Adesso Neujahrszyklus
16.02.2018, 12:05 Uhr
«Es gibt genug gute Entwickler in der Schweiz»
Der IT-Dienstleister Adesso Schweiz hat Partner und Kunden zu seinem traditionellen Neujahrszyklus geladen. Bei Jazz und Apéro diskutierten die Gäste über die IT-Trends des Jahres. Isabel Steiner von Google und Thierry Kneissler von Twint erklärten, weshalb die fünf besten Programmierer eine Firma stärker voranbringen als 50 gute.
Isabel Steiner, Product Manager bei Google Schweiz, erklärte am Adesso Neujahrszyklus, wie man gute Programmierer für sein Unternehmen begeistert.
(Quelle: NMGZ)
Kunden, Partner und Mitarbeiter haben sich Ende Januar zum alljährlichen Neujahrszyklus von Adesso Schweiz getroffen. Die rund 200 Gäste des Dienstleisters diskutierten über die IT-Trends des Jahres und wie sie das Business beeinflussen werden. Gesprächsstoff gab es genug. So warf zu Beginn Gastgeber Hansjörg Süess, zur Begrüssung die Frage in den Raum: «Business Transformation. Done?»
Für den CEO von Adesso Schweiz hat der digitale Wandel in der Wirtschaft erst begonnen. «Die Business Transformation ist ein fundamentaler Wandel in den Unternehmen. Die Beziehungen zu Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft werden derzeitig komplett neu definiert», sagte Süess. Daher müsse man das Business neu denken, um die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung auf eine Art zu nutzen, die es erlaubt, das Geschäft komplett zu transformieren.
Besser wenige, dafür top Entwickler an Bord holen
Was das konkret bedeutet, veranschaulichten Isabel Steiner und Thierry Kneissler. Steiner, heute Produktmanagerin bei Google, erzählte anhand anhand von Anekdokten, unter anderem als CTO der E-Commerce-Plattform Siroop, wie man ein digitales Business aufbaut und vor allem: Wie man die technischen Mitarbeiter hält.
«Fünf gute Entwickler sind besser als 50 mittelmässige Programmierer», betonte Steiner. Von denen gebe es genug in der Schweiz, beantwortete Steiner eine Nachfrage aus dem Publikum, ob es denn hierzulande überhaupt ausreichend Top-Programmierer gebe.
Fehlerkultur und Hackathons
Wichtig sei, dass man Entwicklern Freiräume biete. Kontrolle sei hingegen Zeitverschwendung, erklärte Steiner und brach eine Lanze für eine offene Kultur der Fehler. Diese müssten sogar passieren, nur dadurch könne eine Entwicklung stattfinden. «Wenn man keinen Fehler macht, hat man nicht genügend Risiko auf sich genommen», betonte Steiner.
Auch mit zusätzlichen Möglichkeiten sich auszuprobieren, könnten Firmen gute Entwickler an an Bord holen und an sich binden, führte die ehemalige Technik-Chefin von Siroop weiter aus. Mitarbeiter wollten sich gerne mit ihrer Firma identifizieren und an Projekten arbeiten, die sie persönlich interessierten. Steiner empfahl etwa Hackdays zu veranstalten. Mit diesen könnte eine Firma den Mitarbeitenden etwas zurückgeben und die Programmierer wiederum ihre Ideen ausprobieren. Lohn und Boni seien hingegen keine Top-Motivatoren.
Zeit der Fintech-Start-ups ist vorbei
Auf Steiner folgte Thierry Kneissler auf die Bühne, CEO des Payment-Dienstes Twint. Eine Lösung die Banking, Payment und Mobile Services in sich vereint. Entsprechen spann Kneissler den Bogen von der Finance-Branche bis hin zum Verkaufspunkt im Ladengeschäft.
Vor drei bis vier Jahren seien Start-ups im Finance-Umfeld ein grosses Thema gewesen, heute nicht mehr, sagte Kneisser zu Beginn und stellte klar: «Die Zeit der Fintechs ist vorbei.»
Die neuen Mitbewerber: Walmart, Alipay, WeChat
Interessant seien hingegen die neuen Mitbewerber im Payment-Bereich wie etwa die grossen chinesischen Player WeChat und Alipay. Es sei eine Frage der Zeit, bis diese Dienste nachhaltig in die Schweiz kämen. In den USA wiederum spiele die Supermarktkette Walmart eine gewichtige Rolle. «Das Interessante daran ist, dass keiner dieser Payment-Anbieter eine Bank ist», hob Kneissler hervor.
Ein weiterer Trend sei die Kooperation innnerhalb von Ökosystemen. Im Fall von Payment-Lösungen also Banken, Handel und Technologiefirmen. Hier habe in den vergangenen Jahren ein enormes Umdenken stattgefunden. Branchenübergreifende Zusammenarbeit werde immer üblicher, fasste Kneissler zusammen. Im Falle von Twint war es etwa die Zusammenarbeit mit UBS, um deren Lösung Paymit in Twint zu integrieren, sowie weiteren Banken, welche die Lösung ihren Kunden anbieten.
Reichlich Erfahrungen gesammelt
Kneissler teilte einige seiner mit dem Projekt Twint gesammelten Erfahrungen mit dem Publikum. So eigneten sich kleine Teams besser für neue Projekte als grosse. «Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Ideen zerfleddern wenn man zu viele Leute von Beginn weg involviert.» Besser sei es, wenn zwei bis drei Mitarbeiter eine Idee ausarbeiteten und dem restlichen Team präsentierten.
Beim Thema Fehlerkultur pflichtete Kneissler seiner Vorrednerin bei. «Wir haben in den letzten vier Jahren 1000 Fehler gemacht. Aber dies sei essenziell gewesen. Wenn man keinen Fehler macht, bewegt man sich nicht und es entsteht keine Innovation.»
Wichtig sei, dass man eine Kultur schaffe, die es den Mitarbeitern erlaubt Fehler zu machen. Wenn man Mitarbeitern sagt, Du hast einen Fehler gemacht, Du bist schlecht, spricht sich das sofort herum. Bei Twint rede man über Fehler, diskutiere Lösungen und setze diese um.
Schnelligkeit wichtig
Geschwindigkeit bei der Produktlancierung stehe im Vordergrund. Auch mit einem zu Beginn fehlerhaften Produkt. «Mit den ersten zwei drei Versionen von Twint wollten wir nicht auf dem Markt sein», sagte Kneissler. Grund waren Bugs, die mit jeder neuen Variante ausgemerzt wurden.
Zu Beginn eines Produkts zähle Schnelligkeit bei der Entwicklung und der Lancierung mehr als die Qualität. Sonst drohe die Gefahr, dass ein Mitbewerber die Nische besetze. Kunden seien aber bereit, ein Produkt von Beginn an auch mit Schwächen zu nutzen. Sofern diese im Laufe der Zeit ausgeglichen würden.
Heute sei die erzielte Qualität ein wichtiges Asset für Twint. Immerhin haben inzwischen laut Kneissler zwischen 600 000 und 700 000 Usern die Payment-Lösung derzeit in Gebrauch.
Diskussion bei Häppchen und Jazz
Die Vorträge von Thierry Kneissler und Isabel Steiner boten reichlich Diskussionsstoff. Entsprechend wurden beide Referenten beim anschliessenden Apéro immer wieder von den Gästen umringt und in Gespräche verwickelt. Bei Wein, feinem Essen und Live-Jazz liessen die Besucher den Abend ausklingen.
Alle Bilder des Abends zeigt Adesso Schweiz in einer Bildergalerie.
Der nächste Adesso Neujahrszyklus findet am 31. Januar 2019 statt.