25.02.2013, 12:18 Uhr

Fünfsterne-WLAN in Zermatt

Der Boom mobiler Geräte und die hohen Gästeansprüche bringen immer mehr Hotellerie-WLANs ans Limit. Im Zermatter Schlosshotel sorgt ein hoch­modernes WLAN-System selbst bei starker Auslastung für Ausfallsicherheit und maximalen Durchsatz.
Im Zermatter Schlosshotel sorgt ein hoch­modernes WLAN-System selbst bei starker Auslastung für Ausfallsicherheit und maximalen Durchsatz
Der Autor ist Product Manager bei der Studerus AG. Für die meisten Schweizer Luxushotels gehört ein drahtloses Internetangebot wie selbstverständlich mit dazu. «Ein Hotelzimmer ohne Dusche bringst du problemlos an den Gast. Mit einem Zimmer ohne Wireless hast du aber keine Chance», so Alex Perren, Inhaber des neu eröffneten Viersternehauses Schlosshotel. Zum Glücklichsein braucht es heute tatsächlich mehr als eine traumhafte Bergkulisse und frische Höhenluft – auch Smartphones, Tab­lets und Laptops gehören als ständige Begleiter dazu. Eine vierköpfige Familie zum Beispiel bringt im Schnitt ca. zehn MAC-Adressen mit. Für Alex Perren war der Umbau des Hotels im Sommer 2012 damit der ideale Zeitpunkt für die Realisierung einer zukunftssicheren Wireless-Infrastruktur. Bei der umfassenden Renovation wurde das Hotel durch einen grosszügigen Neubau ergänzt und in der Wintersaison 2012/2013 unter dem neuen Namen Schlosshotel wieder eröffnet – inklusive komplett neuer WLAN-Infrastruktur.

Zufriedene Gäste dank 24-h-Internet

Die alte WLAN-Infrastruktur im Schlosshotel bestand aus einzelnen Access Points (APs) und einem kleinen Router mit Repeater. Das System war störanfällig und die Leistung gerade im dicht besiedelten Zermatt durch Störungen zwischen den bestehenden Zellen bzw. WLANs des Öfteren beeinträchtigt. Die Performance insgesamt war starken Schwankungen unterworfen. Zudem war ein Grossteil des Hotels gar nicht mit WLAN abgedeckt. «Wir wollten auch bei hoher Gästedichte eine optimale Performance sicherstellen und eine ausfallsichere Verbindung garantieren. Ein 7x24-Stunden-Betrieb trotz vieler Gästewechsel und mit Geräten, so vielfältig wie unsere Gäste und deren Nationalitäten», erklärt Hotelchef Perren. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Neue Channel-Blanket-Technologie

Neue Channel-Blanket-Technologie

Die Familie Perren hatte in einigen ihrer Hotels und Ferienwohnungen bereits positive Erfahrungen mit der Extricom-WLAN-Technologie gemacht und wählte auch für das neue Schloss­hotel diese Technik. Der entscheidende Unter­schied: Eine klassische WLAN-Architektur wird aus einzelnen Funkzellen aufgebaut. In jeder Funkzelle steht ein AP, der gleichzeitig Sender und Empfänger ist. Für gros­se Flächen oder mehrere Stockwerke braucht es zahlreiche Funkzellen bzw. APs. Ist ein WLAN-Client – etwa ein Smartphone oder Tablet – im WLAN-Netzwerk unterwegs, wird er von AP zu AP weitergereicht und wechselt dabei ständig den Kanal (siehe Grafik: A). Bei diesem «Handover» kann es zu Verzögerungen oder Unterbrüchen kommen. Die patentierte Channel-Blanket-Technologie unterscheidet sich von der klassischen WLAN-Architektur in der Funktionsweise der Geräte und im Aufbau des gesamten WLANs. Das Handover zwischen den APs fällt gänzlich weg. Jeder Funkkanal (z.B. die Kanäle 1, 6 und 11 auf 2,4 GHz) kann überall und an jedem AP verwendet werden (siehe Grafik: B). Ein mobiles Gerät bleibt so stets auf dem gleichen Kanal und das, obwohl sich der Anwender auf dem gesamten Stockwerk oder sogar über mehrere Stockwerke/Gebäude hinweg frei bewegt. Der Client sieht dabei immer dieselbe MAC-Adresse, nämlich die des WLAN-Switches.

Detaillierte WLAN-Planung

Mit der Umsetzung wurde der Dienstleister Altaica Informatik GmbH beauftragt, ein langjähriger IT-Partner der Familie Perren. Vor der WLAN-Installation war jedoch eine saubere Planung der gesamten IT-Ausstattung und Gebäudeverkabelung unerlässlich. Bei der Ausmessung wurden alle hoteleigenen Systeme mit einbezogen. Da sich mit der Totalrenovation jedoch die gesamte Gebäudestruktur und somit auch das WLAN-Verhalten verändern würde, konnte das WLAN nicht wie sonst üblich messtechnisch konzipiert werden, sondern musste grösstenteils auf dem Reissbrett und mit Simulationen geplant werden. Dafür zog der IT-Dienstleister die Wistec GmbH als Spezialistin für die entsprechenden computergestützten Planungs-Tools bei. Nach der Erstellung sauberer Netzwerk- und WLAN-Abdeckungspläne ging es an die Umsetzung. Um hohe Datenraten zu garantieren, mussten genügend APs platziert werden. Aus diesem Grund war es wichtig, bereits bei der Renovation eine hohe Dichte an Netzwerkanschlüssen vorzusehen und die Netzwerkdosen dort zu platzieren, wo später die APs sitzen würden – Funktionalität hatte klar Vorrang vor Ästhetik. Die Anbindung der Extricom-Switches an die Dosen geschah über Kat-6-Ethernetkabel. Die Verbindung zwischen den Gebäuden bzw. dem Master-Switch und den Edge-Switches, wurde mit Glasfaser realisiert. Für die Internetanbindung setzte man auf DSL-Anschlüsse mit genügend Bandbreite und, wegen der Ausfallsicherheit, auf zwei verschiedene Anbieter. Auch die WAN-Anschlüsse der Firewall wurden so konfiguriert, dass das System bei Ausfall eines DSL-Anschlusses über die Zweitleitung weiterbetrieben werden kann. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Zentrale Konfiguration & Sicherheit

Zentrale Konfiguration & Sicherheit

Die Konfiguration der APs geschah einzig und allein auf dem zentralen Master-Switch, der bis zu 8 Edge-Switches à 16 APs kontrollieren und verwalten kann (siehe Grafik: C). Die APs mussten nicht einzeln konfiguriert werden und sind via PoE (Power over Ethernet) mit Strom versorgt. So lassen sie sich jederzeit einfach ersetzen. Damit die Gäste keinerlei Zugriff auf sensible Daten haben, wurden die Benutzergruppen auf der Firewall sauber getrennt. Die Extricom-Lösung erlaubt es aber auch, dass sich Gäste und Mitarbeiter jeweils auf einem eigenen Channel-Blanket bzw. VLAN einloggen. Die Internetnutzungsprotokolle im Schlosshotel zeigten, dass mit Abstand der grösste Teil der Last auf das Konto von Film-, TV- und Musik­Streaming geht. Diese Anwendungen erfordern einen hohen Durchsatz und viel Bandbreite. Da die Extricom-APs auf den gleichen Kanälen funken, stören sie sich nicht gegenseitig – im Gegenteil. Sie können für einen maximalen Durchsatz sogar näher beieinander platziert werden. Da jeder AP über mehrere Radios verfügt, kann er auf allen Kanälen (auf 2,4 und 5 GHz) gleichzeitig senden und erreicht einen sehr hohen Nettodurchsatz.

Fazit und Ausblick

Ein WLAN ist immer dynamisch. Fremde WLANs in der Umgebung und bauliche Veränderungen wirken sich direkt auf das System aus. Zur Dokumentation und als Beleg für die gute Qualität führte die Wistec GmbH daher eine Abschlussmessung mit Abnahmeprotokoll durch. Das System im Hotel läuft seit der Eröffnung sauber und zuverlässig. Der Support ist dank zentralisierter Konfiguration einfacher und um ein Vielfaches schneller als bei einer zellenbasierten WLAN-Infrastruktur. Der zentrale WLAN-Switch (Controller) vereinfacht zudem die Fehlersuche. Das spart über die gesamte Lebensdauer Aufwand und Kosten. Zur Ausfallprävention überwacht Altaica als Dienstleiter die Installation remote und hat passende Ersatz-Hardware auf Lager. Diese High-End-Lösung hat zwar ihren Preis, Hotelinhaber und IT-Dienstleister sind sich aber darin einig, dass sich die Investition in die maximale Ausfallsicherheit letztlich auszahlt.
Das Projekt
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Projektdauer
- ca. 4 Wochen
Beteiligte Firmen 
- Altaica Informatik GmbH, Wistec GmbH, Studerus AG (Vertrieb)
Amortisierung 
- Über das alltägliche Hotel­geschäft (Vermietung von Zimmern/Konferenzräumlichkeiten), Dienstleistungen und Gästegewinnung dank Servicesteigerung


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