Akku-Gate
09.01.2018, 11:00 Uhr

Kunden klagen gegen Apple – auch in der Schweiz

Mit Apples Entschuldigung zur Leistungsdrosselung von älteren iPhone-Modellen geben sich einige User nicht zufrieden. In der Schweiz, Frankreich und den USA wurden nun Klagen gegen den US-Konzern eingereicht.
(Quelle: Adrianna Calvo / Pexels)
Ende 2017 hat Apple mit dem Akku-Gate bei seinen Kundinnen und Kunden für rote Köpfe gesorgt. Ein aufmerksamer User stellte bei seinem Gerät einen auffälligen Leistungsanstieg fest, nachdem er dessen Akku ausgetauscht hatte. Später kam ans Licht, dass Apple bei Geräten mit zu schwachem Akku seit dem Software-Update iOS 10.2.1 (beim iPhone 7 mit iOS 11.2) eine Leistungsdrosselung vornimmt – ohne seine Kundschaft transparent darüber zu informieren. Dem Konzern wurde darauf die strategische Verringerung der Leistung und Lebensdauer der Geräte – die sogenannte geplante Obsoleszenz – vorgeworfen, um Kunden so zum Kauf neuer Modelle zu bewegen.

Apple entschuldigt sich

Kurz vor dem Jahreswechsel entschuldigte sich der Konzern schliesslich bei seiner Community. Auf der eigenen Website schaltete Apple ein Statement unter dem Titel «Eine Nachricht an unsere Kunden zu iPhone Batterien und Leistung» auf. Darin schreibt Apple: «Wir haben niemals – und würden niemals – irgendetwas tun, um die Lebensdauer eines Produkts absichtlich zu verkürzen oder das Benutzererlebnis zu mindern, um Kunden so zum Kauf neuer Produkte zu bewegen.» Das Software-Update solle das Energie-Management bei Spitzenlast verbessern, um das unerwartete Abschalten beim iPhone 6, iPhone 6 Plus, iPhone 6s, iPhone 6s Plus und dem iPhone SE zu verhindern. Dadurch werde «die Spitzenleistung einiger Systemkomponenten bei Bedarf dynamisch geregelt, um ein Herunterfahren zu verhindern», wie Apple im Communiqué erklärt.

Klagen gegen Apple eingereicht

Mit der Entschuldigung seitens des Unternehmens geben sich einige frustrierte Kunden allerdings nicht zufrieden. Wie «Macrumors» berichtet, sind in den USA mittlerweile über zwei Dutzend Sammelklagen gegen den iPhone-Hersteller eingereicht worden. Gemäss dem Bericht verlangen die Kläger Entschädigungen sowie Informationen innerhalb des Betriebssystems.
Auch in der Schweiz wird gegen Apple geklagt. Thomas Putallaz, Vizepräsident der CVP der Stadt Genf, will ebenfalls rechtlich gegen den US-Konzern vorgehen. Am 29. Dezember reichte er eine Beschwerde bei Bundesanwalt Michael Lauber ein – den Brief veröffentlichte er später auch auf seinem Blog. Auch Putallaz akzeptiere die Entschuldigung des Unternehmens nicht, wie er kürzlich in einem Interview mit der «Tribune de Genève» sagte.
Juristischer Ärger droht Apple auch in Frankreich. Dort haben die Verbraucherschützer Klage gegen den iPhone-Hersteller eingereicht. Nun wurden Vorermittlungen gegen den US-Konzern eingeleitet, wie die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus Justizkreisen erfuhr. In Frankreich stehen die Erfolgsaussichten einer Klage allerdings besser als in der Schweiz. Denn im Nachbarland kann die geplante Obsoleszenz – im Gegensatz zur Schweiz – seit 2015 mit Bussen von bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens sowie bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden.

Vergünstigter Akku-Austausch

Inzwischen reagierte Apple auf die Kritik und bietet seinen Kundinnen und Kunden einen vergünstigten Akku-Austausch für iPhones an. Details zu den Preisen und Bedingungen hat das Unternehmen auf seiner Service-Seite veröffentlicht.
Bis zum 31. Dezember 2018 können Nutzerinnen und Nutzer eines iPhone 6, 6s, SE, 7, 7 Plus, 8, 8 Plus und X ihren Akku für 29 Franken austauschen lassen. Der Tausch bei anderen Modellen kostet weiterhin 89 Franken. Ist der Akkuwechsel durch die einjährige Garantie gedeckt oder hat sich der Kunde für das kostenpflichtige AppleCare+ entschieden, ist die Serviceleistung kostenlos. Wenn das iPhone versendet werden muss, kommt eine Gebühr von 16,60 Franken hinzu. Die vergünstigte Leistung könne auf eine Reparatur pro iPhone begrenzt sein, schreibt Apple.



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