22.02.2010, 11:13 Uhr
Dell will zurück auf Platz zwei
Im vergangenen Jahr hat Dell im PC-Weltmarkt den zweiten Platz an Konkurrent Acer verloren. Damit wollen sich die Texaner aber nicht zufrieden geben.
Im vierten Quartal des Vorjahres hatte Dell laut IDC einen Marktanteil von 12,4 Prozent. Die Mitbewerber Acer und Hewlett-Packard (HP) kamen auf 13,4 respektive 21 Prozent. Während Acer-Chef Wang schon darüber spricht, die Kluft zu HP zu schliessen, hat Dell das Ziel, auf Platz zwei zurückzukehren, nicht aufgegeben, so Stephen Felice, der in Singapur sitzende Präsident für das Consumer- und KMU-Geschäft des amerikanischen Direktanbieters. Das Unternehmen hoffe, verlorenen Boden gutmachen zu können, ohne die Profitabilität zu opfern, so Felice laut «Taipei Times».
Felice zufolge will Dell vermeiden, in die Fussstapfen von Acer zu treten. Der taiwanesische Riese verdankt seine heutige Position nicht zuletzt günstigen Netbooks und Notebooks im Einstiegssegment. «Acer legt den Fokus auf Low-end-Produkte, die operativen Margen sind aber deutlich niedriger als unsere. Ich denke, das ist nicht die richtige Strategie für unsere Shareholder», betonte Felice.
Dennoch ist der Gewinn im vierten Quartal 2009 um 4,8 Prozent auf 334 Millionen US-Dollar gefallen, wie das Unternehmen am vergangenen Donnerstag mitteilte (Computerworld berichtete). Die Bruttomarge ist mit 17.4 Prozent auch unter der von den Analysten erwarteten Marke von 18 Prozent geblieben. Die Situation wird sich auch nicht so schnell verbessern, munkelt man. Laut Ashok Kumar, Analyst bei Northeast Securities, werden die Margen kurzfristig unter Druck von Mitbewerbern wie Acer und im kleineren Ausmass auch von HP geraten.
Felice sagte auch, dass Dells Comeback-Strategie zum Teil an China und Indien hänge. Ihm zufolge hat das Unternehmen 2009 in China vier Milliarden Dollar Umsatz gemacht, ein Plus von 81 Prozent. Das Reich der Mitte sei somit nach den USA schon zum zweitgrössten Absatzmarkt für Dell geworden. Der China-Anteil am Gesamtumsatz belaufe sich auf 7,5 Prozent.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Auch in China Marktanteile eingebüsst»
Im November 2009 hat Dell mit dem «Mini 3» zusammen mit dem Staatsunternehmen China Mobile sein erstes Smartphone auf den Markt gebraucht. Es folgte Brasilien, geplant ist, das «Mini 3» über AT & T auch im US-Heimatmarkt zu verkaufen.
Durch ein starkes Chinageschäft hat Dell auch im PC-Weltmarkt wieder etwas aufgeholt. Im Reich der Mitte profitiert Dell besonders vom staatlichen Stimulusprogramm zur Stärkung der Binnenwirtschaft nach Ausbruch der weltweiten Krise. «Das Stimulusprogramm hat geholfen. Ein Grossteil davon zielt schliesslich auf kleinere Unternehmen», so Felice. In dem Segment hat Dell traditionell seine Stärken. Dennoch haben die Texaner im vierten Quartal in China nur noch einen Marktanteil von 8,2 Prozent gehabt, verglichen mit 9,5 Prozent ein Jahr zuvor.
Unter den Top drei in China hat Dell als einziger Hersteller Marktanteile verloren. Lenovo konnte seinen Marktanteil hingegen von 30,8 auf 33,4 Prozent verbessern, HP von 10,9 auf 14,3 Prozent. Felice kam auch darauf zu sprechen, dass die Regierung in Beijing (Peking) die PC-Hersteller letztes Jahr zwingen wollte, ihre Systeme mit Internetfiltern auszuliefern. Dell hat solch eine Software auch entwickelt. Aber schliesslich war das laut Felice kein Thema mehr, weil Beijing wegen heftiger Proteste der Computer-Nutzer im Inland die Direktive wieder zurückgezogen hat.
Indien ist mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar für Dell noch ein weit kleinerer Markt als China. Aber mit 13,6 Prozent ist Dell dort nach HP (16,2 Prozent) schon der zweitgrösste PC-Anbieter. Dell setzt in dem Subkontinent unter anderem auf staatliche Einrichtungen, weil die Regierung verstärkt Gelder für Gesundheit und Bildung sowie für Replacement älterer IT-Systeme bereitstellt.