25.11.2005, 09:20 Uhr
Führen und Steuern der IT
Wer trägt für IT Governance in einem Unternehmen die Verantwortung? Computerworld sprach mit Urs Zurfluh, Mitglied des Verwaltungsrats CSS-Versicherung und CEO von Ad Vantis.
Computerworld: Wann ist IT Governance ein wirkungsvolles Instrument?
Urs Zurfluh: IT Governance ist die Führung der Informatik durch die überliegenden Organe. Das ist primär die Geschäftsleitung des Unternehmens, aber auch der Verwaltungsrat. Bei der Informatik ist es wie in anderen Bereichen so, dass Führung ein gutes Instrument ist für ein wirkungsvolles Resultat. In der Vergangenheit liess man jedoch die Informatik eher in Ruhe. Die Folge: Die Führung der Informatik fand von unten nach oben statt.
Computerworld: Welche Voraussetzungen müssen für eine wirkungsvolle IT Governance erfüllt sein?
Urs Zurfluh: Es gibt heute einige Unternehmen, die sich IT Governance auf die Flagge geschrieben haben. Sie sind willens zu führen und das ist eine wichtige Voraussetzung, sie wenden aber zum Teil ungeeignete Methoden und Strukturen an. Damit bleibt IT Governance jedoch ein wirkungsloses Ins-trument. Führung in der Informatik bedingt jedoch, dass auch inhaltliche Kompetenz vorhanden ist. Mit inhaltlicher Kompetenz meine ich nicht, dass ich weiss, wie ein PC funktioniert. Inhaltliche Kompetenz bedeutet, die Stellhebel zu kennen, mit denen die Informatik dorthin geführt werden kann, damit sie dem Unternehmen den grössten Nutzen bringt.
Computerworld: Wie sieht hier eine gute Führung aus?
Urs Zurfluh: Führung wird häufig mit Steuerung gleichgesetzt. Technisch betrachtet ist eine Steuerung jedoch eine Ein-Weg-Führung. Hier ist jedoch eine echte Regelung besser, also Führung mit entsprechenden Feedbacks und Kontrollmechanismen. IT Governance beinhaltet eine Zielformulierung, welche auf die Unternehmensziele abgestimmt ist, und eine Strategie, die wiederum die Leitplanken festlegt, um die Ziele zu erreichen. Die Strategie hält auch auf hohem Niveau die präg-nantesten Wie-Formulierungen fest. Das kann beispielsweise die Produktionstiefe betreffen. Wie viel macht man selber, wie viel wird ausgelagert oder zugekauft.
Computerworld: Wer ist dafür verantwortlich?
Urs Zurfluh: Die Verantwortung, dass die Informatik einen effizienten Beitrag an das Unternehmensgeschehen leistet, ist aus strategischer Sicht die Aufgabe des Verwaltungsrats und aus operativer Sicht die Geschäftsleitung. Nimmt die Informationsverarbeitung einen hohen Stellenwert ein, ist es heute angezeigt, dass sich ein Verwaltungsratsausschuss mit dem Thema Informatik vertieft befasst. Viele Firmen sind sich gar nicht bewusst, wie stark sie vom Management der Informationen abhängig sind-
Computerworld: Was muss ein idealer Verwaltungsrat bezüglich der Informatik mitbringen?
Urs Zurfluh: Sein Wissen sollte alle Bereiche der Unternehmensführung abdecken, weil die Informatik in allen Disziplinen vorherrscht. Er sollte aber auch viel wissen über die rechtlichen Rahmenbedingungen und insbesondere wie man diese umsetzt. Stichworte: Datenschutzgesetz, Archivierung, Sarbanes-Oxley. Auf der anderen Seite muss er über die Kennwerte, die eine Informatik liefern kann, Bescheid wissen. Ausserdem sollte er ein guter Kommunikator sein.
Fredy Haag