AI-Forschung
20.10.2020, 06:35 Uhr
Deep-Learning - Weniger Neuronen, mehr Intelligenz
Künstliche Intelligenz wird effizienter und zuverlässiger, wenn man sich enger an biologischen Vorbildern orientiert: Neue Ansätze der AI-Forschung bewähren sich im Experiment.
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in unserem Alltag angekommen - von der Suchmaschine bis zum selbstfahrenden Auto. Das hat mit der gewaltigen Rechenleistung zu tun, die in den letzten Jahren verfügbar geworden ist. Doch neue Ergebnisse aus der AI-Forschung zeigen nun, dass man mit einfacheren, kleineren neuronalen Netzen bestimmte Aufgaben noch besser, effizienter und zuverlässiger lösen kann als bisher.
Ein Forschungsteam der TU Wien, des IST Austria und des MIT (USA) hat eine neue Art künstlicher Intelligenz entwickelt, die sich an biologischen Vorbildern orientiert, etwa an einfachen Fadenwürmern. Das neue AI-Modell kann ein Fahrzeug steuern, mit einer verblüffend kleinen Zahl an künstlichen Neuronen. Das System hat entscheidende Vorteile gegenüber bisherigen Deep-Learning-Modellen: Es kommt mit unsauberen Eingabedaten viel besser zurecht, und aufgrund seiner Einfachheit kann man seine Funktionsweise im Detail erklären. Man muss es nicht einfach als komplexe "Black Box" betrachten, sondern es kann von Menschen verstanden werden. Dieses Deep-Learning-Modell wurde nun im Journal "Nature Machine Intelligence" publiziert.
Lernen von der Natur
Ähnlich wie lebendige Gehirne bestehen Neuronale Netze am Computer aus vielen einzelnen Zellen. Ist eine Zelle aktiv, sendet sie ein Signal an andere Zellen. Alle Signale, die die nächste Zelle erhält, entscheiden gemeinsam darüber, ob diese Zelle ebenfalls aktiv wird. Auf welche Weise eine Zelle die Aktivität der nächsten genau beeinflusst, ist zunächst offen - diese Parameter werden in einem automatischen Lernprozess so lange angepasst, bis das neuronale Netzwerk eine bestimmte Aufgabe lösen kann.
«Schon seit Jahren dachten wir darüber nach, was man von der Natur lernen kann, um künstliche neuronale Netze zu verbessern», sagt Professor Radu Grosu, Leiter der Forschungsgruppe «Cyber-Physical Systems» an der TU Wien. «Der Fadenwurm C. elegans zum Beispiel kommt mit einer verblüffend kleinen Zahl von Nervenzellen aus, und trotzdem zeigt er interessante Verhaltensmuster. Das liegt an der effizienten und harmonischen Art, wie sein Nervensystem Information verarbeitet.»
«Die Verarbeitung der Signale innerhalb der einzelnen Zellen gehorcht bei uns anderen mathematischen Regeln als bei bisherigen Deep Learning Modellen», sagt Ramin Hasani, Postdoc am Institut für Computer Engineering der TU Wien und am CSAIL, MIT. «Ausserdem wurde nicht jede Zelle mit jeder anderen verbunden - auch das macht das Netz einfacher.»
Autor(in)
Bernhard
Lauer