06.04.2011, 06:00 Uhr
Konsolidieren oder Virtualisieren? Beides!
Mit einer Doppelstrategie aus Datenbankkonsolidierung und Server/Storage-Virtualisierung wird die IT-Infrastruktur flexibler, sicherer und einfacher administrierbar.
Der Autor ist Enterprise Solution Marketing Manager bei Dell Freiheit und Individualität haben ihren Preis. Während in Mainframe-Zeiten klar geregelt war, wer welche Computerressourcen nutzen durfte, hat die Einführung von Client-Server-Infrastrukturen und kompakten Servern in grossen Unternehmen zu viel Wildwuchs geführt. Weil die zentrale IT in ihren Augen zu langsam reagierte, haben sich viele Fachabteilungen im Lauf der Zeit eigene Lösungen angeschafft. Als die Zahl der Applikationen, Datenbanken, Server und Speichersysteme dann kaum noch zu beherrschen war, mussten die Kollegen von der zentralen IT-Abteilung doch wieder eingreifen und den Betrieb übernehmen. All die einzelnen Komponenten in den Fachabteilungen zu administrieren, auf dem aktuellen Stand zu halten und die Sicherheits-Patches einzurichten, bedeutet jedoch einen enormen Aufwand, und die Effizienz bleibt auf der Strecke. Was eine Konsolidierung und Virtualisierung hier bringen kann, zeigt das Beispiel Datenbanken. Nun ist die Datenbankkonsolidierung kein revolutionäres Konzept. IT-Abteilungen praktizieren sie seit vielen Jahren mit dem Ziel, Kosten einzudämmen, die durch immer mehr und immer grössere Datenbanken sowie durch die Vielzahl der unterstützenden Applikationen entstehen. Konventionelle Lösungen sind dabei mit erheblichen Kompromissen verbunden. Ob mehrere Datenbankinstanzen auf einem gemeinsamen Betriebssystem-Image oder mehrere logische Datenbanken auf einer gemeinsamen Datenbankinstanz konsolidiert werden, das Risiko, durch Konfigurationsfehler Daten zu verlieren, ist in jedem Fall beträchtlich.
Konsequente Schwachstellenanalyse
Statt blindem Aktionismus empfiehlt sich in einem ersten Schritt die konsequente Bestandsaufnahme der vorhandenen Schwachstellen. Am Anfang steht die Erfassung der Hard- und Software mit all ihren Abhängigkeiten. Nur so lassen sich Probleme erkennen und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Als typisches Ergebnis stellt sich oft heraus, dass vorhandene Hardware-Ressourcen kaum ausgelastet sind und eine Reihe von Servern durch keinerlei Sicherheitsmassnahmen erfasst werden. Daraus leiten sich mehrere Ziele ab, etwa die Steigerung der Server-Auslastung, die Reduktion der Server-Anzahl, um im Rechenzentrum die Energiekosten zu senken, und die Schliessung von Sicherheitslücken auf einzelnen Servern und Datenbanken, denn auch hier müssen regelmässig Security Patches installiert werden. Wichtig ist auch, wie und von welchen Applikationen bzw. Anwendern die einzelnen Systeme genutzt werden. Auf der Basis dieser Analyse fällt dann die Entscheidung, welche der Datenbanken auf einem einzelnen physikalischen Server konsolidiert werden und welche künftig in einer virtualisierten Umgebung laufen sollen. Die sogenannte Scale-Up-Konsolidierung zielt darauf ab, die Zahl der Server-Instanzen auf weniger, dafür aber leistungsstärkeren physikalischen Servern zusammenzuführen. So lassen sich die Lizenzkosten senken und das Management vereinfachen. Als Herausforderung bleibt jedoch, die hohe Verfügbarkeit einer grösseren Zahl von Datenbanken via Clustering und Mirroring sicherzustellen. Bei der Scale-Out-Konsolidierung kommen statt eines grossen Servers mehrere kleinere zum Einsatz. Der wichtigste Vorteil dieser Variante: Es gibt keinen Single Point of Failure, die Datenbanken befinden sich nicht nur auf einem System, sondern sind auf mehrere verteilt. Je mehr Server es gibt, desto schwieriger wird jedoch die Administration. Wächst die Zahl der Server, stösst die Scale-Out-Strategie an ihre Grenzen.
Server- und Storage-Virtualisierung
Wurde in der Vergangenheit ein neuer Server benötigt, hat die IT-Abteilung das System bestellt, die Energieversorgung kalkuliert und den Server mit einem neuen Betriebssystem ausgestattet. Bis das System tatsächlich betriebsbereit war, vergingen oft mehrere Tage, manchmal Wochen. Unterstützt ein einzelner physikalischer Server mehrere virtuelle Maschinen, lässt sich der Prozess drastisch verkürzen. Zudem kann per Virtualisierung die Hardware-Auslastung deutlich gesteigert und eine logische Trennung der einzelnen Applikationen erzielt werden. Allein dadurch lässt sich die Systemverfügbarkeit verbessern und der Managementaufwand massiv reduzieren. Gleichzeitig kann die Verfügbarkeit der Umgebung durch die in den Virtualisierungslösungen integrierten Features deutlich verbessert werden. Wo sich die Virtualisierung in den IT-Abteilungen durchsetzt, hat dies auch Auswirkungen auf die Storage-Infrastrukturen. Eine nachhaltige Wirkung lässt sich besonders dann erzielen, wenn die Server-Virtualisierung durch eine Speicher-Virtualisierung ergänzt wird. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass in vielen Fällen die Konsolidierung als Vorstufe zur Virtualisierung fungiert; manche Unternehmen gehen auch direkt zur Virtualisierung über. Um festzustellen, welcher Weg der richtige ist, sollte zunächst eine Bestandsaufnahme der im Einsatz befindlichen Server, Applikationen und Datenbanken erfolgen. In einigen Fällen dürfte die Konsolidierung auf wenige physische Server bereits ausreichen. Je höher die Anforderungen an Anwendungen und Datenbanken in Bezug auf Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Anzahl der Benutzer, desto eher kommt eine Virtualisierung infrage.