08.01.2008, 08:34 Uhr

Umbruch und Aufbruch

Die Zukunft könnte Esmertec dank der Open Handset Alliance neue Kunden bringen. Ganz sicher erhält die Firma einen neuen CEO.
Der kommende und der scheidende CEO von Esmertec: Thomas Hornung (links) und Jean-Claude Martinez.
Esmertec, die Schweizer Spezialistin für Embedded Software, hat ihre Krise überwunden. Das Unternehmen blickt zuversichtlich in die Zukunft und will Marktanteile erobern. Bereits steckt die in Eigenregie entwickelte Java-Laufzeitumgebung «Jbed» in jedem zehnten Mobiltelefon. In ihren Kernbereichen strebt Esmertec die Marktführerschaft an. Dazu gehört, neben Jbed, Software für USSD-Dienste (Unstructured Supplementary Service Data), welche für die Übermittlung Provider-spezifischer Kurzinformationen und für Mobile Payment verwendet werden. Die Mitgliedschaft in der von Google ins Leben gerufenen Open Handset Alliance (OHA) soll die Wachstumspläne laut CEO Jean-Claude Martinez fördern: «In dieser Allianz sind wichtige Unternehmen aus der Mobilkommunikation vertreten, die wir mit unserer Software und mit Integrations- und Testing-Dienstleistungen unterstützen können.» Zu «Android», der Handy-Plattform der OHA, steuert Esmertec -Applikationen bei, die im Hintergrund verschiedene Kommunikationsaufgaben wie etwa Synchronisation, Instant Messaging oder MMS-Versand erledigen. Gerätehersteller wie Dienstanbieter können diese Basis mit den lizenzpflichtigen Entwicklungen von Esmertec erweitern und für eigenständige Dienstleistungen einsetzen. Mit einem negativen Einfluss auf die Zusammenarbeit mit bisherigen Kunden rechnet Martinez dadurch nicht: «Einige unserer wichtigen Kunden sind ohnehin selbst in der Allianz vertreten.»
Martinez wird diese Entwicklung aber wohl nur noch als Verwaltungsratsmitglied mitverfolgen. Die operative Geschäftsführung wird er dann abgegeben haben. Per 1. Januar 2008 übernimmt der bisherige Marketingchef Thomas Hornung das Ruder bei Esmertec.
Hornung will nicht nur das Geschäft mit den bisherigen Kunden ausweiten, sondern setzt auch dank der OHA auf die kommenden neuen Mitspieler im Mobilfunkmarkt. «Wenn Unternehmen wie eBay oder Skype ihre Dienste aufs Handy bringen wollen, werden sie Unterstützung für die technische Umsetzung benötigen», ist Hornung überzeugt.

Im Kerngeschäft wachsen

Die Zeichen stehen bei Esmertec damit wieder auf Aufbruch. Noch 2006 hatte die Firma mit einem massiven Rückgang des Geschäfts zu kämpfen. Die Gründe dafür ortet Hornung vor allem in der damaligen Konsolidierung unter den Anbietern und einer Abkühlung des Marktes. Mehrere der damaligen Esmertec-Kunden verschwanden von der Bildfläche. Mit der OHA wird nun aber dank neuer Mitstreiter das Feld erweitert, wodurch der Bedarf nach mobilen, individuellen Softwarelösungen steigt.
Eine Ausweitung der Tätigkeit auf ganz neue Geschäftsfelder ist für Esmertec dagegen kein Thema. Der Ausbau soll über neue Kunden unter den Geräteherstellern, Kommunikationsanbietern und anderen Dienstleistern erfolgen. Mit dieser Strategie will Esmertec wieder zum Erfolg zurückkehren und die turbulenten Zeiten nach dem Platzen des Mobilfunk-Hypes endgültig hinter sich lassen.
Andreas Heer



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