Soziale Netze 31.10.2018, 14:29 Uhr

Facebook verliert weiter Nutzer

Facebook verliert in Europa eine weitere Million Nutzer. Daneben bereitet sich das soziale Netz auf einen Umbruch des eigenen Werbegeschäfts vor.
(Quelle: shutterstock.com/Lewis Tse Pui Lun)
Nach Datenskandalen und der EU-Datenschutzverordnung verliert Facebook weiter Nutzer in Europa. Im letzten Quartal sank die Zahl monatlich aktiver Mitglieder von 376 auf 375 Millionen. Konzernchef Zuckerberg kündigte «bedeutende Investitionen» für 2019 an.
Schon im Vierteljahr davor hatte Facebook eine Million Nutzer in Europa eingebüsst. Weltweit gesehen geht das Wachstum des Online-Netzwerks aber weiter. Die Zahl der aktiven Nutzer stieg bis Ende September um zehn Prozent auf 2,27 Milliarden.
Und auch die Werbeeinnahmen wachsen weiterhin: Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 13,7 Milliarden Dollar. Das ist allerdings das kleinste Plus seit rund sechs Jahren. Der Gewinn kletterte um neun Prozent auf knapp 1,34 Milliarden Dollar, wie Facebook am Dienstag mitteilte.
In den USA und Kanada kommt Facebook nun auf 242 Millionen monatlich aktive Nutzer - eine Million mehr als vor drei Monaten. Es ist der mit Abstand lukrativste Markt für das Online-Netzwerk: Hier machte Facebook im vergangenen Quartal einen Umsatz von 27,61 Dollar pro Nutzer. In Europa sind es 8,82 Dollar pro Nutzer und weltweit 6,09 Dollar.

Zufriedene Analysten

«Es was ein ziemlich gutes Quartal, obwohl alle mit einem Desaster gerechnet hatten», sagte Analyst Ivan Feinseth von Finanzdienstleister Tigress Financial Partners. Für den Markt sei die Bilanz eine «Erleichterung», sagte sein Kollege James Cordwell von Atlantic Equities. Die Facebook-Aktie legte nachbörslich zwei Prozent zu.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte in einer Telefonkonferenz mit Analysten an, dass 2019 «ein weiteres Jahr bedeutender Investitionen» sein werde.
Facebook steht derzeit wegen diverser Skandale unter Druck. im Frühjahr war ans Licht gekommen, dass die Daten von rund 87 Millionen Nutzern bei der britischen Firma Cambridge Analytica gelandet und von ihr unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump benutzt worden waren.

Falschnachrichten im Fokus

Der Ruf des Konzerns litt auch infolge des Missbrauchs seiner Plattform durch mutmassliche russische Akteure im US-Wahlkampf 2016. Ende September teilte Facebook dann auch noch mit, dass das Onlinenetzwerk zur Zielscheibe einer grossangelegten Hackerattacke geworden sei. Die Täter erlangten dabei Zugriff auf die Daten von 29 Millionen Nutzern.
Fürs laufende Quartal dürfte es besonders wichtig sein, wie gut Facebook Falschnachrichten oder falsche Konten - auch im Zusammenhang mit den US-Kongresswahlen - aufspürt. Zuckerberg versprach, Facebook werde beim Thema Sicherheit Ende 2019 da sein, wo es sein müsse.

Änderungen im Werbegeschäft

Facebooks Werbegeschäft schien nicht aufzuhalten, doch jetzt bereitet Zuckerberg Investoren auf ein langsameres Wachstum vor. Das hat tiefere Gründe als die zuvor erwähnten Probleme in Europa.
Dem Werbegeschäft von Facebook steht ein Umbruch bevor, der die jahrelang auf Hochtouren laufende Geldmaschine des Online-Netzwerks abbremsen wird. Die Mitglieder teilten ihre Beiträge verstärkt im kleineren Freundeskreis statt im Newsfeed, der bisher das Herzstück der Facebook-Nutzung war, wie Zuckerberg.
Facebook muss deswegen sein Geschäft umbauen. Der Newsfeed bietet viel Platz für Anzeigen - und das Online-Netzwerk macht damit Milliardengewinne. Bei Werbung in den neuen Formaten steht Facebook aber erst am Anfang und muss sich unter anderem bei den Anzeigenpreisen noch durchtasten. «Das ist eine Reise, die Jahre und nicht Quartale dauern wird», sagte Finanzchef Dave Wehner.

Neue Formate

Zu den neuen Formaten gehören zum Beispiel die sogenannten «Stories», bei denen Nutzer ihre Fotos und Videos typischerweise für einen Tag für ausgewählte Freunde veröffentlichen. «In nicht allzu ferner Zukunft werden die Leute mehr in Stories als in Feeds teilen», prognostizierte Zuckerberg.
Facebook durchlebte bereits einen ähnlichen Umbruch, als Nutzer vom PC auf Smartphones wechselten. Damals hatte das Online-Netzwerk zunächst kein Geschäftsmodell für das Handy und Anleger zweifelten an den Zukunftsaussichten der Firma. Doch die Newsfeed-Anzeigen als Lösung für das Problem erwiesen sich als eine Goldgrube. Zuckerberg und Geschäftsführerin Sheryl Sandberg erinnerten jetzt daran, um besorgte Investoren zu beruhigen. Das klappte ganz gut: Die Aktie, die nach Zuckerbergs Warnungen erst fast vier Prozent verlor, erholte sich auf ein Plus von über drei Prozent.

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