Amazons Sprachassistent Echo 10.11.2014, 07:47 Uhr

Gehilfe oder Spion?

Amazon bringt den sprachgesteuerten Assistenten Echo auf den Markt. Er soll laut Hersteller «Teil der Familie» sein. Datenschützer befürchten eher, dass man sich mit Echo einen Spion erster Güte in die gute Stube holt.
Amazon will einen Lautsprecher als persönlichen Assistenten im Haushalt etablieren. Der weltgrösste Online-Händler stellte ein vernetztes Gerät namens Echo vor, das nicht nur Musik abspielen, sondern auch verschiedenste Aufgaben erledigen soll. Der Lautsprecher hört auf Sprachkommandos und kann etwa auch den Wecker stellen, die Einkaufsliste ergänzen und alle möglichen Fragen mit Hilfe von Internet-Quellen wie der Wikipedia beantworten. Echo werde «Teil der Familie», heisst es am Ende eines Amazon-Werbevideos.

Um Echo zu aktivieren, muss der Nutzer erst den Namen «Alexa» aussprechen, erläuterte Amazon am Donnerstag. Das setzt allerdings auch voraus, dass die sieben Mikrofone des Geräts ständig angeschaltet sein müssen, um das Code-Wort nicht zu verpassen. Echo könne einen Nutzer auch verstehen, während der Lautsprecher gerade Musik abspielt.

Diese Always-On-Funktion dürfte Datenschützern Kopfschmerzen bereiten. Durch die sozialen Netzwerke schwappte auch schnelle eine Woge der Kritik. Krautreporter Richard Gutjahr stufte auf Twitter Echo als «super creepy« (gruselig) ein. Dass Geräte ständig ihrer Umwelt lauschen, um wünsche der Nutzer zu erfüllen, ist ein umstrittener Trend. So ruderte Microsoft bei ähnlichen Plänen für seine neue Spielekonsole Xbox One wieder zurück. Zugleich können Nutzer einiger Android-Geräte die Mikrofone ständig laufen lassen, damit sie das Aktivierungs-Kommando «OK, Google» erkennen. Nächste Seite: Konkurrenz zu Apples Siri, Google Now und Microsofts Cortana

In dem Amazon-Video (siehe unten) nennt der Echo-Lautsprecher auf Anfrage die Uhrzeit, spielt aktuelle Nachrichten ein, erzählt Witze, hilft beim Buchstabieren von Wörtern und der Umrechnung von Mengenangaben in Kochrezepten. Die Musikauswahl kann man ebenfalls mit der Stimme vorgeben, der Lautsprecher greift dabei neben Amazons hauseigenem Musikangebot auch auf eine Auswahl von Online-Radiodiensten zurück. Die Sprach-Befehle werden auf Amazons Servern in der Internet-Cloud verarbeitet. Für das Gerät kann man sich zunächst in den USA voranmelden. Der senkrecht stehende schwarze Zylinder soll 199 Dollar kosten, für Kunden von Amazons Prime-Abo die Hälfte.

Mit dem kommunizierenden Lautsprecher macht Amazon den bisher grössten Schritt in den Alltag seiner Nutzer. Die Funktionen erinnern an die persönlichen Assistenten der Konkurrenz wie Siri von Apple , Google Now oder Cortana von Microsoft. Eine zusätzliche Herausforderung ist allerdings, dass die Nutzer von Echo ohne ein Display auskommen müssen. Zugleich hat Amazon bereits Erfahrungen mit der Spracherkennung gesammelt - schon seine TV-Box Fire TV lässt sich mit Stimmbefehlen steuern.

Amazon hat sein Geräte-Angebot in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Auf die E-Book-Reader der Marke Kindle folgten Tablets, die Fernseh-Box und in diesem Jahr auch ein Smartphones. Das Fire Phone ist allerdings bisher ein teurer Flop, auf den Amazon im vergangenen Quartal 170 Millionen Dollar abschreiben musste.

Der Konzern will sich davon aber nicht entmutigen lassen. «Wir haben daraus eine Menge gelernt», sagte der für das Geräte-Geschäft in Europa zuständige Manager Jorrit Van der Meulen jüngst dem «Guardian». «Wir sind unverdrossen, aber auch nicht immun gegen Kritik.» Das Fire Phone erlaubt es unter anderem, einen fotografierten Artikel mit wenigen Klicks bei Amazon zu kaufen. Fachleute kritisierten aber unter anderem eine mitunter chaotische Bedienung des Geräts.



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