27.10.2008, 15:34 Uhr
Strom fressende Speicher sind kein Thema
Mittelständische Unternehmen schauen in Sachen Storage auf Leistungsfähigkeit und Preis. Der Stromverbrauch spielt trotz steigender Energiekosten nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Webplattform Speicherguide.ch.
Wachsende Datenmengen und steigende Strompreise zwingen mittelständische Unternehmen über die Energieeffizienz ihrer Speichersysteme nachzudenken - so die Theorie. In der Praxis gehört der Faktor Stromverbrauch noch längst nicht zu den ausschlaggebenden Kriterien. Hier sind etwa der Preis oder die Zuverlässigkeit eines Systems die bestimmenden Faktoren. Thematisch gesehen bleiben traditionell Backup und Recovery sowie die Verfügbarkeit der Daten im Vordergrund. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Green Storage 2008" von Speicherguide.ch.
Die Umfrage wurde gemeinsam mit der Münchner Niederlassung der PR-Agentur Fleishman-Hillard und in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Smart Research durchgeführt. Das Teilnehmerfeld setzt sich unter anderem aus nicht ganz einem Drittel IT- und Systemadministratoren zusammen und zu 35 Prozent aus Abteilungs- und EDV-Leitern sowie Geschäftsführern. Zudem tragen elf Prozent den Titel Storage-Administrator. 26 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern und 24 Prozent in Firmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. 13 Prozent sind in Betrieben mit bis zu 500 Mitarbeitern beschäftigt und 32 Prozent in grösseren Unternehmen. Das Dienstleistungsgewerbe ist mit 27 Prozent am häufigsten vertreten, der IT-TK-Fachhandel stellt 20 Prozent. Die Umfrageteilnehmer kommen überwiegend aus Deutschland (ca. 82 Prozent), Österreich (ca. 7 Prozent) und der Schweiz (ca. 8 Prozent).
Green-Storage? Es gibt wichtigeres
Befragt nach dem Stellenwert, den IT-Spezialisten Green-Storage in ihrem Unternehmen generell zumessen, antworteten mit 52 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten, dass umweltfreundliche Speichertechnologien für sie eine mittlere Bedeutung haben. Allerdings seien andere Kriterien wichtiger. Knapp ein Fünftel (18 Prozent) räumen dem Thema einen hohen, fünf Prozent einen sehr hohen Stellenwert ein. Letztere kaufen bereits gezielt "grüne" Speicherlösungen. Im Umkehrschluss spielt Energieeffizienz beim Speicherkauf in 19 Prozent der befragten Unternehmen keine Rolle.
Kaum Durchblick bei den Energiekosten
Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) schätzt, dass der Anteil der IT-Storage-Umgebung am Gesamtstromverbrauch der IT-Abteilung weniger als 20 Prozent beträgt; weitere 20 Prozent der Befragten gehen von einem Anteil von bis zu 50 Prozent aus. Wiederum 21 Prozent der Teilnehmer geben offen zu, sich über die Höhe des Stromverbrauchs ihrer IT-Storage-Infrastruktur nicht im Klaren zu sein. Ein Drittel der Umfrageteilnehmer (33 Prozent) ist nicht imstande einen Franken-Betrag für die jährlichen Stromkosten der Speicherinfrastruktur zu schätzen, was zeigt, dass das Thema Energieeffizienz im Bewusstsein der Verantwortlichen bislang allenfalls eine Nebenrolle spielt.
Stromverbrauch und Energieeffizienz sind noch nicht im Bewusstsein der IT-Entscheider verankert. Umweltbelange scheinen bei Speicherthemen und allgemein in der IT zwar in aller Munde zu sein, letztendlich handelt es sich aber wohl um ein Herstellerthema.
Angesichts der schwierigen Berechenbarkeit des Faktors Energiekosten überrascht es nicht, dass der Stromverbrauch als Kriterium beim Kauf von Datenspeichern für die Befragten bei acht zur Auswahl gestellten Merkmalen mit zwölf Prozent der Nennungen lediglich Rang sieben belegt. Zuverlässigkeit hingegen ist hier mit 77 Prozent das mit Abstand wichtigste Kriterium, gefolgt von Leistungsfähigkeit und Preis mit jeweils 49 Prozent. Danach folgen Skalierbarkeit (34 Prozent), Bedienbarkeit (29 Prozent) sowie Zukunftssicherheit.
Effizienzsteigerung durch Konsolidierung und Virtualisierung
Auch wenn Speicherstrategien wie etwa Virtualisierung erst von knapp einem Drittel der Befragten (29 Prozent) tatsächlich eingesetzt werden: mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer (57 Prozent) traut diesem Ansatz zu, die Energiekosten ihrer IT-Storage-Umgebung zu reduzieren. Ebenso viele erhoffen sich von der Konsolidierung bestehender Speichersysteme Einsparungen. Sehr konkret sind auch die Erwartungen hinsichtlich Daten-Deduplizierung bzw. (Weiter-)Entwicklung eines Speichernetzwerks. Hier gehen 50 Prozent bzw. 40 Prozent von einem konkreten Einsparpotenzial aus. Dies spiegelt sich auch in den künftig geplanten Projekten der IT-Abteilungen wieder.
Zu viel Speicher bereitet KMU Bauchweh
In den letzten Jahren wurde in den Unternehmen sehr viel günstiger Speicher angeschafft. Selbst bei kleineren Mittelständlern haben sich die Kapazitäten bis in den zweistelligen TByte-Bereich erhöht. Dies scheint sich mittlerweile zu rächen: Speichervolumen liegt ungenutzt brach, die Verwaltung des Storage-Fuhrparks ist alles andere als trivial.
Auf der To-do-Liste ganz oben steht zwar nach wie vor die schnelle Datenwiederherstellung nach Systemausfällen (49 Prozent), gleich dahinter folgt mit 45 Prozent bereits die Speicher-Konsolidierung. Die Umfrageergebnisse sind nicht hundertprozentig mit den Studien der Vorjahre vergleichbar, trotzdem ist erkennbar, dass sich hier die Priorität deutlich gewandelt hat. Im Fokus bleibt zudem das Erreichen kürzerer Backup-Zeiten (44 Prozent). Weitere wichtige Punkte sind die revisionssichere Archivierung aufbewahrungspflichtiger Daten sowie die Hochverfügbarkeit der Daten (jeweils 38 Prozent). 2007 hatten die Befragten der Weiterentwicklung eines Speichernetzwerks für 2008 eine hohe Priorität eingeräumt (damals 47 Prozent). Für 2009 sehen nur noch 33 Prozent die Thematik auf der Agenda. Wobei die Storage-Konsolidierung in der Regel immer auch mit SAN und NAS verbunden ist.
Technologisch gesehen gehören Speichervirtualisierung (37 Prozent) und Daten-Deduplikation (33 Prozent) zu den Projekten 2009. Ziel ist es, das vorhandene Speichervolumen effektiver zu nutzen und damit auch Ressourcen einzusparen.
Trotzdem bleibt mehr bzw. neue Speicherkapazität auf den Einkaufszetteln der Unternehmen. 31 Prozent der Befragten planen im kommenden Jahr zwischen fünf und 20 TByte dazuzukaufen, bei 13 Prozent sind es 20 bis 50 TByte. Zwölf Prozent wollen in Speichersysteme mit mehr als 50 TByte investieren. Im Vergleich zur vorhandenen Kapazität geht die Kurve steil nach oben. 24 Prozent der Befragten besitzen heute maximal fünf TByte, ein Viertel kommt auf 20 TByte. Allerdings arbeiten 22 Prozent mit mehr als 50 TByte. Interessant ist, dass nur insgesamt sieben Prozent keine Angaben zum momentanen Kapazitätsstand machen können bzw. es schlicht nicht wissen. Demgegenüber können heute zusammengenommen 26 Prozent der Studienteilnehmer nicht sagen, wie viel Speicherplatz sie in den kommenden zwölf Monaten hinzukaufen.
Link zu diesem Artikel
Karl Fröhlich