Clubhouse: Was ist vom Hype übrig geblieben?

Künstliche Verknappung

Clubhouse startete im September 2020, in Deutschland nahm man die App so richtig erst im Januar wahr. Die App gab es damals zunächst nur für Apple-Geräte, erst später kam Android dazu. Zudem musste man von einem anderen Clubhouse-Nutzer eingeladen werden. Heizte diese künstliche Verknappung den Hype erst recht an? Die Beitrittshürde wurde im Sommer aufgehoben. Deutschland rangiere konstant unter den Top-20-Ländern für Clubhouse, heisst es vom Unternehmen weiter. In der Zwischenzeit integrierte auch Social-Media-Riese Twitter einen ähnlichen Audio-Bereich.
Während des Hypes schauten sich auch viele Medienhäuser Clubhouse an. Der stellvertretende Chefredakteur von «Zeit Online», Sebastian Horn, teilt auf dpa-Anfrage mit: «Ich kann mich nicht erinnern, wann zuletzt um eine neue App innerhalb weniger Stunden ein solcher Hype entstanden ist.» «Zeit Online» probierte dann ein Redaktionskonferenz-Format aus, Leute konnten morgens Themenideen einbringen.
Doch dabei blieb es nicht. Horn erläutert: «Wir haben mit Clubhouse in den ersten Wochen sehr positive Erfahrungen gemacht.» Mehr als 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer schalteten demnach zu Spitzenzeiten ein und präsentierten Themenvorschläge und Anregungen. Horn fügt hinzu: «Wir haben das Format nach einigen Monaten nicht weiterverfolgt, weil wir das Gefühl hatten, dass das Interesse sich am Ende auf eine kaum noch wechselnde Kerngruppe beschränkte. Wir haben dann zwar über einige neue Formate nachgedacht, das Interesse an Clubhouse schien derweil aber insgesamt abzunehmen.»

Kaum messbare Nutzung

Eine jüngst veröffentlichte Studie zur Online-Nutzung in Deutschland, die von ARD und ZDF regelmässig beauftragt wurde, beschreibt, dass Clubhouse eine kaum messbare Nutzung aufweise. Die Studienmacher halten fest: «Was wie ein substanzieller Hype aussah, führt in der Befragung der ARD/ZDF-Onlinestudie zu dem Ergebnis, dass Clubhouse bisher keine statistisch erfassbaren täglichen Nutzerinnen oder Nutzer finden konnte und bei der Nutzung mindestens einmal in der Woche nur in der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen auf 2 Prozent kommt.» In der Gesamtheit sei auch die mindestens wöchentliche Reichweite gleich null. Die Befragungen für die Studie erfolgten im März und April.
Der Professor für digitale Medien an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg, Markus Kaiser, kommt zu dieser Einschätzung: «Der Hype um und in der App Clubhouse ist genauso schnell wieder abgeebbt, wie er aufgekommen ist.» Er nennt unter anderem diese Gründe: Der Reiz von etwas Neuem verfliege generell schneller im Online-Bereich, damit sei auch der Produktlebenszyklus oft kürzer. Der Lockdown war irgendwann zu Ende. Die Menschen wollten im Sommer wieder nach draussen gehen. «Da blieb weniger Zeit für eine Audio-App, die meist von zu Hause aus genutzt wurde.» Auch das Image habe schnell in Sachen Datenschutz gelitten. Es kam eine Diskussion in Deutschland auf, ob dieser ausreichend sei.
Von einem grossen Revival der App geht der Experte nicht aus. Der Reiz des Neuen sei verloren. «Aber ein paar gezielt organisierte gute Diskussionsrunden können im Winter schon wieder dazu kommen.» Die Idee mit Audio-Live-Diskussionen werde auf jeden Fall bleiben.



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