11.06.2014, 11:37 Uhr

So viel kosten Cyber-Angriffe

Cyberkriminalität kostet Firmen und Staaten weltweit mehrere hundert Milliarden Dollar. Und alleine in Europa 150 000 Jobs, sagt eine Studie.
Wie gross sind die durch Cyberkriminalität entstehenden Schäden global? Eine Studie hat es ausgerechnet
Mindestens 375 Milliarden Dollar kostet Cyberkriminalität die Welt. Maximal 575 Milliarden. Dies behauptet das Center for Strategic and International Studies in ihrer Studie Net Losses: Estimating the Global Cost of Cybercrime. Die Rechnung der Studienhersteller ist relativ simpel: momentan erwirtschafte das Internet zwischen 2 und 3 Billionen Dollar. 15-20 Prozent davon würden Cyberkriminelle abschöpfen. Besonders betroffen seien dabei Industrieländer. In Deutschland und Holland würden die Schäden 1,6 respektive 1,5 Prozent betragen. Und alleine in den USA, China und Deutschland würden die Schäden rund 200 Milliarden Dollar ausmachen. Für die Schweiz gibt es keine Zahlen.

Personenprofile weg, Jobs weg

Die Schäden werden an verschiedenen Faktoren festgemacht.
  • Der Diebstahl von Personenprofilen würde alleine rund 160 Millionen Dollar kosten. Besonders betroffen seien hiervon die USA mit 40, die Türkei mit 64, Deutschland mit 16 und China mit 20 Millionen gestohlenen Accounts.
  • Wegen des Diebstahls von Unternehmensgemeinissen, -strategien und Innovationen würden zudem Stellen gestrichen werden. 150 000 Jobs seien dadurch in Europa bereits verlorengegangen, was 0,6 Prozent der aktuellen Arbeitslosen im Europa-Raum entspräche.
  • Auch einzelne Angriffe könnten horrende Schäden verursachen.Bei einem britischen Unternehmen wurden beispielsweise mit einem Hack Schäden in Höhe von über 1,3 Milliarden Dollar angerichtet. Auch Banken und Unternehmen aus anderen Ländern berichten gemäss Studie über ähnlich hoch gelagerte Fälle.

Hoher ROI in Abwehrmassnahmen

Doch die Schäden sind nicht nur monetärer Natur. Die Angriffe würden das Vertrauen der Verbraucher mindern, die nationale Sicherheit würde gefährdet und das Innovationspotenzial würde sinken, heisst es in der Studie. Für die Wissenschaftler ist es deshalb nicht nachvollziehbar, dass viele Unternehmen und Staaten zu wenig in Cyberverteidigung investieren. Vor allem, da sich Investitionen relativ schnell auszahlen würden. Beispielsweise hätte sich im Jahr 2011 die Investition eines Dollars in IT-Sicherheit bis heute mit einem Return von 1,25 Dollar bewährt. Ein Grund für das noch geringe Interesse an Abwehrmassnahmen könnte sein, dass Unternehmen und Staaten nach wie vor mit grösseren Problemen zu kämpfen haben. Die Schadsumme von Cyberkriminalität beträgt ungefähr 0,8 Prozent des globalen BIPs (2013: 74,1 Billionen Dollar) Damit liegt sie hinter der Schadsumme, die beispielsweise durch Drogenhandel (0,9 Prozent des globalen BIPs), Autounfälle (1 Prozent) oder normalen Diebstahl (1,5 Prozent) entsteht. Die Forscher gehen davon aus, dass Cyberangriffe in den nächsten Jahren zunehmen werden. Noch sei aber Zeit, Gegenmassnahmen einzuleiten, um zu verhindern, dass das globale Wirtsachftswachstum durch Cyberattacken negativ beeinflusst werde. Die absoluten Zahlen der Studie sind mit Vorsicht zu geniessen, da die Unternehmen und Staaten in der Regel nicht angeben, welche Schäden ihnen durch Cyberangriffe genau entstanden sind. Die Angaben sind darum hauptsächlich Schätzungen. So lässt sich auch die grosse Range von 375 bis 575 Milliarden Dollar erklären.



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