Kompetenzen für die IT-Führungskräfte von morgen
Was IT-Manager für den Erfolg brauchen
Wie kann man als IT-Entscheider den aktuellen Herausforderungen gerecht werden? Wie kann man sich als IT-Verantwortlicher darauf vorbereiten und welche Kompetenzen sind hierfür wie bedeutend? Um diese Fragen zu beantworten, wurde im April dieses Jahres in einer Kurzstudie der ZHAW am Institut für Wirtschaftsinformatik der Trainings- und Weiterbildungsbedarf des Schweizer IT-Managements erhoben. Eine wesentliche Schlussfolgerung aus der Online-Umfrage ergab, dass nicht technische IT-Themenbereiche am wichtigsten bewertet wurden. Dies sind die Parameter «IT-Innovation», gefolgt von «Digital Transformation, Business Modelle & Plattform Economy» und als Nummer 3 «IT-Organisation und Personalführung». Diese Kompetenzfelder weisen den höchsten Handlungs- und damit Trainingsbedarf auf. Die Schlusslichter in der Online-Befragung bildeten «IT-Finance, -Performance und -Value Management», «IT-Qualität und Stammdatenmanagement» und letztlich der Bereich «Enterprise Architecture- (EAM) und Technologie Management».
Wenn man die Angaben der Senior IT-Manager in der strukturierten Online-Befragung für sich selbst mit denen für ihre Teamleads vergleicht, wird Folgendes klar ersichtlich: Strategische Themen erachten die Manager primär für sich selbst als bedeutend, wohingegen Bereiche taktischer und operativer Natur eher den Teamleads zugesprochen werden. Hervorzuheben ist das «IT-Innovation Management». Dies wurde für beide Gruppen als sehr wichtig angesehen.
Deutliche Unterschiede bei den Bedürfnissen
Vergleicht man die Ergebnisse der Online-Umfrage mit den persönlichen Interviews auf Basis der «IT-Leadership und Tech-Management-Matrix», dann zeigen sich auffällige Unterschiede. Im Interview wurde zwar die «IT-Organisation und Personalführung» ebenfalls als sehr bedeutend angesehen (Online-Umfrage, Top 3). Zusätzlich wurden aber die «Digitale und IT-Strategieentwicklung», das «IT-Value Management & Governance» sowie das «EAM» am stärksten gewichtet. «IT-Innovation» und «Digital Transformation» wurden hingegen eher als Ergebnis der konsequenten Realisierung der anderen Prioritäten gesehen.
Eine Interpretation der Unterschiede von Online- Umfrage und geführten Interviews könnten in der durchschnittlich abweichenden Berufserfahrung der Teilnehmer liegen. So hatten rund 40 Prozent der Online-Befragten weniger als 11 Jahre Berufserfahrung, wohingegen Interviewte mindestens 16 Jahren Führungfunktion aufwiesen. Daraus folgt, dass die durchschnittlich jüngeren IT-Meinungsgeber einen stärkeren Bedarf an Kompetenzen in Soft-Faktoren und dem Business-IT-Zusammenspiel sehen. Zudem wurde beim persönlichen Interview das Konzept der «value-based IT-Organisationen» erklärt, was in der Online-Befragung nicht erfolgte. Dieses Konzept basiert auf John P. Kotters Leadership und Management Unterscheidung, das für die IT-Organisation erweitert und auf die heutigen Anforderungen adaptiert wurde. So sind als erfolgreiche IT- und Digitalisierungsorganisation die nahtlose Kombination von personellen und organisatorischen Führungskompetenzen mit zielgerichtetem Technologie- und Datenmanagement essenziell, um intelligente IT-Lösungen zu liefern. Unter diesem Blickwinkel stimmten die interviewten IT-Entscheider durchgängig zu, dass speziell junge IT-Führungskräfte einen umfassenden IT-Handwerkskasten dazu benötigen. Dieser sollte Themen wie adaptive IT-Governance, digitale Strategieentwicklung sowie Methoden der IT-Transformation und Leistungsmessung beinhalten.
Zusammenfassend besteht der Konsens zwischen allen Befragten, dass moderne IT-Führungsansätze für die Mitarbeiterzufriedenheit und den Erfolg der IT-Organisation immer wichtiger werden. Zudem kann der intelligente Einsatz von IT-Lösungen, unter Bezugnahme des klaren Kundennutzens, den Wertbeitrag der IT massgeblich erhöhen. Damit leistet die IT einen wichtigen Beitrag zum «Digital Leadership» und wird ihrer Rolle des Business-Enablers oder sogar -Drivers stärker gerecht.
Weiterbildung zahlt sich aus
Auch die weltweite Dell-Studie «Digital Transformation Index 2018» zeigt mit ihrer Teilanalyse für die Schweiz klar auf, dass Nachholbedarf besteht. Der Anteil der «Digital Leader» ist noch zu gering. Zudem sind rund zwei Drittel der Führungskräfte (64 %) der Meinung, dass die digitale Transformation im gesamten Unternehmen stärker verbreitet sein sollte. Und 43 Prozent wollen IT-Führungskräfte mit Business-Skills und vice versa Business-Führungskräfte mit IT-Skills ausstatten.
Hier bieten Fachhochschulen (FH) den optimalen Mix. Sie gewährleisten nicht nur eine zeitgerechte Ausbildung für junge IT-Talente, sondern auch massgeschneiderte Weiterbildungsangebote für Berufstätige mit angehender oder bereits ausübender IT-Führungsverantwortung. Gemäss der Swiss-IT-Studie von Computerworld vom März dieses Jahres wünschen sich Unternehmen zu 44 Prozent primär FH-Abgänger. Diese sind also im Vergleich zu rund 8 Prozent Universitätsabsolventen sehr begehrt. Damit sind die praxisorientierten Hochschulen zunehmend bedeutend für die Weiterbildung von digitalen und IT-Kompetenzen.