EXKLUSIV 14.10.2005, 10:14 Uhr

Eine Software für alle Gerätchen

Wissenschaftler bauen derzeit unter der Federführung der Universität Trient an einer Software, die auf allen Geräten läuft.
Eine Software für alle Plattformen: An der Verwirklichung dieses Traums arbeiten derzeit italienische Informatiker.
Der Traum von einer Software, die auf allen Geräten läuft, ist alt. Unlängst wurde er von der Marketingabteilung von Sun Microsystems bemüht. «Write once, run everywhere» («Schreib es einmal, lass es überall laufen»), behauptete sie von der Programmiersprache Java. Die Realität sah dann allerdings etwas anders aus, was in der Folge zur Verballhornung des Werbespruchs zu «write once, debug everywhere» führte.
Doch diese Rückschläge haben die Entwicklergemeinde nicht davon abgehalten, weiter an der universellen Software zu arbeiten. Dem Ideal einen Schritt näher gekommen sind derweil die Informatiker der Universität Trient, die im Rahmen des IST-Forschungsplans (Information Society Technologies) der Europäischen Union an globalen Applikationen werkeln. Das Degas (Design Environments for Global Applications) genannte Projekt sieht vor, Softwarefetzen zu schreiben, die auf allen Geräten abgearbeitet werden können. Dabei wurden zunächst Schlüsselelemente eines Programms definiert, die auf allen Plattformen anzutreffen sind - etwa Sicherheitsfunktionen. In einem weiteren Schritt wurden jene Features ausgesondert, die sich von Betriebssystem zu Betriebssystem unterscheiden. «Unser erstes Tummelfeld waren heterogene Netze, an denen PC und PDA hängen», erklärt Corrado Priami von der Universität Trient, der das Degas-Projekt leitet. Solche Netze sind informationstechnische Alpträume, denn jedes Gerät weist sein eigenes Betriebssystem auf und verwendet unterschiedliche Applikationen für Grunddienste wie etwa das Verschicken von Mails.
Mit Hilfe von Motorola, die mit praktischen Ansätzen das eher theoretische Gebastel der norditalienischen Wissenschaftler ergänzte, haben Priamis Leute eine Reihe von Werkzeugen kreiert, mit denen Applikationen geschrieben werden können, die auf einer ganzen Gerätepalette lauffähig sind. Als erste Anwendungen programmierten sie eine mobile Geschäftsapplikation und ein entsprechendes Abenteuerspiel. Erstere war so erfolgreich, dass Motorola diese gleich für ihre Gerätchen kommerzialisierte.
Konkret griffen die Informatiker beim Bau ihrer Grundelemente auf das Standardprotokoll Universal Modelling Language (UML) zurück. «Uns interessierte dabei die Frage, an welchem Punkt wir die Anwendungen für die entsprechenden Betriebssysteme kompilieren müssen», erklärt Priami. Heutige Software wird oft von Anfang an exklusiv für ein System konzipiert. «Wir haben diese Unterscheidung so weit wie möglich verschoben», meint er. Die Degas-Leute haben somit ein Basisprogramm geschrieben, das für alle Geräte gleich bleibt. Erst Besonderheiten werden für die jeweilige Plattform kompiliert.



Das könnte Sie auch interessieren