25.06.2013, 06:48 Uhr

Vodafone will 10,7 Milliarden Euro für Deutsches Kabelnetz

Der britische Mobilfunkriese Vodafone will für Kabel Deutschland 10,7 Milliarden Euro hinblättern. Er übertrumpft damit das Angebot der US-amerikanischen Cablecom-Mutter Liberty Global.
Gehört Kabel Deutschland bald Vodafone?
Der britische Mobilfunker Vodafone ist im Rennen um die Übernahme von Kabel Deutschland fast am Ziel. Die Briten bieten den Aktionären 87 Euro je Anteil. Damit werde Deutschlands grösster Kabel-Anbieter inklusive der Schulden mit 10,7 Milliarden Euro bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit. Die Führungsspitze von Kabel Deutschland empfiehlt den Aktionären, dieses Gebot anzunehmen. «Die Unternehmen ergänzen sich ideal», sagte Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein am Montag. Der Kurs der Aktie legte als einziger im MDax zu, mit einem Plus von 1,8 Prozent ging es hoch auf 85,59 Euro. Damit baute das Papier die Gewinne der vergangenen Wochen aus.

Die Vodafone-Offerte umfasst dabei 84,50 Euro plus der bereits angekündigten Dividende von 2,50 Euro je Anteil. Das Eigenkapital der Unterföhringer ist dem Gebot entsprechend 7,7 Milliarden Euro wert. Das Angebot liegt damit um 37 Prozent über dem Aktienkurs vor den ersten Spekulationen um ein offizielles Übernahme-Angebot. Bedingung für den Erfolg ist, dass Vodafone bis Ende 2014 75 Prozent der Aktien angeboten werden. Kabel-Deutschland-Aktien befinden sich weitgehend im Streubesitz, was eine Übernahme erschwert. Grösster Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund zehn Prozent. Zudem müssen die Wettbewerbsbehörden dem Kauf zustimmen. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschliessungen hat Vodafone bis Ende 2014 ausgeschlossen.

Liberty Global könnte dazwischenfunken

Offen ist, wie der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Global reagiert. Der zum Imperium des Murdoch-Rivalen John Malone gehörende Konzern könnte Vodafone noch dazwischenfunken. Die Amerikaner hatten bereits einen vorläufigen Vorschlag bei den Unterföhringern eingereicht - dabei war von einem Preis von 85 Euro je Aktie zu hören. Spekulationen über ein Interesse der beiden Konzerne gibt es bereits seit längerem. Sowohl für Liberty als auch für Vodafone wäre Kabel ein wichtiger Baustein, um das Deutschland-Geschäft auszubauen. Kabel-Chef Hammerstein wollte sich nicht zu einem möglichen Konkurrenzangebot äussern. «Fakt ist, dass wir nur ein umsetzbares Angebot auf dem Tisch haben», sagte er in einer Telefonkonferenz.

Vodafone ist in Deutschland der zweitgrösste Mobilfunker, stösst aber beim Ausbau des schnellen Internets an seine Grenzen. Noch-Chef Vittorio Colao hatte das Ziel ausgerufen, Kunden vermehrt Komplettpakete aus Telefon, Internet und Fernsehen anzubieten. Die Briten wollen in Deutschland den grossen Wurf gegen den Platzhirsch Deutsche Telekom wagen und sehen dafür in Kabel Deutschland einen guten Partner. Auch von Hammerstein sieht in dem Unterfangen ein «neues Schwergewicht auch im Wettbewerb mit der Deutschen Telekom». Die Kooperation im schnellen VDSL-Netz zwischen Telekom und Vodafone soll dadurch aber nicht gestört werden, versichert Colao. Nächste Seite: Mehr als 10 Milliarden Euro, ein fairer Preis? Vodafone ist bereit, sich den Zukauf viel kosten zu lassen und geht dabei offenbar an die finanzielle Schmerzgrenze. Analysten hatten bereits die zuletzt als Übernahmepreis gehandelten sieben Milliarden Euro als hoch eingestuft. Beim Börsengang im März 2010 hätten die Briten deutlich günstiger zugreifen können: Der Kurs der Kabel-Papiere lag damals bei 22 Euro - rund ein Viertel des Preises von heute - trotzdem hielt sich die Vodafone-Aktie am Montag vergleichsweise gut. Das Papier legte zum Handelsstart zu und gab zuletzt in einem schwachen Marktumfeld nur leicht nach.

In einer Telefonkonferenz rechtfertigte Vodafone-Chef Colao den Preis als «fair». «Das Geschäft von Kabel Deutschland ist hoch attraktiv und bietet starke Wachstumsperspektiven», sagte er. Ab dem vierten Jahr nach der Übernahme sollen durch Synergien jährlich 300 Millionen Euro eingespart werden. Zudem rechnet Vodafone damit, durch den gemeinsamen Vertrieb deutlich mehr zu verkaufen. Welche Produkte schliesslich unter welchem Namen angeboten wird, steht hingegen noch nicht fest. So weit seien die Details noch nicht ausgearbeitet, sagte von Hammerstein. Klar ist jedoch, dass Kabel Deutschland das Netzgeschäft mit den Privatkunden federführend in die Hand nehmen soll.

Zahlen deuten auf stabiles Kabel-Geschäft

Kabel Deutschland zog mit der Bekanntgabe des Übernahmeangebots auch seine Geschäftszahlen vor. Im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr legte der Kabelkonzern beim Umsatz um knapp acht Prozent auf 1,83 Milliarden Euro zu. Der Gewinn sei um 55 Prozent auf 247 Millionen Euro gestiegen. Auch beim bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA) stand ein Plus von gut acht Prozent auf 862 Millionen Euro zu Buche. Am Markt hatten Händler beim Umsatz noch etwas mehr erwartet. Das Unternehmen erwartet weiter eine stabile Entwicklung: Der Umsatz soll im laufenden Geschäftsjahr ohne Einspeiseentgelte der Öffentlich-Rechtlichen wieder um rund acht Prozent wachsen, die Marge des operativen Gewinns von 47,1 auf 48 Prozent anschwellen.

Kabel Deutschland ist in 13 von 16 Bundesländern vertreten und mit 8,5 Millionen Kundenhaushalten der grösste deutsche Kabelnetzbetreiber. In Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wird der Markt von Liberty Global mit der Tochter Unitymedia dominiert. Aus diesem Grund wäre eine Übernahme Kabel Deutschlands auch wettbewerbsrechtlich schwierig - zumal 2002 das Kartellamt den Verkauf von einigen Kabelbetreibern an Liberty untersagt hatte. Kabel Deutschland war früher einmal eine Tochter der Deutschen Telekom, musste aber wegen Auflagen im Zusammenhang mit der Privatisierung des ehemaligen Staatskonzerns abgespalten werden. Danach wanderte Kabel durch die Hände verschiedener Finanzinvestoren.



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