Hausmesse
11.11.2019, 10:03 Uhr
Fujitsu Forum 2019: alles auf digitale Transformation
Fujitsu stellt sich im Rahmen seiner Hausmesse, die in München vom 6. bis 7. November stattfand, neu auf und will sich Anwendern fortan als kompletter Service- und Lösungsanbieter präsentieren. Computerworld war vor Ort
«Digital Annealer», «Deep Learning» und «Co-Creation-Workplace» – das alles sind Schlüsselbegriffe, die bei Fujitsu für etwas wie eine Aufbruchsstimmung sorgen sollen und einem einzigen Ziel unterworfen sind, nämlich dem Vorantreiben seiner digitalen Transformation hin zum kompletten Serviceprovider. Auf seiner Hausmesse in München (6. bis 7. November auf dem Münchner Messegelände ICM), die unter dem Motto «Driving a Trusted Future» firmierte, wurden dazu die wichtigen Grundpfeiler definiert. Der Reihe nach.
Zuerst zu den Rahmenbedingungen: Rund 130 Medienschaffende wurden zu Fujitsus Hausmesse eingeladen. Fokussiert wird auch weiterhin, so Fujitsu, auf vertikale Industriebereiche wie den Handel, die Fertigung, Logistik bis hin zu öffentlichen Dienstleistungen. Und natürlich sind dort auch wie bisher Fujitsus Server, Storage und auch End-User-Systeme von Workstations bis hin zu Tablets dabei die festen Säulen seines Business, quasi seine DNA. Sie alle sollen Kunden unterm Strich stabile, sichere und reibungslos funktionierende Workplace- und Multi-Cloud-Lösungen ermöglichen.
Konkret vorgestellt wurden, wenn auch nur am Rande der Presseveranstaltung, die neuen Entry-Level-PRIMERGY-Server. Die Auffrischung beinhaltet drei neue Server, die sich mit einer verbesserten Workload-Auslastung für kleine und mittelständische Unternehmen empfehlen sollen.
Zweitens hat man die nächsten Generationen der Eternus-Reihe, die All-Flash-Arrays und Hybridspeichersysteme umfasst, auf der Hausmesse vorgestellt. Diese sind mit neuen Speichersystemen der dritten All-Flash- und der fünften Hybrid-Generation ausgestattet und adressieren vor allem Grossunternehmen, die mit ihrem grossen Datenwachstum sowie den stetig wachsenden Anforderungen nach ständig verfügbaren Anwendungen und komplexen Workloads standhalten müssen.
Die dritte Neuerung, der sogenannte Infrastructure Manager (ISM), zielt darauf ab, als Management-Suite ganze IT-Landschaften verwalten und managen zu können. Dabei will Fujitsu mithilfe des ISM ein Software-definiertes Rechenzentrum ermöglichen, womit die Überwachung aller Komponenten in Rechenzentren, einschliesslich Server-, Speicher-, Strom- und Kühlungssysteme, Backups und USV auf einen Blick möglich sei soll.
Damit unterstreicht der Hersteller seine Ansprüche, im klassischen Server- und Storage-Markt eine wichtige Rolle spielen zu wollen.
Klar ist aber auch, dass Fujitsu etwas tun muss - gerade im Hinblick auf die schnell wechselnden Bedürfnisse und Wünsche seiner Kunden. Die werden nicht nur komplexer, sondern auch immer spezieller. Und da kann ein Alleinstellungsmerkmal von Vorteil sein. Genau solch einen Türöffner will nun Fujitsu mit dem Digital Annealer, einer an das Quantencomputing angelehnten Technologie, gefunden haben. Die Chancen, sich damit im Markt neu und erfolgreich zu positionieren, stehen nicht schlecht.
Digital Annealer: für kombinatorische Speziallösungen für Unternehmen
Vorab das Wichtigste: Fujitsu hat mit seiner Digital-Annealer-Technologie keinen Quantencomputer gebaut. Vielmehr handelt es sich um ein Quantencomputer-inspiriertes, digitales Schaltungsdesign, das komplexe kombinatorische Probleme lösen kann, bei denen heutige (Super-)Computer an ihre Rechengrenzen stossen. Unterm Strich handelt es sich also um eine Brücken- oder Übergangstechnologie. Sinn und Zweck: Sie simuliert auf Basis heutiger Technologien die Rechenkombinatorik eines Quantencomputers, um so quasi die Vorteile von Quantencomputing schon heute nutzen zu können. Im Einsatz, so stellte Fujitsus CTO Dr. Joseph Reger während der Presseveranstaltung klar, ist dabei «die zweite Generation des Digital Annealers.
Diese unterstützt Rechenmodelle bis zu einer Grösse von 8192 Bit. Die Genauigkeit liegt bei 64 Bit.» Woher der Digital Annealer seine Rechenleistung bezieht, liegt in der «simultanen Verarbeitung begründet, die», so Reger weiter, «es erst ermöglicht, eine hohe Zahl an Rechenoperationen simultan durchzuführen.» Angeboten wird die Technologie entweder lokal, direkt beim Kunden oder via Cloud. Das Spannende ist aber zweifelsohne sein enormes Einsatzgebiet: Der Digital Annealer lässt sich nämlich auf viele (vertikale) Branchen anwenden, etwa im Finanzsektor, in der Logistik- und Verkehrsbranche, der Medizin oder auch um parallele Abläufe zu lenken, wie sie etwa in einer modernen Fertigungsstrasse (z.B. Autoproduktion etc.) vorkommen.
Wie weit man ist, führte Reger in verschiedenen Projekten an: So konnte die deutsche Commerzbank mithilfe des Digital Annealers eine Optimierung des Liquiditätsmanagements durchführen. Konkret ging es bei der Machbarkeitsstudie um eine verbesserte Auswahl und Bündelung von Forderungen aus Leasingverträgen für Kraftfahrzeuge respektive deren Weiterverkäufe.
Bei der Hamburger Hafenbehörde hat man mithilfe des Digital Annealers den Verkehr und die damit einhergehenden Logistikprobleme optimiert. Und drittens: Die Bayerischen Motoren Werke (BMW) konnten dank der Digital-Annealer-Technologie Teile ihrer parallel arbeitenden Fertigungsstrassen für den Automobilbau hinsichtlich Zeitersparnissen optimieren.
Deep Learning – KI-basiert und ressourcenschonend
Neben der Digital-Annealer-Technologie will sich Fujitsu aber auch bei einer weiteren, spannenden Technologie mit grossen Zukunftsperspektiven breitmachen. Gemeint ist «Deep Learning», die sich an KI (künstliche Intelligenz) anlehnt. So präsentierte man auf der Messe seinen eigenen DLU-Chip (engl. für «Deep Learning Unit»).
Der KI-Chip soll, laut Fujitsu, für Kunden bereitstehen, die in ihren Produktionsprozessen in hohem Masse auf Deep-Learning-Modelle angewiesen sind – etwa in der Automobilbranche beim autonomen Fahren respektive bei der Bilderkennung und Auswertung. Die Voraussetzung dabei: Um überhaupt lernen zu können, sind, als zentraler Bestandteil eines entsprechenden Prozesses, eine möglichst grosse Anzahl qualitativ hochwertiger Daten Pflicht. Denn sie ermöglichen erst das KI-basierte Lernen. Im Fall des angesprochenen selbstständigen Fahrens von Autos sind für eine automatisierte Merkmalsextraktion und das Training teilweise eine siebenstellige Anzahl an Bilder und eine ähnlich hohe Anzahl an Videos nötig, um Fahrsituationen aufzuzeigen.
Aktuell ist Fujitsus AI-Zinarai-Deep-Learning-System, das während der Veranstaltung gezeigt wurde. Es soll einen Leistungs-pro-Watt-Wert, im Vergleich zu ähnlichen Systemen, um den Faktor zehn verbessern können, womit, so Reger nochmals eine deutliche Steigerung der Effizienz gegeben ist. Der teils erhebliche Zeitaufwand, der durch das Antrainieren entsteht, lässt sich durch geschicktes Vorgehen und durch parallelisierte sowie leistungsstarke Hardware, wie eben etwa Fujitsus KI-Chip, signifikant verkürzen.
Hintergrund: Deep-Learning-Architekturen respektive -Chips spielen ihr Potenzial immer dann aus, wenn sie mithilfe grosser Datenmengen trainiert werden. Im Vergleich zu GPUs, wie etwa von AMD oder Nvidia, sind solche Deep-Learning-Chips noch spezieller auf das Durchführen solcher komplexer Arithmetikaufgaben spezifiziert. Im Gegenzug können solche hochgezüchteten KI-Chips keine Rendering-Aufgaben durchführen, wie sie Grafikchips eben auch beherrschen.
Coole Ideen und Geräte in der Ausstellung
Auch dafür, dass man seinen Kunden seine Ideen ganz praktisch zeigen will, steht das Fujitsu Forum. Die Ausstellungs-Area, die pünktlich um 9 Uhr ihre Pforten öffnete, hielt diesbezüglich spannende Neuerungen parat. Computerworld zeigt folgend interessante Einblicke:
Smart-City-Konzept:
Laut Fujitsu werden 2050 fast 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben – teilweise in Mega Cities mit 10 Millionen bis zu 40 Millionen Einwohnern, oftmals im zunehmend dünn besiedelten ländlichen Raum. Die digitale Vernetzung und Steuerung dieser Lebensräume in den Bereichen Verkehr, Energie und Datenmanagement soll, so der Anbieter, helfen, dass Städte, Kommunen, Landkreise und Regionen neue Handlungsoptionen für ihre wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen erhalten. Genau hier setzt das Smart-City-Konzept einer intelligenten Stadt an. Dreh- und Angelpunkt sind dabei die «Connected Services», die eben Städte, Kommunen, kommunale Ver- und Entsorger, Verkehrsbetriebe, Mobilitätsdienstleister mit deren Einwohnern, Touristen und Geschäftsleuten zu einem Gesamtkonzept vernetzen. Fujitsu stellte auf der Messe seine Smart-City-Konzept-Idee dazu vor. Der Clou dabei: Alles ist vernetzt. Die Parkplatz- sowie die anschliessende U-Bahnsuche, um direkt zur Arbeitsstelle zu fahren. Fällt etwa ein Meeting am Abend aus, kann die frei gewordene Zeit neu gestaltet werden – KI und Digital Annealer, die in einem stetig aktualisierten Prozess den Tagesablauf im Hintergrund neu planen, lassen so Spielraum für neue Aktivitäten. Im Gegenzug sorgt diese Arithmetik aber auch dafür, dass Pflichtaufgaben wie etwa das Tanken, der Einkauf oder andere fixe Termine eingehalten werden. Ein Spektakel mit einer kleinen Brise «So könnte die Zukunft aussehen», das Fujitu auf der Messe zeigte. Vor allem aber eine interessante Studie.
Der agilste KVM-Hu
Fujitsu zeigte eine clevere KVM-Lösung mit dem Mini-PC Esprimo G558 (rückseitig angebracht hinten am Display P27-9 TSQHD). Der Mini-Rechner wird über die Powertaste des Displays via USB-C mit eingeschaltet.
Das Neue: Wird nun ein Lifebook (hier im Bild das Modell U938) ebenfalls per USB-C-Port mit dem Display verbunden, lässt sich auch dieses Notebook einschalten - in gleicher Art und Weise wie der Esprimo. Dabei kann dann per Taste nicht nur zwischen dem Esprimo und dem Lifebook hin- und hergewechselt werden, sondern auch die beiden Monitore (vom Lifebook und P27-9 TS QHD) einzeln betrieben, geklont oder sogar auf einen einzigen Bildschirm erweitert werden.
Das leichtestes Business-Notebook der Welt:
Der Hersteller bringt mit dem Lifebook U939 (Gewicht: 920 Gramm) das, nach eigenen Angaben, leichteste 13,3 Zoll grosse Business-Notebook der Welt auf den Markt. Das Lifebok besteht dazu aus einem Kohlefaser-Chassis. Das Modell U939X ist die Convertible-Variante. Sie lässt sich um 360 Grad nach hinten klappen und wird so zum Tablet. Je nach Ausstattung wechselt das Business-Notebook für zwischen 1600 bis 2400 Franken den Besitzer.