16.03.2016, 08:20 Uhr

Fintech-Unternehmen gehört die Zukunft. Sagen die Banken.

4 von 5 Banken sagen in einer Studie, dass FinTech-Unternehmen diverse Dienstleistungsbereiche erobern werden. Nun suchen sie nach Kollaborationsmöglichkeiten, stossen aber auf Hürden.
FinTech-Unternehmen und ihre technologiebasierten Geschäftsmodelle machen traditionellen Finanzintermediären Konkurrenz. 83 Prozent der etablierten Finanzinstitute glauben, dass junge FinTech-Unternehmen in Zukunft diverse Dienstleistungsbereiche erobern werden. Bei den Banken sind es gar 95 Prozent. Zusammenarbeit bietet grosses Potenzial. Das zeigt die Studie «Blurred Lines: How FinTech is shaping Financial Services» von PwC. FinTech-Startups rütteln am Paradigma traditioneller Finanzintermediäre. Dank innovativer Technologien bieten sie mit weniger Infrastruktur und Ressourcen die gleichen Vermittler-Dienstleistungen an wie klassische Finanzinstitute. Und das wesentlich kostengünstiger. PwC hat im Rahmen der Studie «Blurred Lines: How FinTech is shaping Financial Services» 544 Entscheidungsträger der Finanzbranche in 46 Ländern zu dieser Entwicklung befragt. 83 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass sich FinTech-Unternehmen in verschiedenen Bereichen vor klassischen Finanzdienstleistern positionieren werden. Am stärksten äussert sich dies laut 67 % in höheren Gewinnmargen der FinTech-Unternehmen, gefolgt von einer Zunahme ihres Marktanteils (59 Prozent).

Banken und Zahlungswesen: am stärksten gefordert

Der Bankensektor fühlt sich mit 95 Prozent am stärksten von dieser Konkurrenz betroffen. Auch Verantwortliche aus dem Transfer- und Zahlungswesen sind sich derer bewusst. Sie erwarten, dass der Marktanteil von FinTech-Unternehmen in den nächsten fünf Jahren um 28 Prozent zunimmt. Beim Bankwesen sind es 24 Prozent, bei der Vermögensverwaltung 22 Prozent und bei den Versicherungen 21 Prozent. «Im Bankensektor ist Automation ein Schlüsselfaktor. Traditionelle Geschäftsmodelle können damit nicht mehr mithalten», betont Andreas Eschbach, Partner und Leiter Financial Services Risk Assurance bei PwC Schweiz.

Blockchain: ungenutztes und unterschätztes Potential

Ein aktuelles Beispiel für den Automationstrend ist die sogenannte Blockchain-Technologie. «Blockchain repräsentiert den nächsten evolutionären Schritt in der Optimierung von Geschäftsprozessen und hat das Potenzial, den Wettbewerb in der Finanzbranche radikal zu ändern. Die hocheffiziente Technologie ermöglicht enorme Kostenreduktionen sowie eine erhöhte Transparenz» sagt Daniel Diemers, Partner Financial Services bei PwC Strategy& Schweiz. Im Report von PwC gehen die Meinungen in unterschiedliche Richtungen. Zwar schreiben 56 Prozent der Befragten der Blockchain-Technologie eine hohe Wichtigkeit zu. 57 Prozent sind sich dennoch nicht sicher, ob und wie sie auf diesen Trend reagieren werden.

Zusammenarbeit: Hürden überwinden

Die technologiebasierten Geschäftsmodelle von FinTech-Unternehmen stellen für traditionelle Finanzdienstleister aber nicht nur Konkurrenz, sondern auch neue Möglichkeiten dar. Das grösste Potential sehen die Befragten in der Kostenreduktion (73 Prozent), der Differenzierung (62 Prozent) und in einer verbesserten Kundenbindung (57 Prozent). Vorher müssen beide Seiten verschiedene Hürden überwinden, wie unterschiedliche Unternehmenskulturen und -prozesse, IT-Sicherheitsaspekte oder regulatorische Unsicherheiten. Die bisher am weitesten verbreitete Kollaborationsform sind Partnerschaften (32 Prozent). Das lässt eine noch immer zögerliche Haltung klassischer Finanzinstitute gegenüber FinTech-Unternehmen vermuten. «Diverse Banken verfügen inzwischen jedoch über ganze FinTech-Abteilungen und investieren stark in neue Finanztechnologien», sagt Andreas Eschbach. PwC schätzt, dass sich die globalen Gesamtinvestitionen im FinTech-Bereich innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre auf 150 Milliarden Dollar belaufen. Damit wird es für Finanzdienstleister in Zukunft schwierig werden, diesen zu ignorieren.



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