06.11.2009, 13:03 Uhr
IT befindet sich am Scheideweg
CIOs müssen sich jetzt entscheiden, welchen Weg sie mit ihrer IT-Strategie beschreiten wollen. Wenn das Wachstum zurückkehrt, ist es bereits zu spät, warnen die Analysten von Gartner.
«Wir befinden uns in einem der seltenen und vergänglichen Momente im Wirtschaftsleben: kurz vor der Talsohle und der Rückkehr zum Wachstum», erklärte Ken McGee, Vice President von Gartner, auf der jährlichen Fachkonferenz ITxpo in Cannes. Unternehmen sollten die Situation nutzen und die Wirksamkeit ihrer IT hinterfragen. Jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt dafür, mahnt der Analyst. «Wenn die Zeit des Wirtschaftswachstums gekommen ist, wird es zu spät sein, da Unternehmen dann wieder zu beschäftigt sind.»
Die IT-Verantwortlichen müssten sich McGee zufolge entscheiden, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen wollen. Dazu gehört jedoch, sämtliche IT-Aspekte im eigenen Unternehmen kritisch zu hinterfragen. Das betrifft Fragen von der Modernisierung der IT-Infrastruktur angesichts neuer Nutzungsmodelle wie Cloud Computing über neue projektbasierende Budgetansätze bis hin zur Rolle des CIO und der IT-Mitarbeiter.
Gemäss einer internationalen Gartner-Umfrage unter mehr als 900 CIOs gehen die IT-Verantwortlichen davon aus, dass die Wirtschaft zwischen dem ersten und dritten Quartal des kommenden Jahres wieder anziehen wird. Ob damit auch eine Aufbesserung der IT-Budgets einhergeht, ist indes fraglich. 2009 hatten die Unternehmen angesichts der weltweiten Finanzkrise ihre IT-Ausgaben um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gekürzt. Um die Vorgaben aus den Finanzabteilungen zu erfüllen, haben die IT-Verantwortlichen Verträge neu verhandelt, die Zahl ihrer Mitarbeiter reduziert und geplante Investitionen erst einmal auf Eis gelegt.
Glaubt man den Signalen aus den Chefetagen, dürfte sich an dieser Situation vorerst nur wenig ändern. Gartner zufolge stehen Massnahmen, um operative Kosten im Unternehmen zu senken, ganz oben auf der Hausaufgabenliste der CEOs. 68 Prozent bezeichneten dies als oberste Priorität, gefolgt von Umsatzsteigerungen (53 Prozent) und dem Bewahren der Cash-Reserven (45 Prozent).
Schlechte Aussichten also für die CIOs, die auf eine Erhöhung ihrer Budgets im kommenden Jahr gehofft hatten. Die Analysten raten den IT-Verantwortlichen, für die Jahre 2010 und 2011 zunächst nicht mit mehr Geld zu rechnen, als im laufenden Jahr für IT zur Verfügung stand. Zugleich müssen sich die IT-Abteilungen Gedanken darüber machen, wie sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Business effizienter unterstützen können. Trotz der beschränkten Budgets weiterzumachen wie bisher ist Gartner zufolge der falsche Ansatz.
«Viele Manager und Finanzverantwortliche glauben immer noch, dass ihre Firma zu viel Geld für IT ausgibt», warnt George Westerman, Wissenschaftler an der MIT Sloan's School of Management's Center for Information Systems Research, «beziehungsweise wünschen sich eine bessere Wirkung ihrer IT-Investitionen.» Oft würden in den Diskussionen zwischen Geschäfts- und IT-Seite die Kosten im Mittelpunkt stehen, kritisiert Westerman. Das liege jedoch daran, dass es beiden Parteien immer noch schwerfalle, in einer gemeinsamen Sprache über den Wertbeitrag und die Risiken der IT zu kommunizieren.