03.04.2006, 17:07 Uhr

Künstliches Kind im Laufgitter

Ein Konsortium von Forschungsanstalten, darunter die EPFL und Uni Zürich, will mit einem Roboterkind Maschinen das Lernen beibringen.
Durch das Dasein als Kleinkind soll Robotcub seine kognitiven Fähigkeiten schärfen und zeigen, dass er lernfähig ist.
Sie krabbeln auf dem Boden, sehen Bauklötze und Rasseln, fassen sie an, merken, dass sie sie hochheben und fallen lassen können, und hören schliesslich, dass die ganze Aktion Krach macht. Kleinkinder rund um den Globus machen diese Erfahrungen täglich und erlernen dabei wichtige kognitive Fähigkeiten. Ähnliches hat nun ein weltweites Forscherteam mit einem Roboterbaby vor. Robotcub, so der Name des künstlichen Zöglings, soll aufwachsen wie ein Mensch, Erfahrungen machen und dadurch seinen Verstand schärfen. Kurzum: Es soll ein Roboter entstehen, der lernfähig ist. Das ambitionierte Ziel wird von einem Wissenschaftskonsortium verfolgt, an dem auch die Universität Zürich und die ETH Lausanne (EPFL) beteiligt sind. Die Federführung des auf 8,5 Millionen Euro bezifferten Forschungsprojekts hat die Universität von Genua übernommen. Laut Giulio Sandini, der dort den Forschungseffort koordiniert, habe die Einsicht bei der Ausarbeitung des Projekts Pate gestanden, dass Maschinen nicht einfach Intelligenz und Verstand übergestülpt bekommen, sondern dass sie diese durch eigene Erfahrungen entwickeln sollen. Deshalb hat Robotcub auch die Grösse eines Babys. «Die mentalen Prozesse des Menschen sind stark von seinem Körper und dessen Interaktion mit der Umgebung abhängig», sagt Sandini. Anhand des Humanoiden könne man somit die «Techniken der Intelligenz» untersuchen, so der Genueser Forscher weiter. Zu diesen gehören logisches Denken, Erkenntnis, Lernen, Anpassung, Assoziation, Sprache und Kommunikation. Deshalb seien auch nicht nur Informatiker und Roboterkonstrukteure an dem Projekt beteiligt, sondern auch Psychologen, Neurologen und Physiologen an der Entwicklung des Robotcub interessiert, der erstmals 2007 das Laufgitter unsicher machen soll. Schliesslich sei gerade das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Sinnen für den Lernprozess wichtig. Die Forscher erhoffen sich, dass ein Roboter, der sich seinen Bauklotz ertastet hat, diesen auch mit den Augen besser erkennen und sehen kann. Und das sogar dann, wenn sich die Umwelt - etwa durch unterschiedliche Lichtverhältnisse - ändert.Angelegt ist das Vorhaben als Open-Source-Projekt. Wissenschaftler sind eingeladen, die Plattform für eigene Forschungen zu nutzen. Da die Erfahrungen des Maschinenwichtels extern gespeichert werden, kann dieser zu jedem Zeitpunkt seiner Entwicklung mit Aufgaben versehen werden.



Das könnte Sie auch interessieren