Bye-bye Microspot
12.10.2023, 09:25 Uhr
Microspot wird in Interdiscount integriert
Säbelrasseln im Detailhandel: Nach STEG Electronics verschwindet nun auch Microspot von der Detailhandelslandschaft. Computerworld nennt die Details und hat eine Meinung dazu.
Geht jetzt die grosse Angst im Detailhandel um? Fakt ist, dass ab heute das Coop-Elektronikhändler-Universum – bestehend aus Fust.ch, Interdiscount.ch und Microspot.ch – eine kräftige Delle bekommen hat. Brisant ist das Ganze auch, weil eben vor nicht allzu langer Zeit das Schweizer Urgestein unter den Detailhändlern – «STEG Electronics» – seine Zahlungsunfähigkeit einräumte und dadurch sämtliche Filialen ad hoc schliessen musste.
Folgende Pressemitteilung, die wir hiermit 1:1 teilen, wurde Computerworld von der Coop-Gruppe heute zugespielt:
Folgende Pressemitteilung, die wir hiermit 1:1 teilen, wurde Computerworld von der Coop-Gruppe heute zugespielt:
«Die Onlineshops Interdiscount.ch und Microspot.ch werden zusammengeführt. Damit wird das Angebot von Interdiscount.ch markant ausgebaut. Zudem multipliziert Interdiscount sein neues Ladenkonzept auf rund 25 Standorte pro Jahr. 2026 werden dadurch bereits 80 Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz im neuen Kleid glänzen. Die Coop-Gruppe unterstützt diesen Schritt und blickt zuversichtlich in die Zukunft von Interdiscount.
Die Kund:innen von Interdiscount finden im Onlineshop des Elektronikfachhändlers zukünftig ein noch breiteres Sortiment der meistgefragtesten Produkte. Neben allen Produkten aus den Verkaufsstellen, insbesondere auch ein umfassendes Angebot an Heimelektronikprodukten und ein grosses Sortiment an Non-Food-Artikeln zu besten Preisen. Der Onlineshop Microspot.ch wird in den nächsten Monaten mit dem Onlineangebot von Interdiscount zusammengeführt.
Allen betroffenen Mitarbeitenden wird ein Jobangebot unterbreitet. Interdiscount übernimmt sämtliche Verpflichtungen von Microspot.ch wie etwa offene Bestellungen, Garantie- und Reparaturleistungen.
Gleichzeitig mit dem Ausbau des Onlineangebots investiert Interdiscount in den Ladenbau und rollt sein neues Konzept weiter aus. Dieses wurde 2022 lanciert und fokussiert auf ausgeprägte Service- und Beratungszonen im Rahmen der Omni-Channel-Konzeption: Das Angebot in den Verkaufsstellen geht Hand in Hand mit dem Onlineangebot und die individuellen Bedürfnisse der Kund:innen stehen im Vordergrund. Neue Produkte und Technologien können zudem vor Ort direkt erlebt werden. Mit diesem Konzept wird weiter auf die perfekte Verbindung von Onlineshop und stationären Läden gesetzt und der Omni-Channel-Strategie der Coop-Gruppe Rechnung getragen.»
Gleichzeitig mit dem Ausbau des Onlineangebots investiert Interdiscount in den Ladenbau und rollt sein neues Konzept weiter aus. Dieses wurde 2022 lanciert und fokussiert auf ausgeprägte Service- und Beratungszonen im Rahmen der Omni-Channel-Konzeption: Das Angebot in den Verkaufsstellen geht Hand in Hand mit dem Onlineangebot und die individuellen Bedürfnisse der Kund:innen stehen im Vordergrund. Neue Produkte und Technologien können zudem vor Ort direkt erlebt werden. Mit diesem Konzept wird weiter auf die perfekte Verbindung von Onlineshop und stationären Läden gesetzt und der Omni-Channel-Strategie der Coop-Gruppe Rechnung getragen.»
Computerworld übersetzt: Microspot wird als Händler verschwinden. Die Ladengeschäfte sowie die Online-Präsenz werden in die der Interdiscount-Filialen respektive Interdiscount-Webshops (www.interdiscount.ch) überführt. Angestellten wird ein Jobangebot unterbreitet. Wie das genau ausschaut und was passiert, wenn dies ausgeschlagen wird, steht nicht in der Pressemitteilung.
Meinung: Die fetten Jahre sind vorbei
Es steckt viel Zündstoff in der Pressemitteilung. Grund genug, diese Stück für Stück aufzuarbeiten. Dort heisst es gleich zu Beginn: «Die Onlineshops Interdiscount.ch und Microspot.ch werden zusammengeführt. Damit wird das Angebot von Interdiscount.ch markant ausgebaut.»
Fakt ist, dass sowieso schon beide Unternehmen zur Coop-Gruppe gehörten. Es ist wohl mehr eine Zusammenlegung von zwei getrennt agierenden Händlern, die mit ihren Zielgruppen schon auch unterschiedliche Anwender ansprechen. In der Praxis ist doch folglich davon auszugehen, dass eben aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen, die sich schon allein durch die Webauftritte beider Händler ergeben, auch Reibungsflächen entstehen. Die dürften dem einen oder anderen sicher nicht schmecken. Hier wird sich zeigen, wer sich besser durchsetzen kann. Sicher ist aber auch, dass wenn keine klare Kante nach aussen gezeigt wird, und Kunden dies nicht auch logisch nachvollziehen können, die angestrebten Synergien schnell verpuffen. Und dann wird eben nicht mehr viel vom «neuen Kleid, das glänzt» übrig bleiben.
Fakt ist, dass sowieso schon beide Unternehmen zur Coop-Gruppe gehörten. Es ist wohl mehr eine Zusammenlegung von zwei getrennt agierenden Händlern, die mit ihren Zielgruppen schon auch unterschiedliche Anwender ansprechen. In der Praxis ist doch folglich davon auszugehen, dass eben aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen, die sich schon allein durch die Webauftritte beider Händler ergeben, auch Reibungsflächen entstehen. Die dürften dem einen oder anderen sicher nicht schmecken. Hier wird sich zeigen, wer sich besser durchsetzen kann. Sicher ist aber auch, dass wenn keine klare Kante nach aussen gezeigt wird, und Kunden dies nicht auch logisch nachvollziehen können, die angestrebten Synergien schnell verpuffen. Und dann wird eben nicht mehr viel vom «neuen Kleid, das glänzt» übrig bleiben.
Zugutehalten darf man, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, die Aussage: «Allen betroffenen Mitarbeitenden wird ein Jobangebot unterbreitet. Interdiscount übernimmt sämtliche Verpflichtungen von Microspot.ch wie etwa offene Bestellungen, Garantie- und Reparaturleistungen.»
Genau hieran wird sich die Coop-Gruppe messen lassen müssen! Niemand verlässt seinen Posten freiwillig. Es ist doch davon auszugehen, dass Mitarbeiter gerne und mit Herz bei Microspot gearbeitet und über Jahre das Konzept respektive die Strategie mitgetragen haben.
Was aber waren denn nun die ausschlaggebenden Faktoren? Computerworld ist der Auffassung, dass das Detailhandelsgeschäft deutlich schwieriger geworden ist. Zudem gibt es, gerade auch weil die Schweiz eine sehr hohe Hardware-Durchdringung hat, starke Konkurrenz. Und die scheint derzeit, wohl aus Sicht des Konzerns, besser aufgestellt zu sein. Die Gründe im Detail:
Blei in den Verkaufsregalen: Ganz klar, die Geschäfte laufen schlecht, da muss man auch kein Hellseher sein. Von Umsätzen, wie sie während der Corona-Pandemie erzielt wurden, ganz zu schweigen. Anwender haben während der Corona-Lockdown-Phase verstärkt zu klassischen Elektronikartikeln wie PCs, Druckern, Routern oder auch TVs gegriffen. Das ist vorbei. Selbst Dauerläufer wie Smartphones mussten zuletzt einen Rückgang bei den Verkaufszahlen hinnehmen. Unterm Strich sitzt das Geld bei den Endanwendern nicht mehr so locker. Ergo bleibt die Ware im Verkaufsregal liegen.
Konkurrenz ist (noch) besser aufgestellt: Sicherlich spielt die starke Konkurrenz in Form von Digitec/Galaxus und Brack.ch eine Rolle. Man kann davon ausgehen, dass sich Coop mit dem «Zusammenschluss» von Interdiscount und Microspot schlicht und einfach gesundschrumpfen will, um so für die Zukunft (wie auch immer diese aussehen mag) gerüstet zu sein. Der Ausgang ist aber, zum jetzigen Zeitpunkt, nicht abzuschätzen.
Etwa nur eine Präventivmassnahme? Weshalb nun dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt von der Coop-Gruppe vollzogen wurde? Wir wollen für einmal nicht glauben, dass auch der Zeitpunkt, kurz nach der STEG-Insolvenz, eine Rolle gespielt hat. Trotzdem hinterlässt das Ganze einen bitteren Nachgeschmack – und zwar für die ganze Branche, dass man im merklich abflauenden Detailhandelsgeschäft ab sofort den Rotstift verstärkt ansetzt.
Konkurrenz ist (noch) besser aufgestellt: Sicherlich spielt die starke Konkurrenz in Form von Digitec/Galaxus und Brack.ch eine Rolle. Man kann davon ausgehen, dass sich Coop mit dem «Zusammenschluss» von Interdiscount und Microspot schlicht und einfach gesundschrumpfen will, um so für die Zukunft (wie auch immer diese aussehen mag) gerüstet zu sein. Der Ausgang ist aber, zum jetzigen Zeitpunkt, nicht abzuschätzen.
Etwa nur eine Präventivmassnahme? Weshalb nun dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt von der Coop-Gruppe vollzogen wurde? Wir wollen für einmal nicht glauben, dass auch der Zeitpunkt, kurz nach der STEG-Insolvenz, eine Rolle gespielt hat. Trotzdem hinterlässt das Ganze einen bitteren Nachgeschmack – und zwar für die ganze Branche, dass man im merklich abflauenden Detailhandelsgeschäft ab sofort den Rotstift verstärkt ansetzt.