05.03.2010, 12:03 Uhr

Sunrise fordert Glasfaser-Policy

Telekom-Anbieter Sunrise sieht den funktionierenden Wettbwerb in der Schweiz in grosser Gefahr.
Sunrise-CEO Christoph Brand hält die Rahmenbedingungen im Schweizer Telekom-Markt für nicht wettbewerbsfreundlich
Im vergangenen November hat das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) den Strategiebericht «Zukunft der nationalen Infrastrukturnetze in der Schweiz» zur Vernehmlassung vorgelegt. Darin wurde unter anderem die Entwicklung der Telekom-Netze behandelt. Dem Bericht zufolge werden in den nächsten zwanzig Jahren 40 Milliarden Franken in die Telekom-Infrastrukturen investiert. Davon entfallen 15 Milliarden Franken nach Swisscom-Schätzungen auf eine flächendeckende Glasfasererschliessung.
Sunrise vertritt die Ansicht, dass der Infrastrukturbericht die anstehenden Investitionen in die Telekommunikation und die wachsende Bedeutung der Kommunikationstechnologien in der Gesellschaft stärker berücksichtigen müsse. «Angesichts der Bedeutung der Telekom für den Wirtschaftsstandort Schweiz muss die Diskussion erweitert werden», meint Sunrise-CEO Christoph Brand. Die Rahmenbedingungen im helvetischen Telekom-Markt seien nicht wettbewerbsfreundlich und somit für private Investoren nicht mehr attraktiv, so Brand. Für marktfinanzierte Bereiche wie Glasfaserelektronik, Mobilfunkausbau oder die Ausdehnung der Entbündelung der letzten Meile sei Investitionssicherheit notwendig.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Mehr politisches Gewicht für die Telekom»
Sunrise setzt sich dafür ein, dass der Telekom auf poltischer Ebene das notwendige Gewicht beigemessen wird. Der Telekom-Anbieter hält in seiner Stellungnahme zum UVEK-Strategiebericht verschiedene Punkte fest: Bei den Glasfasernetzen müsse auf einen Parallelausbau soweit möglich verzichtet werden. Wegen den von Swisscom und den Elektrizitätswerken (EW) favorisierten Mehrfasermodellen und dem parallelen Anschluss der jeweiligen Wohnung an der EW- und Swisscom-Zentrale sei mindestens mit Mehrkosten von 30 Prozent zu rechnen. Private Anbieter dürfen beim Zugang zu dieser Infrastruktur nicht benachteiligt werden, fordert Sunrise. Der diskriminierungsfreie Netzzugang müsse für alle Marktteilnehmer gleichermassen gewährleistet sein. Des Weiteren ist das Unternehmen der Meinung, dass die Attraktivität für private Investoren im eidgenössischen Telekom-Markt erhöht werden muss. Darüber ist eine öffentliche Diskussion zu führen, heisst es. Die zentrale Rolle sollte dabei das UVEK respektive der Bundesrat übernehmen.
Der Telekom-Anbieter setzt sich daher für eine öffentliche Strategie (Policy) für Glasfaser ein. Damit will man einerseits effizienten Wettbewerb bei Technik und Diensten ermöglichen. Andererseits soll eine entsprechende Policy die Interessen der Schweiz abbilden - beispielsweise indem Überinvestitionen in den Städten nicht zu Erschliessungslücken in ländlichen Gebieten führen. Ausserdem fordert das Unternehmen eine Revision des Fernmeldegesetzes. Die Rahmenbedingungen sollten einen diskriminierungsfreien Zugang auf die Glasfasernetze gewährleisten, heisst es. Sunrise sieht hier dringenden Handlungsbedarf. Im Unterschied zum europäischen Umfeld sei hierzulande eine technologische Zugangsregulierung gesetzlich noch nicht verankert. Weiter sollte die Kostenberechnungsmethode (LRIC, Long Run Incremental Costs) der Zugangspreise auf bestehende und künftige Netze angepasst werden.

Link zum Artikel:

Harald Schodl



Das könnte Sie auch interessieren