kroatien sowie als einziges Nicht-EU-Land die Schweiz.

Schweiz ganz vorne dabei

Mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung mit den anderen EU-Staaten sei man «vorerst keine direkten finanziellen Verpflichtungen» eingegangen, heisst es beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Ob und wie sich die Schweiz direkt «am Bau der Rechner beteiligen wird, ist zurzeit noch nicht bekannt». Durch eine möglichen Zusammenarbeiten mit der EU hofft die Schweiz, «ihre gute Ausgangslage im Bereich des Hochleistungsrechnen zu bewahren beziehungsweise weiter auszubauen».
Denn auf der Liste der 500 weltweit schnellsten Rechner schaffte es die Schweiz im vergangenen Jahr mit dem System «Piz Daint» auf den dritten Rang. Der Rechner steht im Schweizer Supercomputing Center CSCS in Lugano und wird von der ETH Zürich betrieben. Er verfügt über eine Leistung von 19,59 Petaflops.

China an der Weltspitze

Die leistungsstärksten Superrechner der Welt stellt momentan jedoch China. An der Spitze des Top-500-Rankings steht mit grossem Abstand «Sunway TaihuLight». Die Anlage arbeitet im Supercomputer Center in Wuxi und kommt auf eine Leistung von 93 Petaflops. Dahinter platzierte sich «Tianhe-2» («Milchstrasse»), der Rechner steht im chinesischen Supercomputer-Center in Guangzho und leistet 33,8 Petaflops.



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