Interkonnektion
12.02.2019, 11:30 Uhr
Swisscom verlangte zu viel
Swisscom hat gemäss Comcom von Konkurrenten zu viel für die Netz-Mitbenützung verlangt. Der Schweizer Telekomriese prüft derzeit, ob er sich gegen den Entscheid zur Wehr setzen möchte.
Die Comcom kritisiert Swisscom, weil sie zu viel für die Mitbenutzung der Netze verlangt habe
(Quelle: Swisscom)
Swisscom hat Mitbewerbern für die Mitbenutzung ihres Netzes in den Jahren 2013 bis 2016 zu hohe Preise verrechnet. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom). Die Swisscom prüft, ob sie das Verdikt nun ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehen wird.
Die Initiative ging von den Swisscom-Konkurrenten Sunrise und Salt aus. Die hätten von der Comcom verlangt, die Zugangspreise zum Swisscom-Netz für die Jahre ab 2013 zu überprüfen, teilte die Kommission am Dienstag mit. Geprüft wurden eine Reihe von Diensten wie etwa die Entbündelung der letzten Meile, also den letzten Leitungsabschnitt von der Telefonzentrale bis zum Hausanschluss.
Neue Berechnungsmethode
Laut Fernmeldegesetz (FMG) ist die Swisscom als marktbeherrschende Anbieterin dazu verpflichtet, ihren Konkurrenten bestimmte Dienstleistungen zu Preisen anzubieten, die sich an den Kosten orientieren. Dabei werden die Kosten herangezogen, die der Swisscom bei Bereitstellung der Dienste entstanden sind.
Im vorliegenden Fall hat sich die Comcom in ihren Berechnungen aber nicht auf die realen Kosten, sondern auf hypothetische Kosten gestützt. Dabei gehe es um Kosten, mit denen eine effiziente Anbieterin rechnen müsse, wenn sie heute ein neues Netz mit der neuesten verfügbaren Technologie erstellen würde, erklärt die Comcom.
Dabei habe man sich erstmals auf ein Kostenmodell abgestützt, das nicht mehr auf Kupfer-, sondern auf Glasfaserleitungen beruhe. Denn neu sind für die Berechnung der Preise die Kosten der Glasfaserleitungen massgebend, auch wenn es etwa um Zugangspreise für Kupferleitungen geht.
Tiefere Preise
Für entbündelte Kupferanschlussleitungen hat die Comcom Preise berechnet, die 10 bis 25 Prozent unter jenen von Swisscom liegen. Für Mietleitungen zwischen zwei Standorten kommt die Kommission zu satten Preisreduktionen von 65 und 80 Prozent. Darüber hinaus hat die Comcom auch die Preise für die Netzzusammenschaltung (Interkonnektion) gesenkt, und zwar um durchschnittlich 10 Prozent.
Nichts zu beanstanden gab es indessen bei den Preisen für die Nutzung von Kabelkanalisationen der Swisscom. Zudem hätten die Untersuchungen in weiteren Bereichen, wie etwa für die Mitbenutzung von Swisscom-Telefonzentralen durch die Konkurrenz (Kollokation), zu keinen oder höchstens geringen Anpassungen geführt.