Angriff auf Samsung
08.06.2015, 09:02 Uhr
das LG G4 im Test
Im letzten Jahr konnte LG mit dem G3 wirklich überzeugen: Auch beim G4 feilt der Hersteller weiter an Design und Kamera: Ist das dem Hersteller auch diesmal gelungen?
Spitzenkamera, gestochen scharfes Display und schön verarbeitetes Kunststoffgehäuse: Das waren die unverkennbaren Merkmale des LG G3. Doch schafft LG mit dem G4 wieder den Anschluss in die Top-Liga der besten Smartphones? Speziell: Diesmal wagt LG mit zusätzlichen Lederhüllen einen völlig anderen Design-Ansatz, nachdem der Hersteller seine bisherigen Smartphones mit Kunststoffhüllen versehen hat. Optional ist LGs neuster Wurf auch mit Metallrückseiten zu haben.
Handgefertigtes Leder
Uns hat LG das Modell mit der schwarzen Lederrückseite als Testgerät zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein handgefertigtes und feinporiges Leder. Das sieht tatsächlich schick aus und verleiht dem 5,5 Zoll grossen Smartphone einen ganz speziellen Look.
Mit fast derselben Grösse des Vorgängers liegt das grosse Smartphone bei einem Gewicht von 155 Gramm nach wie vor gut in den Händen. Zudem hat das Leder einen funktionalen Aspekt: Es verleiht dem Telefon einen guten Griff. Ob das nun die erste Devise für Anwender mit schweissigen Händen ist, bleibt fraglich. Das Leder könnte schliesslich auf die Dauer davon auch «ranzig» werden.
LG erwähnt in Unterlagen, die Computerworld vorliegen, dass die normale Abnutzung natürlich sei und dies zu einem «individuellen Look» führe. Das kann man nun so oder anders interpretieren. Unser Redaktor hat leider schon nach ein paar Tagen festgestellt, dass sich in den feinen Poren gerne Staubpartikel und Zigarettenasche einnistet. Das geht zum Glück mit ein paar Fingerwischern schnell wieder weg. Wie sich das aber langfristig mit anderen Substanzen verhält, bleibt offen.
Leicht gekrümmt
Das Gehäuse mit seinem schnittigen Metallrahmen ist minim gekrümmt. Hält man es aber in den Händen oder legt man es auf den Tisch, kommen dadurch keine Nachteile zum Tragen. Als Ganzes ist das Device durchwegs hochwertig verarbeitet.
Lautstärke- und Ausschalttaste wurden wieder in der Nähe der rückseitigen Kameralinse positioniert. Das mag den einen oder anderen Anwender etwas stören. Immerhin schafft es LG im Gegensatz zu Samsung mit seinem Galaxy S6 trotz der vergrösserten Linse, die Kamera schön ins Gehäuse einzunisten, statt diese in einem hervorragenden Kameratürmchen unterzubringen.
Der 3000 mAh starke Akku ist wechselbar: Ein nettes Extra, das man heutzutage in vielen Smartphones der Top-Liga schon fast suchen muss. Somit ist dies aus Sicht des Autors als Bonus-Feature zu werten, wenngleich der damit einhergehende Verzicht meist die Wasserfestigkeit ist. Darüber hinaus sponsern die Südkoreaner dem 32-GB-Handy einen microSD-Slot zur Speichererweiterung: auch ganz nett. Nicht ganz verständlich bleibt, warum LG einen Micro-SIM-Schacht eingepflanzt hat. Wer von einem Nano-SIM-Gerät umsteigt, kann sich aber für 5 Franken einen Adapter besorgen. Das gibt es z.B. schon beim Interdiscount um die Ecke oder natürlich in jedem Handy-Laden.
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Nichts für kleine Hände
Dafür ist LGs neustes Smartphone bei einer Display-Diagonalen von 5,5 Zoll nichts für kleine Hände. Wem ein 5-Zoll-Smartphone schon fast zu gross ist, wenn es sich dabei kaum noch einhändig bedienen lässt, sollte das Smartphone zunächst selber begutachten. Anders herum betrachtet, bringt das grosse Display auch Vorzüge für Anwender, die lieber auf ein Tablet verzichten und Multimedia-Inhalte auf einem grossen Handy geniessen wollen.
Keine grosse Nachbesserung beim Klang
Stichpunkt Multimedia: Bei den Lautsprechern hat LG leider nicht gross nachgebessert. Das Lautsprechergitter hinter dem Leder sieht zwar schick aus, die Soundausgabe bleibt aber weiterhin nur mono. Allerdings lässt sich der Sound bei konstantem Pegel sehr laut aufdrehen. Im Vergleich zu den hervorragenden Stereo-Lautsprechern eines HTC One M9 verblasst der dumpfe Klang des G4 merklich.
Helles, scharfes Display
Dafür spendiert der Hersteller seinem Vorzeigegerät wieder eine gestochen-scharfe Quad-HD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln. LG setzt nicht etwa auf OLED und vertraut wieder auf seine IPS-Quantum-Technologie, die nach eigenen Angaben einen grösseren Farbraum abdecken soll als die Konkurrenz. Bei Fotos und Videos haben wir davon noch nicht so viel gemerkt.
Der Bildschirm ist ausserordentlich hell – mit dem netten Nebeneffekt, dass im Alltag sogar eine batterieschonende Helligkeit von ca. 39 Prozent ausreicht. Bei eher grellem Sonnenlicht werden Inhalte schon ab ca. 63 Prozent leserlich, während der Bildschirm nicht so stark spiegelt. Das würde man von einem Smartphone der High-End-Preisklasse auch erwarten.
Top-Kamera
Samsungs Galaxy S6 gibt wieder Referenzwerte vor, wie eine gute Kamera zu sein hat. Die 16-Mpx-Kamera des G4 weist eine um den Faktor 1 vergrösserte Blendenöffnung von f/1.8 auf. Dadurch fängt die Kamera mehr Licht ein und erzielt bessere Resultate in dunklen Umgebungen. Auch die Sensorgrösse und der OIS (optische Bildstabilisator) wurden etwas vergrössert. Der Ironie zu Samsung nicht genug: Natürlich hat auch LG an einen schnellen Kameramodus gedacht: Mit einem Doppeltipp auf die Volume-Down-Taste öffnet sich die Kamera in 0,6 Sekunden aus dem Standby. Die Kamera macht allgemein sehr helle und farblich sehr ausbalancierte Aufnahmen, auch unter schwierigen Lichtbedingungen. Zudem fokussiert die Kamera dank des Distanzlasers sehr schnell. Im Vergleich zum Galaxy S6 und iPhone 6 muss man schon fast das Haar in der Suppe suchen.
Nachfolgend einige Beispielaufnahmen, die mit der Kamera des G4 geschossen wurden:
Etwas für «Kamera-Nerds»
Ausserdem integriert LG in seiner Kameraanwendung viele interessante Zusatzfunktionen. So lässt der manuelle Modus sogar das Einstellen der ISO-Zahl und das Abspeichern in RAW-Format zu.
Witzig: Für einen Selbstauslöser kann man einen Sprachbefehl wie «Cheese» festlegen: Sobald man das Wort ausspricht, startet ein 3-Sekunden-Timer.
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Performance und Akkulaufzeit
Erfreulich: Der 3000 mAh starke Akku hält diesmal erstaunlich lange durch, wenn der Bildschirm nicht zu hell eingestellt ist. Bei einer Helligkeit von weniger als 50 Prozent kommt man bei regem Surfen fast zwei Tage über die Runden. Das ist mehr als akzeptabel für ein leuchtstarkes Display, das sich einen guten Schluck vom Akku gönnt. Aus gutem Grund hat LG nicht den neusten Achtkern-Qualcomm-Prozessor gewählt und begnügt sich mit dem Snapdragon-808-Sechskerner. Was die rohe Rechenkraft angeht, ist das G4 in den theoretischen Benchmarks seinen schnelleren Zeitgenossen ein wenig unterlegen.
Benchmarks: Messergebnisse
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Schlankes Android
Im Alltag tut dies jedoch nichts zur Sache. Im Gegenteil. Surfen und App-Aufrufe gehen blitzschnell von den Fingern. Die LG-Applikationen per se wurden lobenswerter Weise ebenfalls nur um ein paar wenige (aber sinnvolle) Funktionen erweitert: wie beispielsweise um die «Smart settings», mittels derer Aktionen abhängig vom Standort des Nutzers ausgelöst werden.
Das betrifft das Tonprofil sowie die WLAN- und Bluetooth-Einstellungen. So kann man zum Beispiel einstellen, ob zu Hause nur der Lautlosmodus aktiv sein soll oder eine bestimmte App beim Einstecken des Kopfhörers gestartet werden soll. Darauf beschränken sich die Funktionen leider auch. Der Smart-Kalender fasst mehrere Kalender zusammen, die sich per Fingerwisch auseinanderschieben lassen.
Fazit
LG legt den Fokus wieder deutlich auf Kamera und Design. Zwar setzt man nicht auf ein OLED-Display und vertraut beim Prozessor auf das schwächere Schwestermodell des Snapdragon 810. Diese Schritte waren aber wohlüberlegt. In der Praxis überzeugt das farbkräftige und helle Quantum-Dot-Display. Die Performance in Relation zur Akkuleistung muss sich jedenfalls nicht vor der Konkurrenz verstecken. Wer schon länger auf ein alternatives Top-Smartphone gewartet hat, dürfte mit dem LG G4 eine Alternative finden.