11.01.2011, 09:55 Uhr

Kein VLC Media Player mehr im App Store

Apple hat den VLC Media Player aus dem AppStore entfernt. Gestritten wird darüber, ob Software unter der GPL auch im App Store angeboten werden darf.
Im September 2010 erschien der VLC Media Player für das iPad. Einen Monat später folgte die Version für das iPhone. Unter den iPhone- und iPad-Besitzern erfreute sich die kostenlose App grosser Beliebtheit. Denn immerhin konnte man dank dem VLC Media Player seine Lieblingsfilme in vielen Video-Formaten (etwa AVI oder FLV) geniessen, die vom offiziellen Videoplayer nicht unterstützt werden. Dementsprechend hoch konnte sich der VLC Media Player in den App-Charts platzieren. Die App war von den französischen Entwicklern von Applidium für das iPhone/iPad portiert worden.

Apple hat nun per 7. Januar 2011 den VLC Media Player aus dem AppStore entfernt. Die Entscheidung wurde einem der Entwickler der Desktop-Variante des VLC Media Player per Mail von einem Apple-Anwalt mitgeteilt. Zuvor gab es in der Entwicklergemeinde des VLC Media Player eine Diskussion über lizenzrechtliche Fragen: So nennt der Entwickler Rémi Denis-Courmont in seinem Blog die «Inkompatibilität» der GNU General Public License mit den Lizenzbestimmungen des App Stores. Der VLC Media Player war unter der GPL im AppStore veröffentlicht worden.

Denis-Courmont hatte bereits im Oktober 2010 Apple darauf hingewiesen, dass die Verbreitung von VLC für iOS über den AppStore gegen Urheberrechte verstosse. Grund dafür sei, dass VLC über die GPL zum Download angeboten werde. In dieser ist festgelegt, dass die betreffende Software kostenlos kopiert und verbreitet werden darf. Apple nutzt für den AppStore aber einen Kopierschutz, der die freie Verbreitung der Software verhindere. Aus diesem Grund dürfe VLC auch nicht über den AppStore verbreitet werden.

Unverständnis für Apples Entscheidung

Bei den französischen Entwicklern von Applidium sorgt Apples Entscheidung aufgrund der Beschwerde von Denis-Courmont für Unverständnis. Gegenüber «Ars Technica» erklärte das Unternehmen, dass man der Ansicht sei, alles nötige dafür getan zu haben, die Software kostenlos zu verbreiten und auch deren Programmcode öffentlich gemacht habe. Der Mitbegründer von Applidium, Romain Goyet, zeigte sich verärgert: «Die Leute haben den kostenlosen und Open-Source Video-Player im AppStore gemocht und nun versuchen einige Leute dies mit Verweis auf die Freiheit zu ruinieren.»

Denis-Courmont wiederum will nicht als Buh-Mann im Netz dargestellt werden. Weder das VideoLAN Project noch er selbst seien «idealistische Idioten», bei denen Details über Lizenzbestimmungen höher stünden als die User. Er verweist darauf, dass Apple letztendlich keinen offiziellen Grund für die Verbannung der Software aus dem AppStore genannt habe.  In einem Blog-Eintrag betont Denis-Courmont , dass Apple die Software durchaus weiter hätte anbieten können, in dem man den VLC Media Player einfach unter der von Applidium bereitgestellten GPL weiter verbreitet hätte. Alternativ hätte Apple auch seine Lizenzbestimmungen für den AppStore ändern können. Wahrscheinlich, so vermutet der Entwickler aber, wolle Apple grundsätzlich keine Software über seinen App Store verbreiten, die unter der GPL stehe. Aus diesem Grund habe Apple auch die Mac-Version von VLC bereits vor einigen Jahren aus dem Mac Store geworfen. Unter VLC-Entwicklern herrscht offenbar Unverständnis über den Rausschmiss aus der App Store. «Wir  haben Apple wiederholt wegen den offenen Lizenzfragen kontaktiert, aber nie eine Antwort bekommen», erklärte VLC-Entwickler Jean Baptiste Kempf im Gespräch mit Futurezone. «Dass sich Apple weigert, mit uns zu sprechen bzw. uns auf einfache Fragen keine Antworten geben kann oder will, ist sehr befremdlich», so Kempf weiter. «Wir werden alles versuchen, damit der VLC-Player wieder verfügbar wird. Aber wenn Apple nicht mit uns redet, wird es schwierig», so Kempf gegenüber dem Onlineportal.

Alternative zum kostenlosen VLC Media Player für iPhone und iPad gibt es etwa den CineXPlayer. Die App ist im App Store erhältlich, kostet allerdings 2.20 Franken.



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