30 Jahre Hassfreundschaft
12.08.2015, 19:26 Uhr
Multi-Milliardäre Marc Benioff und Larry Ellison
Früher waren sie engste Freunde. Heute fliegen bei jeder Gelegenheit die Fetzen. Wie eine innigen Männerfreundschaft in die Brüche ging: Oracle-Gründer Larry Ellison und Salesforce-Chef Marc Benioff.
Die bitterbösen Frotzeleien zwischen Oracle-Gründer Larry Ellison und Salesforce-Pionier Marc Benioff gehören zu den unterhaltsamsten Skandalgeschichten, die das Silicon Valley seit Jahren zum Schmunzeln bringen. Dabei fing alles ganz harmlos an, sozusagen in bester Freundschaft. Niemand konnte ahnen, dass sich die beiden Alpha-Tiere mal so böse beharken würden, wie sie es heute tun. Mit 23 Jahren heuerte Benioff bei Oracle an. Drei Jahre später war er der jüngste Vize Präsident der Unternehmensgeschichte und verdiente bereits 300.000 Dollar pro Jahr, vor allem dank seines grosszügigen Mentors Larry Ellison. Benioff wurde Ellisons bester Freund. "Die beiden segelten gemeinsam durchs Mittelmeer, bestaunten die Kirschblüte in Japan und trafen sich sogar gemeinsam mit ihren Freundinnen", schrieb Carlyle Adler in Fortune. Die beiden heutigen Multi-Milliardäre standen sich so nahe, dass schnell alle möglichen Gerüchte die Runde machten, berichtet der Business Insider. Die einen wollten erfahren haben, dass Benioff eigentlich Larry Ellisons Neffe sei. Die anderen glaubten zu wissen, dass Ellison früher der Babysitter von Benioff gewesen sei und dass Benioff als kleiner Junge regelmässig das Auto von Ellison gewaschen habe. Als Benioff schliesslich sein eigenes Ding durchziehen wollte und 1999 die heutige Cloud-Grossmacht Salesforce gründete, gab ihm sein Vorgesetzter Ellison volle Rückendeckung. Benioff arbeitete Vormittags für Salesforce und Nachmittags für Oracle - kein Thema. Benioff durfte sogar ein 6-monatiges Sabbatical nehmen, um mit seinem Baby Salesforce alles besser auf die Reihe zu bekommen. "Larry Ellison war mein Mentor und mein bester Freund", schrieb Benioff in seinem Buch "Behind the Cloud", das 2009 auf der Dreamforce in San Francisco zum ersten Mal präsentiert wurde. Und das war offensichtlich ganz ehrlich gemeint. Salesforce war dabei, weit vor der Konkurrenz ein CRM (Customer Relationship Management) für die Cloud zu entwickeln. Und der Visionär hiess Marc Benioff. Ellison investierte zwei Millionen in das noch junge Unternehmen und trat dem Aufsichtsrat bei. Die enge Freundschaft zwischen den beiden Charismatikern erhielt jedoch einen ersten Dämpfer, als Benioff Wind davon bekam, dass Ellison mit seiner Oracle insgeheim ebenfalls an einem CRM laborierte. Das fand der junge Salesforce-Gründer nun gar nicht witzig und er bat Ellison, den Aufsichtsrat zu verlassen. Der konterte cool: Ich fände es besser, du würdest mich feuern, denn dann kann ich meine Salesforce-Aktien behalten. Nach einigen Rangeleien verliess Ellison schliesslich den Aufsichtsrat. "Ich bin der Einzige, der von sich behaupten kann, Larry Ellison gefeuert zu haben", brüstete sich Benioff daraufhin gegenüber Fortune. Marc Benioff bewies das goldene Näschen und erkannte vor allen das riesige Potenzial der Cloud. Ellison, der die Cloud lange Zeit fahrlässig unterschätzte, hat ihm das nie verziehen. Für den Oracles-Gründer waren das kindische Spielereien. Fluch des Erfolges: Noch vor einigen Jahren verkaufte Ellison seine Exadata-Appliance als "Cloud in a Box" und nannte Salesforce despektierlich das "Rattenloch der Cloud". Benioff konterte selbstbewusst: "Larry, du kapierst es einfach nicht, Clouds laufen nicht in Boxen". Spätestens da waren aus den ehemaligen Busenfreunden erbitterte Konkurrenten geworden. Der Streit eskalierte auf der Oracle Open World 2011, als Ellison seinen alten Kumpel Benioff, der dort eine Keynote halten sollte, kurzerhand rausschmiss. Laut Gerüchten aus Sorge, Benioff könnte eine unterhaltsamere Keynote halten als er. Dabei sind beide grosse Entertainer. Das heisst, eigentlich schmiss er Benioff nicht raus, sondern verlegte dessen Auftritt auf das Ende des allerletzten Tages. Der düpierte Benioff: "Da kann ich meine Keynote ja gleich auf Alcatraz halten". Ab und an findet jedoch auch Benioff freundliche Worte für seinen alten Mentor Ellison. Gezwungenermassen, denn das gesamte Cloud-Geschäft von Salesforce läuft auf - was sonst - Datenbanken aus dem Hause Oracle.