05.11.2015, 11:25 Uhr
Swisscom-Gewinn bricht ein, Stellen werden ab-, Digital-Bereich aufgebaut
Das Geschäftsjahr 2015 verlief für Swisscom bisher nicht wirklich erfolgreich. Eine Schlankheitskur und der neugeschaffene Digital-Bereich sollen für wieder positive Zahlen sorgen.
Swisscom erzielte zwischen Januar und September einen Umsatz von 8,65 Milliarden Franken. Das sind 0,3 Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr, ist im Zwischenbereicht zu lesen. Ohne Firmenkäufe und -verkäufe und auf Basis konstanter Währungen erhöhte sich der Umsatz auf 1,2 Prozent. Davon entfällt allerdings nur etwa ein Drittel auf das Schweizer Geschäft. Nicht zufrieden kann die Swisscom mit der Gewinnentwicklung sein: Der operative Gewinn (EBITDA) brach um 8,1 Prozent auf 3,1 Milliarden Franken ein. Hauptgrund für diesen Rückgang ist die Rückstellung für ein laufendes Verfahren: Anfang Oktober 2015 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Verfügung der Wettbewerbskommission wegen angeblich missbräuchlicher Preise für Breitbanddienste in der Zeit bis Ende 2007 grundsätzlich bestätigt, aber die Sanktion auf 186 Millionen Franken reduziert. Swisscom stellte daher im dritten Quartal diesen Betrag erfolgswirksam zurück. Das bedeute aber nicht, dass man den Weko-Entscheid akzeptiere, sagt CEO Urs Schaeppi. Man werde ihn ans Bundesgericht weiterziehen. Ohne Sondereffekte wäre der EBITDA um 2,2 Prozent gesteigert worden, sagt Schaeppi. Noch deutlich als der ausgewiesene EBITDA sank der Reingewinn. In den ersten drei Quartalen um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, auf immer noch ansprechende 1,06 Milliarden Franken. Auch dieser Rückgang sei vor allem auf die Sondereffekte zurückzuführen, schreibt das Unternehmen.
Stellen erst auf- bald wieder abgebaut
Dennoch will Swisscom im nächsten Jahr sparen. Während sich der Personalbestand in diesem Jahr um 2,5 Prozent auf 21 603 Vollzeitstellen erhöhte, gibt es im nächsten Jahr eine Stellenreduktion. Vertrieb und Service für Privatkunden und KMU werden zusammengefasst, wie auch die Produktentwicklung und –Bereitstellung. Per 1. Juni 2016 wird im Grosskundengeschäft zudem die Zahl der Solution Center von sieben auf fünf reduziert. Wie viele und an welchen Orten Stellen abgebaut werden, kann das Unternehmen noch nicht sagen. Die wegfallenden Kompetenzen sollen teilweise vom neugeschaffenen Bereich «Digital Business» aufgefangen werden. Dieser wird vom bisherigen KMU-Chef Roger Wüthrich-Hasenböhler geleitet und soll sich um die Entwicklung neuer Angebote im internetbasierten Geschäft kümmern. Darunter fallen das Beteiligungsmanagement bestehender Geschäftsfelder wie local.ch/search.ch und neuer Geschäftsfelder wie Siroop, der geplanten Online-Plattform von Coop und Swisscom. Betreut wird zudem Swisscom Ventures und unser Outpost in Kalifornien. Vertrieb und Service des neuen Bereichs werden mit KMU- und Privatkunden zusammengeführt. Wüthrich-Hasenböhler wird ab 1. Januar 2016 nicht mehr in der Konzernleitung vertreten sein, sondern direkt CEO Urs Schaeppi rapportieren. In einem Interview mit der eigenen Kommunikationsabteilung erzählt Urs Schaeppi, dass Swisscom mit der neuen Konzernstruktur drei grundlegende Ziele verfolgt: Synergien nutzen, Freiräume für Innovationen schaffen und als wichtigstes Ziel, den Kundenservice weiter zu verbessern. Durch das Erreichen dieser Ziele soll die Schlagkraft am Markt erhöht werden.