03.03.2016, 15:20 Uhr
Smartphone-App soll Energiestrategie 2050 vorantreiben
Die Schweizer Energieversorger wollen Techniker mit einer neuen Smartphone-App sicherer durch die elektrischen Schaltungen der Energieversorgung leiten.
Die Energiestrategie 2050 des Bundesrates sieht vor, das Energiesystem grundlegend umzubauen und alternative Energie zu fördern. Doch wenn nicht mehr einige grosse Kraftwerke, sondern viele kleine Sonnenkollektoren oder Flusskraftwerke Strom erzeugen, braucht es neue Messstellen, Informationen und Leitungen, um das elektrische Energienetz versorgungssicher zu steuern, schreibt die Hochschule Luzern (HSLU) in einer Mitteilung. Deswegen müssten in Trafostationen öfter geschaltet werden. Das Umlegen der Schaltelemente sei gefährlich, sagt René Meier, Kompetenzzentrum Distributed Secure Software Systems der HSLU: «Ein Fehler dabei kann bis heute tödlich sein». Meier hat deshalb mit IDS Schweiz ein intelligentes Softwaresystem zur Erweiterung bestehender Leittechniksysteme entwickelt. Das System soll Energietechniker per Smartphone-App sicher und gezielt durch die Schaltungen führen. Für das Projekt «Smart Energies – Energiemanagement der Zukunft», hat Meiers Forschungsgruppe die Arbeiten der Schaltteams in kleinste Schritte unterteilt. Aus jedem einzelnen Schritt wurde eine kleine Box, auf die man klicken kann. «Bisher haben die Energietechnikerinnen und Energietechniker die Unterlagen auf Papier mitgeschleppt, zukünftig gibt die App die Schritte vor», sagt Meier.
Die App stellt die Boxen in einer Art Baukastensystem automatisch zu geführten und synchronisierten Arbeitsabläufen zusammen. «Vorbereitung im Werk, Anfahrt, Vorbereitung vor Ort, sichere Schaltung, Zusatzaufträge, Rückmeldung, Rapportieren – jedes Element hat eigene Eigenschaften», sagt Meier. «Manche müssen mit anderen Teams synchronisiert, einige nur angezeigt, wieder andere vom Nutzer quittiert werden. Einige kann man unterbrechen, andere nicht.» Dazu soll das System zusätzliche Informationen, etwa eine Karte mit Anfahrtsweg, Informationen über das übergeordnete Versorgungsnetz, Typ und Schaltpläne der Anlagen oder den geforderten Typ Schutzkleidung liefern. Das Produkt wird von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gefördert und soll 2018 markttauglich sein. Andy Kreuzer, Geschäftsführer der IDS Gruppe Schweiz AG ,zählt vorteile des Systems auf: «Die Mitarbeiter in der Zentrale sind immer informiert. Wir wissen, wann welche Person vor Ort ist, weil sie es quittieren muss», sagt Kreuzer. «Und per GPS wissen wir, wo sich jedes Team befindet. So haben wir eine saubere Dokumentation, auch im Gefahrenfall.» Um sicherzustellen, dass ein Techniker auch im Notfall am richtigen Gerät schaltet, will das Forschungsteam die Anlagen zusätzlich mit Informations-Tags ausrüsten, die bei Bedarf Hinweise geben.