Das Oppo-«Aus» in der Schweiz
Ein Nadelstich zu viel
Letztlich kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass es eben nicht den einen Grund für den Rückzug aus der Schweiz gibt. Vielmehr sind wir der Auffassung, dass es mehrere Dinge und die damit einhergehenden, nicht zu bewältigenden Probleme gewesen sind, die für das «Schweiz-Aus» von Oppo gesorgt haben: Ein stark schwächelnder Markt, die fortlaufend köchelnde Chinaproblematik und das veränderte Kaufverhalten der Anwender sind wohl oder übel in ihrer Summe zu viel gewesen, sodass der bekannte «eine Tropfen» das Fass zum Überlaufen brachte. Aber der Reihe nach.
Der Markt schwächelt: Der Smartphone-Markt lahmt. Das weltweit und eben auch in der Schweiz. Laut den Marktforschern von IDC wird der Handy-Markt kleiner. Er schrumpft um 3,2 Prozent und damit in einem schnelleren Tempo, als noch vor einigen Monaten prognostiziert. Und zu allem Übel soll die Flaute aufgrund schlechter Konjunkturerwartungen auch noch anhalten. Erst Mitte 2024 soll eine Konjunkturerholung für ein Plus von 6 Prozent sorgen. Sicher ist das aber keinesfalls. Damit ist klar: Das Geschäft wird für die Smartphone-Hersteller zunehmend schwieriger. Die Zukunftsperspektiven sind ungewiss.
Mitbewerber legen zu, der Druck wird grösser: Im Gegensatz dazu zeigt die Studie auch, dass die beiden grossen Hersteller, sprich Apple und Samsung, ihre jeweiligen Marktpositionen festigen oder sogar ausbauen konnten. Konkret: Apple wuchs um 2,2 Prozent, Samsung, auf Platz eins, verlor lediglich 1,2 Prozent, was unterm Strich wohl zu verschmerzen ist. Denn während Xiaomi 18 Prozent verlor, büsste Oppo sogar 27 Prozent ein. Und das tut weh. Und noch etwas bahnt sich im Smartphone-Markt an: Da der Apple-Druck zunehmend grösser wird, will auch Samsung Dampf vom Kessel nehmen, indem das südkoreanische Unternehmen nichts anderes als einen Strategiewechsel plant. So sollen demnächst Mittelklassemodelle spürbar aufgewertet werden, womit man wiederum Apples iPhones mehr Paroli bieten kann.
China-Problematik: Dann sind sicherlich auch die ganzen China-Diskussionen um die Gewährleistung der Sicherheit/des Datenschutzes chinesischer Handys sowie mögliche Sanktionierungen nicht förderlich. Wir denken, dass dies Oppo ebenso belastet, wobei die Vorzeichen vor nicht allzu langer Zeit eigentlich gar nicht so schlecht standen. Drehen wir dazu die Zeit ein wenig zurück: Nach den von den USA auferlegten Sanktionen (Aussperren der Google-Dienste vom Handy) gegenüber Huawei dürften Hersteller der zweiten Garde (wozu auch damals Oppo zählte) durchaus profitiert haben. Doch dieser Effekt dürfte wohl nun auch verpufft sein. Im Gegenteil: Viele Anwender greifen zu Apple- und Samsung-Smartphones, wenden sich also eher lang etablierten, aus Sicht des Anwenders, sicheren Brands zu.
Rechtsstreitigkeiten lassen Oppo austrocknen: Und dann wären noch die Patentstreitigkeiten mit Nokia. Hier hat man seit August 2022 mit Klagen vom finnischen Handy-Pionier zu kämpfen, die bis heute einen Verkaufsstopp von Oppo-Handys in Deutschland erwirkt haben. Und: Eine Gegenklage von Oppo wurde per Gerichtsbeschluss erst im Juli dieses Jahres von einem deutschen Gericht aus Mannheim ohne Erfolg abgewiesen.
Reissleine gezogen
Welcher dieser Gründe letztlich für die Abkehr vom Schweizer Markt ausschlaggebend war, ist schwierig zu benennen. Jeder für sich allein hätte schon genügend Sprengkraft. In ihrer Summe dürften sie wohl aber eine Lawine im Headquarter von Oppo losgetreten haben, die einfach nicht mehr aufzuhalten war. Schade drum! Aus technologischer Sicht verschwindet ein ambitionierter und innovativer Smartphone-Brand aus der Schweiz.