Die beste Jahreszeit 10.09.2024, 11:33 Uhr

Der Apple-Herbst: iPhone 16 und mehr

Die letzte iPhone-Keynote mutete fast ein wenig surreal an. Denn die wichtigsten Neuerungen befinden sich in einem Schwebezustand, der einem etwas ratlos zurücklässt.
(Quelle: Apple Inc.)
Die iPhone-Keynote gehört neben der Entwicklermesse WWDC im Juni zu den wichtigsten Veranstaltungen überhaupt. Nur war dieses Mal alles etwas anders – und es ist leicht, mit dem Finger darauf zu zeigen: Im Mittelpunkt aller Neuheiten stand die «Apple Intelligence», also Apples Interpretation von künstlicher Intelligenz.
Nur: Apple Intelligence wird erst im Verlauf des Jahres in den USA erscheinen, gefolgt von anderen englischsprachigen Ländern wie U.K., Kanada oder Australien. Wann hingegen auch der Rest der Welt zum Handkuss kommt, steht in den Sternen. Und deshalb wirkte die Veranstaltung streckenweise etwas arg theoretisch. Tatsächlich ist Apple Intelligence noch so weit von einer Einführung in der Schweiz entfernt, dass es sich nicht lohnt, an dieser Stelle auf die Details einzugehen.
Ausserdem fällt auf, dass auch schon mehr neue Hardware gezeigt wurde. Neben den iPhones wird es eine neue Apple Watch (ohne Ultra) und neue AirPods (ohne Pro) geben. Die gute Nachricht: Die spannendsten Neuerungen in diesen Kategorien werden durch Software-Updates kostenlos nachgereicht. Wer also heute mit den AirPods Pro 2 unterwegs ist, kommt ohne weitere Ausgaben in den Genuss einiger spannenden Neuerungen.

Die neuen iPhones

So viel vorweg: Es kommt weder ein neues iPhone mini noch ein iPhone SE. Stattdessen wird die Hauptlinie in der gewohnten Weise aktualisiert: Es gibt sowohl ein iPhone 16 als auch ein iPhone 16 Pro in jeweils zwei Grössen, wobei die Pro-Linie vor allem beim Display und – viel wichtiger – bei den Kameras als unterscheidende Merkmale punktet.
Alle iPhones sind jetzt mit der «Dynamic Island» ausgestattet, jener höchst flexiblen Aussparung am oberen Display-Rand, die ausserdem die wichtigsten Hintergrund-Aktivitäten zeigt. Auch die Action-Taste gehört jetzt zum Standard: Diese zusätzliche Seitentaste lässt sich frei belegen – sei es mit einer vordefinierten Funktion oder mit selbstgebauten Makros, die nahezu beliebig komplex ausfallen dürfen.
Zwei zusätzliche Tasten für das iPhone 16: die Action-Taste (oben) und die neue Kamerasteuerung
Quelle: Apple Inc.

Das Display

Auch heuer unterscheidet sich das Display des Pro-Modells von der regulären Ausgabe – allerdings nun auch in der Grösse. Während die kleinere Ausführung bei 6,1 Zoll verharrt, bietet das iPhone 16 Pro Max statt 6,7 Zoll nun 6,9 Zoll für alle, die nicht genug bekommen. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die grosse Masse der Käufer liebt grosse Displays.
Frische Farben: würde es die doch auch für die Pro-Modelle geben
Quelle: Apple Inc.
Die zweite Unterscheidung findet sich in der Wiederholfrequenz: Sie liegt beim regulären Modell bei 60 Hz liegt, während die Pro-Ausgabe mit variablen 1 Hz bis 120 Hz punktet. Das läuft bei Apple unter dem Marketing-Begriff «Pro Motion». Auch die «Always On»-Funktion, bei der in abgedunkelter Form der Sperrbildschirm stets sichtbar bleibt, erstreckt sich nun über die gesamte Modellpalette.

Die Kameras

Doch KI hin, Displays her: Wie immer werden die Kameras zum Objekt der Begierde. Auch hier bleibt sich das iPhone treu. Die regulären Modelle kommen mit zwei Kameras, die Pro-Serie mit deren drei. Alle Ausführungen kommen ausserdem mit der neuen Kamerasteuerung. Die zusätzliche Taste reagiert gleichermassen auf Berührungen, als auch auf Druck. Wie bei klassischen Kameras führt ein leichter Druck zur Fokussierung, während ein kräftiges Drücken die Aufnahme auslöst. Durch Streichen und verschiedene Gesten werden aber auch Funktionen ausgewählt, das Zoom geändert und dergleichen mehr. Nie fühlte sich das iPhone mehr nach einer Kompaktkamera an.
Das dominante Kamerafeld zeigt auf den ersten Blick, wo bei den Pro-Modellen der Schwerpunkt liegt
Quelle: Apple Inc.
Das reguläre iPhone 16 bietet eine 48-Mpx-Hauptkamera und ein 12-Mpx-Ultraweitwinkel. Durch Software verschmelzen die Fotos wahlweise zu Aufnahmen mit 24 Mpx oder 48 Mpx. Wichtig für die Freunde des Winzigen: Neu lassen sich auch Makro-Aufnahmen anfertigen. Auch räumliche Videos beherrschen nun alle Modelle, damit wir sie irgendwann auf der Apple Vision Pro betrachten können. Allerdings beschränkt sich die Auflösung wie beim Vorgänger, dem iPhone15 Pro, auf 1080p mit 30 fps.
Wie immer legt das Pro-Modell noch eine grosse Schippe drauf. So werden Videos jetzt in 4K bis 120 fps direkt in Dolby Vision aufgezeichnet – und bei Bedarf sogar im ProRes-Format, wenn auf einen externen Speicher aufgezeichnet wird. In jedem Fall lässt sich die Bildrate auch im Nachhinein in der Fotos-App über einen Schalter an 24 fps, 25 fps, 30 fps, 60 fps oder 100 fps anpassen.
Doch selbst das beste Video verliert an Wirkung, wenn der Ton nicht mithalten kann. Im Pro-Modell sind jetzt vier Mikrofone verbaut, die gemäss Apple mit Studioqualität aufwarten sollen. Dabei stehen drei Modi für die Aufnahme zu Auswahl: «Im Bild» reduziert Gespräche auf jene Personen, die tatsächlich im Bild zu sehen sind. «Studio» filtert alles weg, was nicht Stimme ist. Und «Kino» soll automatisch für eine ganzheitliche, ausgewogene Tonmischung sorgen.

Preise

Die Preise innerhalb eines Modells variieren einzig durch Speicherausstattung. Das einfachere iPhone 16 mit 6,1-Zoll-Display gibt es mit 128 GB Speicher für 849 Franken, das 6,7 Zoll grosse Plus-Modell für 949 Franken. Das iPhone 16 Pro kommt wiederum mit 6,3 Zoll und ab 128 GB Speicher für 1049 Franken; das 6,9 Zoll grosse «Max» kommt mit mindestens 256 GB für 1249 Franken.

Apple Watch Series 10

Die neuste Apple Watch ist alles andere als eine Enttäuschung. Doch wer wie beim iPhone X zum runden Geburtstag eine kleine Revolution erwartet hat, wird wohl ein wenig enttäuscht sein, denn das Design ist in weiten Teilen dasselbe geblieben. Dass es auch anders ginge, zeigt seit ihrer Einführung die Apple Watch Ultra, die oft nicht wegen ihrer besonderen Fähigkeiten gekauft wird, sondern weil sie einfach anders aussieht.
Ähnlich … und für viele vielleicht zu ähnlich: die Apple Watch Series 10
Quelle: Apple Inc.
Immerhin kommt die Series 10 neu mit einem grösseren Display, das sogar jenes der Apple Watch Ultra überragt. Die Schriften sind grösser, die Ablesung leichter und es steht mehr Raum für zusätzliche Inhalte zur Verfügung.
Die Series 10 hält den Rekord bei der Display-Grösse
Quelle: Apple Inc.
Das Display soll aber auch bei seitlicher Betrachtung 40 Prozent heller sein und ausserdem wird die Batterie weniger stark belastet – selbst wenn es bei Inaktivität einmal pro Sekunde aktualisiert wird.
Von der Seite betrachtet soll das neue Display deutlich heller scheinen
Quelle: Apple Inc.
Vor allem aber ist der neuste Spross nur 9,7 Millimeter hoch und damit die dünnste Apple Watch von allen.
Keine Apple Watch ist dünner als die Series 10
Quelle: Apple Inc.
Dazu kommen zahlreiche neue Funktion wie zum Beispiel verbesserte Angaben zu den Gezeiten, wenn im Meer geschwommen wird. Die sind jedoch watchOS 11 geschuldet, das auch auf älteren Modellen läuft. Zu den wichtigsten neuen Funktionen gehört ausserdem die Erkennung von Schlafapnoe – doch selbst diese Funktion kommt auch auf die Series 9 und die Apple Watch Ultra Series 2. Die Series 10 erhält ausserdem den Tiefenmesser und den Sensor für die Wassertemperatur, die bisher nur in der Apple Watch Ultra zu finden waren.

Preise

Preislich startet die Apple Watch Series 10 aus Aluminium bei 399 Franken (42 Millimeter) respektive 429 Franken (46 Millimeter). Die Edelstahl-Variante wurde durch ein Titan-Modell ersetzt. Der Preis für dieses 42-Millimeter-Modell liegt bei 699 Franken, jener für die 46-Millimeter-Ausführung bei 749 Franken. Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass die Aluminium-Variante 90 Franken mehr kostet, wenn sie mit einer eSIM für den mobilen Internet-Zugang ausgerüstet werden soll; die Titan-Version bietet diese Eigenschaft in jedem Fall.

AirPods

Auch bei den AirPods hat sich verhältnismässig wenig geändert – doch die Neuerungen haben es zum Teil in sich! Das Offensichtliche vorweg: Das Ur-Design der AirPods mit den langen Stilen gehört der Vergangenheit an. Die AirPods 4 zeigen dieselbe Designsprache, wie die AirPods Pro – allerdings ohne die austauschbaren Silikon-Aufsätze. Trotzdem soll der Komfort verbessert worden sein.
Die aktuelle AirPods-Familie, teilweise etwas angestaubt
Quelle: Apple Inc.
Es lohnt sich allerdings, vor dem Kauf auf die technischen Eigenschaften zu achten, denn die AirPods 4 gibt es in zwei Versionen. Gegenüber dem Standard-Modell für 129 Franken liefert die gehobene Ausgabe für 179 Franken einige interessante Feinheiten. Sie bietet eine aktive Geräusch­unter­drückung sowie adaptives Audio, um zwischen eben dieser Funktion und dem Transparenzmodus zu wechseln. Die Konversationserkennung reduziert ausserdem die Lautstärke, sobald ein Gespräch registriert wird.
Die AirPods 4 sind eine Kreuzung zwischen dem Vorgänger und den AirPods Pro
Quelle: Apple Inc.
Unterschiede gibt es auch im Gehäuse: Die bessere Version lässt sich nicht nur kabellos über den Qi-Standard laden; sie akzeptiert sogar den Lade-Puck der Apple Watch und kommt mit einem integrierten Lautsprecher, der das Auffinden über die «Wo ist?»-Funktion deutlich vereinfacht. In diesem Fall braucht es also gute Gründe, um zum günstigeren Modell zu greifen.
Der Lade-Puck der Apple Watch speist auch die AirPods
Quelle: Apple Inc.

AirPods Max

Fast schon eine Randerscheinung sind die überarbeiteten AirPods Max. Design und Technik bleiben unverändert, abgesehen von neuen Farben und dem USB-C-Anschluss. Selbst der H1-Chip von 2019 wird weiterhin verbaut. Der Preis bleibt unverändert bei 499 Franken.

AirPods Pro als Hörgerät

Doch die vielleicht beste Neuerung kommt in der Ankündigung, dass die AirPods Pro der zweiten Generation den klassischen Hörgeräten Konkurrenz machen können – und zwar nicht als Kopfhörer, die einfach ähnliche Funktionen bieten, sondern als zertifizierte Medizinprodukte.
Das könnte ein Industrie durchrütteln: die AirPods Pro der zweiten Generation werden zum zertifizierten Hörgerät
Quelle: Apple Inc.
Dabei stehen drei Funktionen im Vordergrund: Laute Geräusche werden reduziert. Ein Hörtest hilft bei der Überprüfung des eigenen Gehörs. Und schliesslich sorgen die Hörhilfefunktionen dafür, dass je nach Geräuschkulisse und Gespräch die eigene Unzulänglichkeit ausgeglichen wird.
Diese neuen Funktionen durchlaufen im Augenblick die Zertifizierung und sollen irgendwann im Herbst als kostenloses Firmware-Update in über hundert Ländern nachgereicht werden. Ob die Schweiz von Anfang an dabei ist, wurde allerdings noch nicht bestätigt.



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