13.09.2017, 12:40 Uhr
Apple stellt das iPhone X vor
In Cupertino hat Apple das iPhone X enthüllt. Das Display des Jubiläums-Smartphones füllt beinahe die gesamte Frontseite aus, zudem wird es neu per Gesichtserkennung entsperrt. Das hat allerdings seinen Preis.
Apple will mit einem von Grund auf erneuerten iPhone neue Massstäbe im Smartphone-Geschäft setzen. In der Nacht auf heute stellte der Tech-Konzern im Steve Jobs Theater auf dem neu gebauten Apple Campus das neue iPhone X vor. CEO Tim Cook sagte an der Keynote, das iPhone X solle die Marschrichtung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben – vor zehn Jahren hatte das erste iPhone den Grundstein für das heutige Smartphone-Geschäft gelegt. via GIPHY Die Front-Seite des iPhone X füllt ein 5,8-Zoll grosser Bildschirm aus. Hierbei geht Apple allerdings nicht wirklich neue Wege. Andere Smartphone-Anbieter gestalteten ihre neusten Flaggschiffe bereits so, dass sie möglichst ohne Bildschirmränder auskommen. Designs in diese Richtung stellten unter anderem der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktführer Samsung und das Start-up Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor. Wegen dem grösseren Display blieb hingegen kein Platz mehr für den Home-Button, mit dem man bei den Vorgänger-Modellen jeweils zum Hauptmenü zurückkehren konnte. Hierbei setzt Apple stattdessen nun auf Wischgesten. Der Home-Screen wird beim iPhone X mit einem Wisch vom unteren Bildschirmrand nach oben aufgerufen. Das Gehäuse des Geräts besteht aus komplett aus Glas und ist gemäss Apple spritzwasser- und staubfest. Dieser Zustand könne sich jedoch infolge von normalen Verschleiss vermindern, wie Apple in einer Medienmitteilung schreibt.
Das iPhone X hat Apple zudem mit einem neuen Chip namens A11 Bionic ausgestattet. Dieser verfügt über ein 6-Kerne-CPU-Design mit zwei Kernen für eine höhere Leistung und vier Kernen für eine verbesserte Effizienz. Gemäss Angaben von Apple versorgt der Chip das Jubiläums-iPhone mit bis zu 70 Prozent mehr Leistung und einer verlängerten Akku-Laufzeit von zwei Stunden im Vergleich zum iPhone 7. Der Chip integriere zudem einen verbesserten Grafikprozessor, der die Funktion von maschinellem Lernen, Augmented-Reality-Apps sowie 3D-Spielen ermögliche. Nächste Seite: Entsperren per Gesichtserkennung
Entsperren per Gesichtserkennung
Weil beim iPhone X der Home-Button fehlt, wird das Gerät auch nicht wie bis anhin per Fingerabdruck entsperrt. Apple setzt stattdessen neu auf Gesichtserkennung. Die Technologie namens Face-ID zeichnet Gesichter über mehrere Sensoren oben am Display-Rand dreidimensional auf, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Samsung musste erst kürzlich bei der Vorstellung des Galaxy S8, welches über dieselbe Funktion verfügt, hämische Kommentare einstecken als das Journalisten bei einem Modell gelang. Die Software passt sich laut Angaben von Apple auch an Veränderungen des Gesichts an – etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller an der Keynote im neuen Apple-Hauptquartier. Die Daten werden dabei mithilfe von künstlicher Intelligenz direkt auf dem Gerät ausgewertet. Die Gesichtserkennung ersetzt den Fingerabdruck-Scanner aber nicht nur zur Entsperrung der Telefone, sondern unter anderem auch für das Bezahlsystem Apple Pay. Ein verspielter Nebeneffekt der Technologie sind animierte Emojis, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. via GIPHY Die Sensoren, die das Display für einen schmalen Streifen am oberen Bildschirmrand unterbrechen, sollen zudem für bessere Selfies sorgen. Die vorderseitige Kamera verfügt über 7 Megapixel und ermöglicht es mit einem speziellen Porträt-Modus, Selfies mit verschiedenen Belichtungen oder mit Tiefenschärfe-Effekt zu knipsen. Die rückseitige Kamera mit Weitwinkelobjektiv verfügt dagegen über 12 Megapixel. Das iPhone X kann schliesslich auch kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel.
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Gesalzene Preise
Mit einem Einstiegspreis von 1199 Franken ist das iPhone X deutlich teurer als alle bisherigen iPhones. Dies kleinere Version der beiden Geräte ist mit einem Speicher von 64 GB ausgestattet, die grössere mit 256 GB. Letztere ist mit einem Verkaufspreis von 1389 Franken allerdings noch teurer. Beide Smartphones kommen in den Farben Space Grau und Silber. Sie sind laut Apple ab dem 27. Oktober vorbestellbar und sind am 3. November verfügbar. Neben dem iPhone in neuem Look bringt Apple auch überarbeitete Versionen seiner älteren Smartphones auf den Markt. Die Modelle iPhone 8 und 8 Plus in den beiden Grössen mit bisherigen Abmessungen. Sie bleiben äusserlich weitgehend beim noch 2014 eingeführten Design, bekamen aber unter anderem wie gewohnt deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können dank einer Rückseite aus Glas kabellos aufgeladen werden. Im Gegensatz zum iPhone X hält das iPhone 8 in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle. Das iPhone 8 kostet in der kleinsten 64-GB-Variante 839 Franken, das iPhone 8 Plus gibt es ab 959 Franken. Vorbestellungen sind ab Freitag, dem 15. September möglich, die Auslieferung und der Verkauf starten am Freitag, dem 22. September.
Ärgerliche Verzögerungen
Die Verzögerungen beim iPhone X waren nach Medienberichten zwar bereits erwartet worden. So schrieb das «Wall Street Journal», ein missglückter Versuch, den Fingerabdruck-Scanner direkt ins Display zu integrieren, habe die Produktion um einen Monat zurückgeworfen. Dennoch war der Start erst im November eine unangenehme Überraschung für die Anleger: Die Aktie drehte nach Bekanntgabe des Termins ins Minus und verlor im späten US-Handel zeitweise ein Prozent. Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und bringt über die Hälfte der Erlöse des Konzerns ein. Während rund 85 Prozent der Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android laufen, landet bei Apple dank der hochlukrativen iPhones der Grossteil der Gewinne der gesamten Branche.