16.09.2008, 16:01 Uhr
IT-Branche trotzt der Finanzkrise
Während die Probleme von grossen Finanzinstitutionen wie Lehman Brothers oder Merill Lynch Rezessionsängste schüren, orten Analysten keine Gefahr für die IT-Branche.
Finanzinstitute sind traditionell die grössten Wachstumsmotoren für die IT-Industrie, da grosse Investment-Banken und Versicherungen jährlich hunderte Milliarden Dollar für ihre IT-Netzwerke ausgeben. Die derzeitige Finanzmarktkrise lässt daher viele IT-Unternehmen zittern. Zu unrecht, wie Experten meinen.
So hat Gartner zwar vorausgesagt, dass die IT-Ausgaben 2009 geringer ausfallen werden, negatives Wachstum sei allerdings unwahrscheinlich. Dem Gartner-Analysten Ken McGee zufolge ist die Nachfrage nach IT-Services und -Produkten für grosse Finanzinstitute ziemlich starr. Investitionen in Technik seien entscheidend um wettbewerbsfähig zu bleiben und sensible Daten sicher zu verwalten. Beispielsweise scheint es, dass Lehman Brothers noch kräftig in die IT investierte, als das Unternehmen bereits auf den Bankrott zusteuerte.
Die Forrester-Analystin Ellen Carney schlägt in eine ähnliche Kerbe. Sie berichtet, dass die Einkaufsabteilungen grosser Finanzunternehmen vermutlich bereits seit zwei Jahren von den Schwierigkeiten ihrer Firmen wussten. Aufgrund dessen hätten viele ihre IT-Ausgaben dementsprechend budgetiert. Trotz der aktuellen Negativmeldungen seien drastische Einsparungen daher künftig unwahrscheinlich. Laut Carney könnten sich für IT-Firmen durch die Bankenkrise sogar neue Möglichkeiten eröffnen. Die US-Regierung dürfte als Folge der jüngsten Turbulenzen neue Bestimmungen erlassen. Unternehmen die auf Reporting-Anforderungen spezialisiert sind, könnten hiervon profitieren, sagt die Forrester-Analystin.
Paul Polishuk, Präsident des Marktforschungsinstituts Information Gatekeepers (IGI), meint, dass Systemintegratoren aufgrund von krisenbedingten Übernahmen und Fusionen Auftrieb erhalten werden. Zu den Verlierern werden laut Polishuk und Carney jedoch die IT-Angestellten der maroden Finanzinstitute zählen.
Harald Schodl