Internet-Urgestein 01.09.2020, 14:40 Uhr

25 Jahre eBay: Vom Online-Vorreiter zum Underdog

Im Online-Geschäft gehört eBay als E-Commerce-Pionier zur alten Garde. Der Konzern erlebte einen steilen Aufstieg, doch das ist lange her. Zum 25. Jubiläum dümpelt eBay im Schatten von Amazon und Alibaba vor sich hin und zählt nicht mehr zur Spitzenklasse.
eBay-Campus in Dreilinden, Deutschland
(Quelle: eBay)
Ein Vierteljahrhundert haben nicht viele Internetkonzerne auf dem Buckel, eBay zählt damit zu den Urgesteinen der Online-Ära. Nur wenige E-Commerce-Firmen haben so viel Konkurrenz kommen und gehen sehen. Aber auch die Online-Handelsplattform selbst geriet in den vergangenen Jahren immer stärker in den Schatten grösserer Rivalen wie Amazon und Alibaba.
Am Donnerstag feiert eBay sein 25. Jubiläum, doch im Zeichen von Expansion und Prosperität steht es nicht. Zuletzt gab es sogar noch einen handfesten Skandal. 

Der Anfang: ein kaputter Laser-Pointer

Ganz am Anfang stand ein kaputter Laser-Pointer. Das war der Artikel, der am 3. September 1995 auf der Website AuctionWeb vom damals 28-jährigen eBay-Gründer Pierre Omidyar eingestellt wurde. Einige Tage später gab es den ersten Zuschlag für 14,83 US-Dollar. Der verdutzte Omidyar fragte den Bieter zur Sicherheit, ob ihm bewusst sei, dass er gerade ein defektes Gerät ersteigert habe. Aber alles passte: Der Käufer war ein Sammler kaputter Laser-Pointer.
Zunächst betrieb Omidyar das Geschäft quasi im Alleingang, 1996 heuerte dann mit dem noch heute beim Konzern beschäftigten Chris Agarpao der erste Mitarbeiter an. Richtig los ging es aber erst 1997 mit der Umbenennung in eBay und der Einführung des Bewertungssystems für Käufer und Verkäufer. Im März 1998 wurde Meg Whitman als Vorstandschefin verpflichtet, die den Aufstieg des Unternehmens stark prägen sollte. Im September folgte der fulminante Börsengang an der Nasdaq, der Omidyar schlagartig zum Milliardär machte.
Wie vor dem Platzen der Dotcom-Blase üblich, reichten bescheidene Zahlen, um Anleger zu beeindrucken. Im Halbjahr vor dem Börsendebüt hatte eBay gerade einmal 348.000 US-Dollar verdient, bei einem Umsatz von 14,9 Millionen US-Dollar. Einige inzwischen vergessene E-Commerce-Rivalen wie Onstar galten manchem Analysten als das bessere Geschäft. Inzwischen konzentriert sich Omidyar auf die Rolle als Mäzen und finanziert unter anderem die durch Edward Snowden und den NSA-Skandal bekannte Investigativ-Website "The Intercept".

Grundstein für Reichtum der Samwer-Brüder

In Deutschland legte eBay nebenbei den Grundstein für den Reichtum der Samwer-Brüder: Omidyar kaufte ihnen 1999 für über 50 Millionen US-Dollar den rund ein halbes Jahr zuvor gegründeten eBay-Klon Alando ab. Die Deutschen hatten eBay in Kalifornien entdeckt und die Idee schneller in Deutschland umgesetzt als das Original den Markt betreten konnte.
eBay erreichte damals zehn Millionen registrierte Mitglieder weltweit. Heute sind es 182 Millionen aktive Käufer, zu jeder Zeit sind rund 1,5 Milliarden Angebote auf dem Marktplatz.
Es ist aus heutiger Sicht schwer zu glauben, aber es gab durchaus Zeiten, in denen eBay von Investoren deutlich höher bewertet wurde als der weltgrösste Online-Händler Amazon. Mittlerweile wirkt eBay mit einem Börsenwert von knapp 40 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu Amazon mit 1,6 Billionen wie ein Zwerg. Das ist auch einer der Gründe, warum sich die Feierlaune am 25. Geburtstag in Grenzen halten dürfte.
Konkurrenten wie Amazon und Alibaba haben die einstige Internet-Auktionsfirma, die sich über die Jahre immer mehr zu einer normalen Online-Handelsplattform entwickelt hat, längst abgehängt.

Nicht mehr in der Champions League

Zwar hat eBay derzeit einen kleinen Höhenflug, weil der Online-Shopping-Boom in der Corona-Krise starke Geschäftszuwächse beschert. Doch insgesamt ist spätestens seit der Abspaltung der wachstumsstarken Ex-Bezahltochter PayPal vor fünf Jahren klar, dass eBay nicht mehr in der Champions League der Internetkonzerne mitspielt.
Tatsächlich stehen die Zeichen weiter auf Verschlankung, jüngst erst schlug eBay seine Kleinanzeigensparte, zu der unter anderem die deutsche Website mobile.de gehört, für 9,2 Milliarden US-Dollar an den norwegischen Online-Marktplatz Adevinta los.

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Image-Schaden

Wirklich unangenehm und potenziell rufschädigend wurde für eBay jüngst eine Affäre, bei der Ex-Mitarbeiter Blogger tyrannisiert haben sollen, die das Unternehmen kritisiert hatten. Die Anklage der Staatsanwaltschaft liest sich teilweise wie das Drehbuch eines schlechten Gruselfilms.
So sollen die sechs früheren eBay-Angestellten den Verfassern eines Online-Newsletters zum Thema E-Commerce zur Einschüchterung unter anderem lebendige Kakerlaken sowie einen Trauerkranz und eine Schweinemaske geschickt haben.
Den Beschuldigten drohen nun jahrelange Haft- und hohe Geldstrafen. eBay betonte zwar umgehend in einer Stellungnahme, dass sich die Anklage weder gegen das Unternehmen selbst noch gegen aktuelle Angestellte richte. Doch aus den Gerichtsunterlagen wird deutlich, dass der Skandal Kreise bis in die Chefetage zog. Es ist zwar unklar, inwieweit das Management selbst eine treibende Kraft der Aktionen gewesen ist, doch die Klageschrift bringt eindeutig zwei Mitglieder von eBays damaligem Führungsteam damit in Verbindung.
Einer davon ist der ehemalige Leiter der Kommunikationsabteilung, er wurde im Zuge der Affäre rasch gefeuert. Bei dem anderen soll es sich brisanterweise um Ex-Vorstandschef Devin Wenig handeln, der im September 2019 abrupt seinen Rücktritt eingereicht hatte. Eine interne Untersuchung der Vorfälle habe ergeben, dass Wenigs Kommunikation unangemessen gewesen sei, teilte eBay mit, nachdem der Skandal im Juni öffentlich wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf eine vorherige Kenntnis oder Autorisierung der Einschüchterungen. 



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