iPhone-Gerüchte 07.09.2012, 09:28 Uhr

Wer weiss wirklich etwas?

Gerüchte, angebliche Hüllen, Fotos von Bauteilen: Was sind gute, echte iPhone-Hinweise und woran erkennt man wilde Spekulationen?
Ein chinesischer Popstar mit einem iPhone 5? Nein, es ist nur eine Plastik-Attrappe. Aufmerksamkeit ist dennoch gewiss.
Mittlerweile ist es klar: Am 12. September wird das neue iPhone vorgestellt, ein Datum, das sich die Apple-Jünger rot im Kalender markiert haben. Aber nicht nur die, auch die Journalisten und Blogger freuen sich auf den Tag. Denn dann hat das ständige Spekulieren um Aussehen und Inhalt des neusten Produkts endlich ein Ende und es können wieder Fakten und Analysen geschrieben werden. Doch warum ist es so, dass viele Menschen jede Nachricht über die neusten Apple-Geräte magisch anzieht und die Medien quasi von den Rezipienten gezwungen werden, darüber zu berichten, wollen sie die Leserzahlen hochhalten? Vermutlich liegt dies an der genialen Marketingstrategie der Cupertiner, einfach nichts zu sagen. Darum ist es umso wichtiger zu wissen, wem  man im Gerüchte-Dschungel glauben darf, der Versuch einer Übersicht. Tim Cook hat zu Beginn seiner Amtszeit versprochen, Apples Sicherheitsmassnahmen zu verstärken. Und dennoch tauchen bereits Wochen vor der offiziellen Präsentation des nächsten iPhone Fotos, Gerüchte und Aussagen auf, die überraschend einhellig und konkrekt sind. Kein Wunder, das iPhone ist eines der prominentesten Technikprodukte überhaupt, die Aufmerksamkeit und Erwartungshaltung ist gigantisch. Deshalb sind viele Details schon lange vor der Keynote bekannt. Einige Beobachter gehen sogar davon aus, dass Apple selbst einige Informationen an bekannte Medien wie das Wall Street Journal gesteckt hat. Wenn diese sich in Bezug auf Apple auf «vertrauenswürdige Quellen» beriefen, sei nicht selten Apple selbst Ursprung der Gerüchte.

Wer weiss was?

Woher kommen eigentlich diese ganzen Gerüchte rund um das iPhone und wer weiss wirklich etwas? Hier gibt es vor jeder neuen iPhone-Generation mehrere Phasen, die immer ähnlich ablaufen. Einige Monate vor der Vorstellung erhalten gut informierte Medien die ersten guten Hinweise, meist aus den Kreisen asiatischer Zulieferer, die unter Umständen schon erste Bauteile für Apple produzieren, aber selbst noch nicht wissen, wie das iPhone insgesamt aussehen wird. Diese ersten Hinweise vermischen sich mit Spekulationen, Analystenmeinungen und purer Fantasie. Denn gute Quellen sind rar. Wer etwas weiss, darf wegen der strengen Verschwiegenheitsverpflichtung seitens Apple nichts sagen, wer gerne viel dazu sagt, weiss meist nicht viel. Erst einige Wochen vor der Präsentation gibt es tatsächlich schlüssige Hinweise ? meist in Form erster Fotos verschiedener iPhone-Teile, die endlich wichtige Fragen klären: Wie sieht das Gehäuse aus, welches Material hat Apple benutzt? Diese Fotos stammen meist von Quellen, die gute Kontakte zu Zulieferern haben. Beispielsweise einige Reparaturdienste, die Ersatzteile direkt beim Originalhersteller für Apple oder aus dessen Umfeld besorgen können. Dabei handelt es sich jedoch um einfache Austauschteile wie den Gehäuserahmen, das Displayglas und ähnliche Dinge, nur selten um interessante Innereien wie den Prozessor. Unter diesen guten Hinweisen sind jedoch auch immer wieder angebliche Funde, die völlig falsch liegen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Nur wenige Eingeweihte

Nur wenige Eingeweihte

Ausserhalb der zuständigen Entwicklungsabteilung bei Apple und der Fertigungsfabrik, die schlussendlich alle Einzelteile zusammenbaut, kennen nur wenige das fertige iPhone vor dem Start. Apple gibt sich hier sehr verschlossen. Bei der Zulassung des iPhones bei den Telekommunikationsbehörden bittet Apple um Geheimhaltung. Wir haben schon mehrfach Geschichten gehört, dass Apple selbst bei Drehs von Werbespots teilweise keine echten Vorserienmodelle, sondern Attrappen benutze. Auch die Mobilfunkanbieter kommen vorab mit neuen iPhones in Kontakt und testen das kommende Gerät kurz vor der Ankündigung im eigenen Netz. Doch auch hier gibt es enge Grenzen. Nur wenige Mitarbeiter werden dafür ausgewählt und diese dürfen niemandem auch nur ein Wort darüber verraten. Die Hotline des Anbieters oder der Handyverkäufer im Shop ist also so gut oder schlecht informiert wie Sie als interessierter Kunde. Früher galten auch Hüllenhersteller als tolle Quelle, weil sie angeblich die iPhone-Abmessungen vorab bekämen. Doch das stimmt höchstens bei Premium-Zubehörherstellern. Stattdessen reagieren übereifrige asiatische Hersteller auf jedes Gerücht und jeden Hinweis, denn sie wollen die ersten mit passenden Hüllen am Markt sein. Dies geht oft auch den Händlern so. Erst im Jahr 2011 berichtete Rainer Wolf, Chef des Apple Resellers Arktis, dass er etliche Hüllen für die damals spekulierte, runde Form des iPhone 5 bestellt hatte. Stattdessen präsentierte Apple bekanntlich das iPhone 4S, die Hüllen liegen seitdem auf Halde.$

Der Schlussakt

Besonders hektisch wird es kurz vor der offiziellen Vorstellung. Hier sind jetzt schon viele Details bekannt, die jedoch noch auf Bestätigung warten. Dies ist die Zeit der gefühlten Hysterie. Menschen posieren fr Fotos beispielsweise mit den Plastik-iPhones, die Hüllenhersteller als Beispiel für ihre Produkte anfertigen lassen und tun so, als hielten sie bereits das neue iPhone in den Händen. Doch auch kurz vor der offiziellen Vorstellung gibt es nur wenige Eingeweihte. Der Fachhändler beispielsweise hat maximal einen Vermerk auf ein wichtiges Datum, aber keine Details zum Produkt. Selbst die wichtigsten Medien der Welt wie die New York Times bekommen nur einen kleinen Vorsprung und dürfen das iPhone beispielsweise eine Woche vor Verkaufsstart bereits ausprobieren, nicht früher. Bei Gerüchten gilt deshalb immer: gibt es dafür einen glaubwürdigen Ursprung mit Zugang zu Apple? Stimmt das Gerücht mit anderen guten Hinweisen überein? Sind die Behauptungen technisch plausibel? So kann man schnell Spekulationen von guten Hinweisen unterscheiden.



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