10.03.2009, 15:23 Uhr

Schweizer ICT-Markt schrumpft

Das Schaffhauser ICT-Marktforschungsunternehmen MSM Research hat seine Prognosen für den Schweizer ICT-Markt 2009 erneut gesenkt. Des Weiteren berichtet der IT-Berater über aktuelle Entwicklungen im Schweizer Markt für Rechenzentren.
Philipp A. Ziegler - Geschäftsführer von MSM Research
MSM Research rechnet für 2009 mit einem Wachstum der Schweizer ICT-Ausgaben um 0,8 Prozent. Im November wurde noch ein Plus von 1,3 Prozent prognostiziert. Die Entwicklungen und Negativschlagzeilen der letzten Wochen deuten dem IT-Marktforscher zufolge darauf hin, dass die nächsten Prognosen weiter nach unten angepasst werden könnten. "Zunehmend werden Projekte verschoben sowie laufende Verträge überprüft und allenfalls neu verhandelt. Unternehmen aus dem Bereich Financial Services und Industrie haben ihre ICT-Budgets bereits markant nach unten korrigiert, als nächste Branche dürfte auch der Handel folgen", erklärt MSM-Geschäftsführer Philipp A. Ziegler.
Dem IT-Berater zufolge wird der ICT-Markt 2009 insgesamt immer noch ein Wachstum um 123 Millionen Franken auf 16,28 Milliarden Franken aufweisen. Allerdings würden die Wachstumsraten aus heutiger Sich sehr unterschiedlich ausfallen: Im Software-Bereich werden die Ausgaben um 1,4 Prozent steigen, angeführt von höheren Ausgaben in den Segmenten Business Intelligence (BI), Enterprise Content Management (ECM), Workflow und Security, heisst es. Im Hardware-Bereich rechnet MSM mit einem Ausgabenrückgang um minus 1,7 Prozent. Auch das Dienstleistungsgeschäft wird gemäss den Marktforschern 2009 eine deutliche Verschnaufpause einlegen. Verglichen mit dem Vorjahr würden 2009 nur noch 1,5 Prozent mehr Ausgaben für ICT-Services getätigt.
2010 soll sich der Gesamtmarkt wieder leicht erholen. MSM rechnet für das nächste Jahr mit ICT-Ausgaben von 16,72 Milliarden Franken. Gegenüber 2009 entspricht dies einem Plus von über 430 Millionen Franken.

Entwicklungen im Schweizer Markt für Rechenzentren

Des Weiteren haben die Schaffhauser eine Umfrage bezüglich Rechenzentren (RZ) durchgeführt. Dabei wurden rund 300 mittlere und grosse Schweizer Unternehmen zu ihren Investitionsplänen und 90 Firmen zu qualitativen Themen befragt. Die grösste Herausforderung im RZ ist für die Mehrheit der Unternehmen die steigende Datenflut, heisst es. Dahinter folgen höhere Flexibilität, kontinuierliche Verfügbarkeit und rasches Anpassen an Business-Veränderungen.
Der Umfrage zufolge kommt jedes dritte Unternehmen mit einem einzigen RZ aus. Fast 59 Prozent arbeiten mit zwei oder sogar mehr. Dabei beträgt die durchschnittliche Fläche eines DC rund 200 Quadratmeter, erklärt MSM. In den grossen Unternehmen misst die RZ -Fläche im Schnitt etwa 375 Quadratmeter, während KMU mit rund 55 Quadratmeter auskommen. Bei den Infrastrukturen setzt über die Hälfte auf Rackmount Server, Storage Area Networks (SAN) und Fibre Channel. Über 42 Prozent verwenden bereits Blade Server.

Virtualisierung reduziert Kosten

Die Befragten sehen in virtualisierten Server-Umgebungen das grösste Potenzial, um Kosten im RZ einzusparen. Mehr als zwei Drittel (67,8 Prozent) vertrauen bereits auf virtualisierte Umgebungen. Bei den grossen Unternehmen sind es sogar 86 Prozent. Die drei wichtigsten Antriebsfaktoren für ICT-Infrastruktur-Virtualisierung sind gemäss der Studie erhöhte Flexibilität, Skalierbarkeit und die Senkung der Hardware-Kosten. Als Hemmschwelle gelten jedoch unter anderem die Ausgaben bei der Einführung respektive Implementierung sowie ein erhöhter Kontrollaufwand. Nur rund zwölf Prozent gaben an, dass Virtualisierung zurzeit kein Thema sei. Über 15 Prozent planen konkret den Einsatz in diesem Jahr.

Mehrheit der Prozesse wird manuell bearbeitet

Knapp über 50 Prozent bearbeiten die Mehrzahl der Prozesse manuell, haben aber mit der Automatisierung einzelner Prozesse gestartet, heisst es. 30 Prozent hätten bereits die Mehrheit der Prozesse automatisiert: Dabei würden Backup und Recovery sowie diverse Management-Tools die Liste der automatisierten Prozesse anführen.

Green-IT fristet Schattendasein

Nur knapp ein Viertel der befragten Unternehmen (24,4 Prozent) hat der Umfrage zufolge bereits eine klar definierte Green-ICT-Politik erarbeitet. Inwieweit dies kurzformulierte pragmatische Ansätze sind oder detailliert festgelegte Handlungsweisen, bleibt laut MSM Research offen. Der überwiegende Teil (63,4 Prozent) würde jedenfalls formell noch nicht auf den Einsatz und die Nutzung einer grünen Informationstechnik setzen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie finden Sie in der Bildergalerie.
Harte Zahlen zum gesamtschweizerischen IT-Markt finden Sie in der kommenden Computerworld-Sondernummer "Swiss IT - die Schweizer IT-Studie 2009". Die komplette Branchenübersicht von IDC und Computerworld erscheint am 27. März 2009.
Harald Schodl



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